Interview mit Schauspieler Robert Atzorn zum Tatort: Schattenspiel

Das Erste: Durch den Tod des Angolaners Waputo wird Kommissar Casstorff unversehens mit ganz globalen politischen Problemen konfrontiert. Die Situation der Abschiebehäftlinge nimmt ihn sichtlich mit. Wie denken Sie persönlich über dieses Thema?
Robert Atzorn: Es belastet mich; insbesondere wenn ich an die Armut und das Elend in Afrika denke; das macht mich hilflos, denn sämtliche Hilfsmaßnahmen scheinen immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Es wäre ein globales Umdenken erforderlich, quasi ein Bewusstseinssprung weg vom kapitalistischen Denken zu einer Gesellschaftsform, die humane Werte wie Verständnis und Unterstützung in den Vordergrund stellt. Die Ausbeutung der dritten Welt ist katastrophal und wir werden die Auswirkungen zu spüren bekommen.

Der junge Marihuana-Züchter erinnert Casstorff an seinen Sohn, nicht wahr?
Sicher tauchen väterliche Gefühle bei Castorff auf. Drogenprobleme hatte sein Sohn zwar keine, aber natürlich denkt er an die Kämpfe und Abnabelungsprozesse zwischen ihm und seinem Sohn Daniel.

Der Kommissar stößt hier klar an seine Grenzen. Er kann zwar den Mord aufklären, die Abschiebung des Jungen jedoch nicht verhindern. Wie hat Ihnen die Erzählweise der Autoren gefallen?
Eigentlich liebe ich persönlich Filme mit Happyend, damit ich zufrieden nach Hause gehen kann; hier jedoch gibt es keinen versöhnlichen Schluss wegen der tatsächlichen Abschiebung der Hauptfigur, und damit wird das Thema nicht verharmlost, sondern konsequent zu Ende gebracht. Die Realität sieht leider so aus! Der Zuschauer wird also nicht in Zufriedenheit entlassen, sondern wird sich weiter damit beschäftigen müssen .

Casstorff hat in Wanda Wilhelmi jetzt jemanden, mit dem er seine Sorgen teilen kann. Der traumatisierte Holicek bekommt aber zunächst wenig Beistand vom Kollegen. Überfordert diese Situation ihn emotional?
Casstorff ist nicht emotional überfordert, er ist von Holiceks abstruser Geschichte überfordert. Die Verzweiflung Holiceks, seine Trinkexzesse, seine unkontrollierten Ausbrüche sind für Casstorff nicht plausibel genug, ihm die 20 Jahre alte Geschichte zu glauben. Schließlich muss Casstorff aber einsehen, seinen Freund unterschätzt zu haben, und er entschuldigt sich ja auch für sein mangelndes Verständnis.

Der Kommissar vermisst in all dem Chaos die Unterstützung seiner Mitarbeiterin Jenny. Wird Sie wiederkommen oder wird es einen Ersatz für sie im Ermittlerteam geben?
Jenny wird wiederkommen; sie ist nach ihrem Lehrgang zum LKA gegangen und wird in die nächsten Fälle wieder mit einbezogen.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Claudia Garde erlebt, die ja bereits sehr Tatort-erfahren ist?
Sie war die erste Frau, die Regie geführt hat, nach mehreren männlichen Regisseuren und es war äußerst angenehm mit ihr zu arbeiten. Sie hat sehr klare Vorstellungen und eine Erzählweise entwickelt, die ein äußerst spannendes Ergebnis hervorgebracht hat. Ich freue mich darauf, im nächsten Jahr eine neue Folge mit ihr zu drehen.

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