Interviews zu "Hubert ohne Staller – dem Himmel ganz nah"

"Entweder man lacht oder man schweigt"

Nachdem der Hausmeister (Nikolaus Frei, hinten) eines Wolfratshauser Mietshauses Schreie gehort hatte, finden Hubert (Christian Tramitz) und Girwidz (Michael Brandner) die Leiche eines jungen Mannes und eine Million Euro in bar.
Nachdem der Hausmeister eines Wolfratshauser Mietshauses Schreie gehort hatte, finden Hubert und Girwidz die Leiche eines jungen Mannes und eine Million Euro in bar. | Bild: ARD / Thomas Neumeier

Zum Spielfilm "Hubert ohne Staller – dem Himmel ganz nah" haben wir lange mit Doris Schretzmayer, Marlene Morreis, Christian Tramitz und Michael Brandner gesprochen.

Der Beginn des Films kann komischer und skurriler nicht sein. Wie war die Zusammenarbeit am Set, schließlich gab es ja diesmal zwei Ermittlerteams?

Michael Brandner: Gottseidank komisch und skurril.

Christian Tramitz: Die Zusammenarbeit mit den österreichischen Kolleginnen war sehr gut, aber dass das funktioniert, wusste man ja schon seit DÖF (Deutsch österreichisches Feingefühl: Ich düse im Sauseschritt, Neue-Deutsche-Welle-Hit von 1983).

Marlene Morreis: Sehr harmonisch, soweit das bei Sturköpfen wie uns Vieren geht … Wir hatten Glück, und die ersten Szenen, die wir gedreht haben, da haben wirklich nur wir Vier gespielt. Was super war, weil uns das die Zeit gab auszuloten, wie wir miteinander funktionieren. Mit dem Humor hatte ich keine Probleme, das hat gleich gepasst. In den Szenen wie auch drumherum.

Doris Schretzmayer: Herrlich war‘s. Am liebsten würde ich gleich Teil 2 drehen! Der Humor der Serie liegt mir sehr. Und wenn‘s dann auch zwischenmenschlich so gut passt, dann ist das die beste Ausgangssituation. Ich konnte mich jederzeit auf die Kooperation und das feine Gespür der beiden Hauptdarsteller verlassen; sie kennen ihre Figuren so gut und jede kleine Textänderung oder Unsicherheit wurde umgehend mit den beiden besprochen und zum Wohlgefallen aller gelöst. Man hat als Gast in diesem Format im Hinterkopf dann ja auch immer die Folgen, die man in der Vergangenheit gesehen hat, und plötzlich ist man Teil davon und agiert ähnlich skurril wie es die Figuren in dieser Serie eben tun. Super!

Hubert und Girwidz sind mittlerweile ein über die Jahre eingespieltes Ermittlerteam; die Fans lieben den besonderen Humor der Serie. Frau Schretzmayer, Frau Morreis, wie bereitet man sich auf die Rolle des konterkarierenden Ermittlerteams vor? Haben Sie erst einmal ein paar Folgen "Hubert ohne Staller" angeschaut, oder einfach losgelegt und sind quasi in die Humor-Offensive gegangen?

Marlene Morreis: Ich bin ja vor Jahren schon mal bei einer Episode dabei gewesen, daher war mir ganz klar, wie der Humor funktioniert, und das Zusammenspiel, vor allem am Set. Ich dachte mir, nachdem Kollegin Gabler sehr viel flirtet, lege ich meine Figur eher trocken und schwarzhumorig an.

Doris Schretzmayer: Ich kenne den Humor der Serie und wusste, worauf ich mich einlasse. Dementsprechend groß war die Freude, einen Monat lang bei den Dreharbeiten mit diesem Humor jeden Tag umzugehen und ihn zu erforschen – und ihm gerecht zu werden.

Schon zu zweit kommen sich Hubert und Girwidz in die Wolle, wie geht Ermitteln zu viert? Und welche Rolle spielt dabei der Humor?

Michael Brandner: Dem Humor geht es dabei prächtig, jeder findet zuverlässig seine Wolle.

Marlene Morreis: Naja, es bekommt sich ja fast jeder mit jedem in die Wolle (lacht). Natürlich muss das humoristisch schon passen, jeder hat ja einen eigenen Sinn für Humor, aber weil Hubert und Girwidz humoristisch ja gesetzt sind, muss man sich da natürlich anpassen. Hat meiner Meinung ganz gut geklappt. Trockenen Humor kann ich, glaube ich!

Doris Schretzmayer: Die beiden Teams haben erstmal überhaupt keine Lust auf irgendeine Form der Zusammenarbeit. Alle vier haben das Gefühl, es wird ihnen etwas zugemutet, was man eigentlich nicht mag und was einem gerade so gar nicht in den Kram passt. Das ist natürlich eine super Ausgangssituation für eine Komödie.

Gibt es Unterschiede zwischen dem oberbayerischen Humor und dem Humor in Österreich?

Michael Brandner: Nur in der Sprache und dem Grad der Betroffenheit.

Christian Tramitz: Ich glaube, die Humoreinteilung in deutsch, bayerisch, norwegisch, österreichisch usw. ist ein Relikt aus der Humorsteinsteinzeit. Mittlerweile, durch viele Streamingdienste begünstigt, ist der Humor internationaler geworden, sogar der deutsche – und man entwickelt sich selbst auch humormässig.

Doris Schretzmayer: Vor allem der Humor von Christian Tramitz, mit dem ich auch die meisten Szenen im Film habe, liegt mir sehr. Zudem kommt, dass wir beide bei der Arbeit gerne wortkarg sind, wir sind also keine Plaudertaschen – eine wunderbare Situation, für mich eigentlich ideal. Entweder man lacht oder man schweigt. So war das bei uns. Fantastisch!

Marlene Morreis: Nein, wir haben in den Bergen rund um den Sylvensteinspeicher und Bad Tölz gedreht. Ich bin ja Österreicherin aber schon seeeeehr lange in Bayern, und ich finde, dass sich die beiden Regionen humoristisch schon sehr ähnlich sind. Ich denke, der Österreicher wie der Bayer nehmen ihren Humor sehr ernst, im wahrsten Sinne des Wortes.

Sie haben hoch oben in den Bergen gedreht. Wie haben Sie die Dreharbeiten in dünner Luft erlebt?

Christian Tramitz: Am Berg ist alles schräg. Da hat sich meine Beckenschiefstellung ausnahmsweise positiv ausgewirkt. Leider nur in eine Richtung.

Michael Brandner: Dankenswerterweise wird da dann auch die Hemmschwelle niedriger. Marlene Morreis: Wir haben ja in der größten Hitze gedreht, da war es da oben auch nicht kühler. Vor allem, wenn man in dunkelblauen Uniformen in der prallen Sonne steht. Also, gefroren haben wir nicht (lacht).

Doris Schretzmayer: Ich bin gerne in der Natur. Immer. Von daher gibt es für mich keine besseren Arbeitsbedingungen. Wenn es dann so heiß ist, wie es bei uns oft war, kann ich das trotzdem gut ertragen. Immerhin ist man in der Natur und erzählt eine lustige Geschichte, besser geht es nicht.

Gab es gefährliche Momente - es kam ja auch ein Hubschrauber in der Geschichte zum Einsatz?

Michael Brandner: Unter Einsatz unseres Lebens und der Gefährdung unserer Gesundheit konnten wir uns vor Lachen kaum halten.

Marlene Morreis: Ich hatte beim Einkaufen beim Bäcker schon gefährlichere Momente als bei diesem Dreh. Also würd‘ ich mal sagen, nein. (lacht)

Doris Schretzmayer: Sobald es im Gelände steil wird, muss man aufpassen, das weiß jedes Kind. Zudem ist der Abstieg vom Berg immer gefährlicher als der Aufstieg, auch das weiß man vom Wandern. Das Team war sich der Gefahren bewusst und ist gut damit umgegangen. Da bin ich dann froh, dass ich als Schauspielerin nur auf mich schauen muss und nicht auch noch sämtliche Gerätschaften und Taschen schleppen muss!

Am Berg kann sich das Wetter innerhalb von Minuten ändern, haben sie das beim Dreh öfters zu spüren bekommen? Musste man am Set häufig improvisieren?

Michael Brandner: Öfters? Ständig!

Marlene Morreis: Ja, einmal hat man schon gesehen, dass rundum schwarze Wolken waren, die Berge rundum waren dann auch kurzzeitig mal verschwunden, da wusste man, da regnet’s schon. Wir haben dann abgebrochen, aber bei unserem Glück hat sich dann alles in die andere Richtung verzogen.

Doris Schretzmayer: Wir mussten oft den Wechsel von Sonne und Wolken abwarten, und das hat natürlich zu Verzögerungen oder Verlängerungen geführt. Wenn sich die Sonne mitten im Dialog ändert, muss man abwarten, bis die Sonne wieder so ist, wie sie beim letzten Take war. Ich mag das aber, ich mag es, Szenen oft zu wiederholen, vor allem mit einem so lustigen SchauspielerInnen-Team wie hier. Einmal musste der Dreh wegen Gewittergefahr auch abgebrochen werden. Dafür gab es eine herrliche Jause für das ganze Team auf der Hütte!

Apropos: Was ist das Besondere an der Arbeit der Alpinpolizei, in den Bergen kann man sich ja gut verstecken?

Michael Brandner: Keine Ahnung, aber bei mir würde sich eine Verfolgungsjagd nach zehn Höhenmetern erledigt haben. Die Bergwachtler adeln sich mit der Bezeichnung "Kondischwein".

Doris Schretzmayer: Meine Figur habe ich eher so angelegt, dass sie die Arbeit macht, weil sie sie eben macht und weil sie keine große andere Berufswahl hat. Als dann aber der Fall und vor allem ihr gut aussehender Kollege von der bayerischen Seite immer interessanter werden, kommt sie richtig in Fahrt.

Die Alpenkulisse spielt eine Hauptrolle im Film – alles nur schöne Bilder oder vertrautes Terrain? Sind Sie auch BergsteigerInnen, oder gehen sie lieber ans Meer? So manchem flößt der Berg ja auch Furcht ein.

Michael Brandner: Mir zum Beispiel! Ich mag die Berge als Ansicht. Dazwischen fehlt mir die Durchsicht.

Marlene Morreis: Ich mag beides sehr gerne, am liebsten wär‘ mir die auf der Welt, so wär’s mir am liebsten. Nur wohn ich da ja leider nicht.

Doris Schretzmayer: Ich bin gerne in den Bergen, aber nicht hoch oben. Am allerliebsten gehe ich im Wald spazieren oder trabe langsam vor mich hin. Ich musste für eine andere Filmproduktion einmal Klettern lernen und hatte ein tolles wochenlanges Training und bin dann tatsächlich bis zum Grad 7 geklettert. Ich wollte unbedingt damit nach den Dreharbeiten weitermachen, hab´s aber nicht geschafft. Da bin ich dann doch auch wieder bequem.

Auf der Alm gibt´s koa Sünd – hatten sie lustige Hüttenabende nach Drehschluss?

Michael Brandner: Kein Kommentar.

Marlene Morreis: Ich hab‘ im Camper übernachtet, die anderen im Hotel. Mit Hütte war da nix … Doris Schretzmayer: Wir sind einige Male alle beisammengesessen, vor allem fast alle Stamm-SchauspielerInnen der Serie waren dabei, das war wirklich sehr fein und besonders. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Und mit der Kollegin Katharina Müller-Elmau habe ich einmal auf einer Hütte außer Plan zwischen den Drehtagen übernachtet. Das haben wir sehr genossen, morgens in dieser wunderschönen Gegend aufzustehen und wieder zum Dreh zu fahren.

Die Fans freuen sich immer über eine Geschichte hinter der Kamera - gibt es so ein Erlebnis, oder auch mehrere, die Sie so schnell nicht wieder vergessen?

Michael Brandner: Ich am Gipfelkreuz, mit gestrichen voller Hose große Töne spucken, das vergisst man nicht!

Marlene Morreis: Einführung in die Vogelkunde auf dem Brauneck von Christian Tramitz, der sich damit bestens auskennt.

Doris Schretzmayer: Da möchte ich spoilermäßig nicht zu weit vorausgreifen. Aber es gab zwei Situationen mit dem Kollegen Tramitz, wo die Szene aufgrund von einem Lachanfall abgebrochen werden musste. Der Schlussdialog unserer beiden Figuren gehört dazu. Und wir hatten einige Szenen im Ferrari gemeinsam, da hatte es weit über 30 Grad, wir durften aber die Klimaanlage wegen des Geräuschs und der Tonaufnahmen nicht anmachen. Um das auszuhalten, haben wir kein Wort gesprochen zwischen den Takes. Wir mussten absolut effizient mit unserer Energie umgehen. Das hat aber auch Spaß gemacht!

Was war Ihr schönster Gipfel-Dialog?

Michael Brandner: Girwitz: "Unter den Umständen und in der Situation, darf ich Du zu Dir sagen?" Hubert: "Hört ja keiner." Marlene Morreis: Ich mag ja das österreichische Wort „Oida“, was wörtlich übersetzt "Alter" bedeutet. In Verwendung, wenn man sich sehr über jemand oder etwas wundert und schon erstaunt ist, dass jemand eine lange Leitung hat oder was Blödes gemacht hat. Ein Allround-Wort eigentlich. Ich hab’s in einer Szene mit Girwidz am Schluss unterbringen können, was nicht im Drehbuch stand, aber es hat grad so gepasst. Im Alltag hört man mich oft vor allem im Straßenverkehr "Oida!" rufen.

Doris Schretzmayer: Einer meiner Lieblingssätze im Drehbuch war vom Kollegen Girwidz, als er auf die Frage meiner Figur, warum er denn da in dem schweren Rucksack einen Bunsenbrenner habe, sagt: "Ja, um etwas abzukochen." Das fand ich sehr lustig, wer muss denn bitte bei einer kleinen Wanderung etwas abkochen? Und der Schlussdialog von Hubert und meiner Figur. Den mussten wir mehrmals drehen, weil wir immer wieder in Lachen ausgebrochen sind über die Verschrobenheit unserer beiden Charaktere – aber den Dialog kann ich hier nicht verraten!

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