Statement des Drehbuchautors Holger Joos

Drehbuchautor Holger Joos
Drehbuchautor Holger Joos | Bild: BR / Joos

»Die Idee zu 'Freies Land' entstand vor rund drei Jahren, als ich eine Dokumentation über Peter Fitzek sah, in der er sich vor seinen zahlreichen Anhängern zum obersten Souverän des 'Königreich Deutschland' krönen ließ. Fasziniert von der Ernsthaftigkeit seiner Anhänger, die soeben ihren König gekrönt hatten, fragte ich mich: Was erhoffen sich diese Menschen? Warum bezahlen sie Geld, um Deutschland hinter sich zu lassen und als Bürger im 'Königreich Deutschland' aufgenommen zu werden?

Die Antworten darauf waren ebenso vielschichtig, wie die Menschen, die allgemein als 'Reichsbürger' bezeichnet werden. Beginnend mit dem, der die Verfassung der BRD leugnet, um vermeintlich keine Strafzettel mehr zahlen zu müssen, bis zu jenem, der sein eigenes Königreich gründet und sich von anderen finanzieren lässt.

In 'Freies Land' folgen wir den Ermittlern Leitmayr und Batic in eine dieser Welten, in der ihre Autorität nicht anerkannt wird und in der, wie im Wilden Westen, eigene Gesetze gelten. Es war spannend zu beobachten, wie die beiden reagieren, wenn sie mit den absurden Theorien konfrontiert werden, mit denen die 'Freiländer' ihre Existenz begründen. Wie sie auf unterschiedliche Weise versuchen, ein Verbrechen aufzuklären und immer wieder an der unverrückbaren Gedankenwelt der 'Freiländer' abprallen.

Dabei will 'Freies Land' kein Aufklärungsfilm über die Reichsbürgerszene sein, kein Film, der sich an einem Thema abarbeitet, das ohnehin nicht in einem einzigen Film erklärt werden kann. Vielmehr erzählen wir die Schicksale jener Gruppe Menschen, die aus der Gesellschaft gefallen und verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind. Es ist eine Geschichte über Liebe und Verrat an einem Ort, der einfache, klare Antworten auf eine komplizierte Welt bietet. Ein Ort, an dem sie wieder jemand sind und den sie deshalb mit allen Mitteln verteidigen werden.

Somit berührt 'Freies Land' am Ende die Frage, ob die Reichsbürger wirklich das Problem sind oder nicht vielmehr nur ein Symptom einer sich immer weiter zersplitternden Gesellschaft, in der sich immer mehr Menschen abgehängt und verloren führen.«

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