Interview mit den Hauptdarstellern von "Um Himmels Willen"

Fritz Wepper und Janina Hartwig

»Die Figuren sind so wunderbar geschrieben, dass der Zuschauer darin Nachbar, Freund oder sogar sich selbst wiedererkennen kann.«

Schwester Hanna und Bürgermeister Wöller
Auch in der 13. Staffel "Um Himmels Willen" geht die Dauerfehde zwischen Schwester Hanna und Bürgermeister Wöller weiter.

Wie erklären Sie sich den anhaltenden Erfolg von "Um Himmels Willen"? Hätten Sie anfänglich gedacht, dass die Serie so lange laufen würde?

Fritz Wepper: Ein Grund ist sicher, dass wir schlicht und einfach gute Unterhaltung bieten, die zum Großteil der stimmigen Figurenzeichnung geschuldet ist. Bürgermeister Wöller etwa ist jemand, der auslebt, was sich viele wünschen, aber niemals trauen würden. Er wirkt wie eine Art Ventil, über das die Zuschauer Luft ablassen können – bequem von der Couch aus und ohne etwas riskieren zu müssen. Hinzu kommt, dass sich über die Jahre eine gewisse Vertrautheit zwischen den Zuschauern und den Charakteren der Serie eingestellt hat.

Janina Hartwig: Es gibt sogar wissenschaftliche Arbeiten, die zu ergründen versuchten, warum "Um Himmels Willen" die Menschen derart fesselt. Ich glaube, es ist vor allem der Humor der Serie, diese Kabbeleien zwischen Wöller und Schwester Hanna. Die Figuren sind so wunderbar geschrieben, dass der Zuschauer darin Nachbar, Freund oder sogar sich selbst wiedererkennen kann. Die Menschen sehen sich und ihr Leben gespiegelt.

Fritz Wepper: Genau, nicht zuletzt ist "Um Himmels Willen" sicher so erfolgreich, weil die Konflikte meist ein gutes Ende nehmen.

Janina Hartwig: Wichtig ist natürlich auch ein gutes Drehbuch, das interessante Figuren beschreibt. Wie Fritz Wepper den Bürgermeister spielt, das ist einfach genial. Oder auch Gaby Dohm als Oberin. Sie spielt das wundervoll und mit ganz "feiner Klinge". Jede einzelne Figur ist liebevoll gezeichnet und von tollen Schauspielern mit Leben gefüllt. Dies ist ein Teil des Geheimnisses – da gibt es nichts Übersinnliches an unserem Erfolg.

Seit vielen Jahren spielen Sie die Ordensschwester Hanna und den Bürgermeister Wöller. Was reizt Sie nach wie vor an Ihrer Rolle?

Janina Hartwig: Es ist meine achte Staffel und es macht immer noch viel Spaß. Ich habe selten eine Rolle gespielt, die so viele Möglichkeiten bietet wie die der Schwester Hanna. Ich konnte zum Beispiel schon steppen, singen, tanzen, Musical spielen. Für die letzte Staffel habe ich die Gebärdensprache gelernt. Für die neuen Folgen musste ich Fallschirmspringen. Toll! Es kommt mir gar nicht vor wie acht Jahre.

Fritz Wepper: Es wird einfach nie langweilig. Wöller ist ein Charakter mit vielen Facetten. Immer, wenn man glaubt, ihn durchschaut zu haben, schlägt er eine neue Volte und überrascht Hanna und die Zuschauer. Er heckt immer neue Ideen aus, bleibt in Bewegung. Das gefällt mir. Auch wenn seine Motive dahinter manchmal zweifelhaft und moralisch nicht ganz einwandfrei sind. Daran mögen sich manche stoßen. Von stromlinienförmigen Opportunisten gibt es aber schon genug. Gerade weil ich ein zutiefst überzeugter Demokrat bin, macht es riesigen Spaß, einen eigennützigen, diktatorisch veranlagten Menschen wie ihn zu spielen.

Fritz Wepper als Bürgermeister Wolfgang Wöller
Fritz Wepper spielt den zielstrebigen Bürgermeister Wolfgang Wöller | Bild: ARD / Barabara Bauriedl

Herr Wepper, warum kommt hin und wieder doch mal der weiche Kern des Bürgermeisters zum Vorschein, wenn es um die Ordensschwester geht? Was zeichnet Schwester Hanna in den Augen von Wolfgang Wöller aus?

Fritz Wepper: Bei Wöller und Schwester Hanna greift vielleicht das Prinzip von Yin und Yang: zwei gegensätzliche Kräfte, die sich gerade wegen ihrer Andersartigkeit anziehen, ergänzen und deshalb nicht von einander lassen können. Schwester Hanna kennt ihren Pappenheimer und durchschaut seine Pläne meistens recht schnell. Und auch wenn sie sich regelmäßig über Wöller ärgert, akzeptiert sie ihn in seiner Fehlbarkeit. Und das spürt Wöller.

Und Frau Hartwig, Bürgermeister Wöller macht den Nonnen das Leben schwer. Dennoch setzt sich Schwester Hanna immer wieder für ihn ein. Warum?

Janina Hartwig: Hanna setzt sich für all ihre Mitmenschen ein, so auch für den Bürgermeister. Sie verurteilt ihn nicht, sondern nimmt ihn mit all seinen Schwächen an und hilft ihm immer wieder aus der Patsche. Es ist wie mit Don Camillo und Peppone: Sie lieben und sie streiten sich.

Könnten Sie sich vorstellen, privat einmal in ein Kloster zu gehen? Wie halten Sie es persönlich mit dem Glauben?

Janina Hartwig: Ich gehöre keiner Religion an. Aber ich glaube schon, dass es zwischen Himmel und Erde etwas gibt, das wir uns mit unserem Verstand nicht erklären können. Ich nenne es Schicksal oder Energie. Das ist ein spannendes Thema, mit dem ich mich ständig beschäftige.

Fritz Wepper: Ich bin durchaus ein gläubiger Mensch und wurde im christlichen Glauben erzogen. Abgesehen davon habe ich mich eingehend mit der buddhistischen Lehre beschäftigt und von einem japanischen Zen-Meister in der Meditation anleiten lassen. Die Vorstellung, mich für einige Zeit zurückzuziehen und ohne Ablenkung von außen den Blick nach innen zu richten, ist mir also nicht fremd.

Janina Hartwig: Ich würde mir wünschen, mal eine Auszeit in einem Kloster zu nehmen. Die Stille genießen, kaum reden, sich nur auf sich selbst konzentrieren und die Sinne wieder schärfen. Das kann ich mir sehr gut vorstellen.

Hanna Jakobi
Janina Hartwig als Ordensschwester Hanna Jakobi | Bild: ARD / Barabara Bauriedl

Als dreister Bürgermeister sind Sie ja ein ziemliches Schlitzohr. Wie viel Wöller steckt in Fritz Wepper?

Fritz Wepper: Was ich an Wöller mag, ist seine Zielstrebigkeit. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann unternimmt er alles, um sein Ziel zu erreichen. In diesem Punkt ticke ich ähnlich. Auch wenn ich bei der Wahl der Mittel andere moralischen Maßstäbe anlege. Wöller nimmt kein Blatt vor den Mund und bietet dem anderen auch mal die Stirn. Diese Direktheit mag ich und das ist ein Wesenszug, den ich auch in mir wiedererkenne. Im Gegensatz zu Wöller bin ich allerdings wesentlich ausgeglichener. Die Jagd und das Golfen haben mich seit jeher eine gewisse Geduld und Gelassenheit gelehrt. Gerade deswegen macht es aber großen Spaß, als Wöller mal so richtig aus der Haut fahren zu können.

Als Schwester Hanna sind Sie oft ziemlich ungeduldig. Wie viel Hanna steckt in Janina Hartwig?

Janina Hartwig: Schwester Hanna kann schlecht Nein sagen. Inkonsequenz ist auch mein zweiter Vorname (lacht). Was mir bei Schwester Hanna gut gefällt, ist ihr Optimismus, bei ihr ist die Flasche nie halbleer, sondern immer halbvoll. Durch ihr unzerstörbares Gottvertrauen gibt sie nie auf. Wenn ich in schwierige Situationen gerate, nehme ich mir durchaus ein Beispiel an Hanna.

Schwester Hanna, Wöller und Huber
Auch in der neuen Staffel gibt es wieder einiges zu diskutieren. | Bild: ARD / Barbara Bauriedl

Was erwartet den Zuschauer in der neuen Staffel?

Fritz Wepper: Natürlich ist Wöller auch in der neuen Staffel äußerst umtriebig und findig, wenn es darum geht, neue Geldquellen aufzutun. Sein Ideenreichtum sorgt erneut für ordentlich Zündstoff zwischen ihm und den Nonnen.

Janina Hartwig: Die neue Geldquelle in dieser Staffel ist nämlich eine Klosterbrauerei. Unter dem Kloster wird ein Wasserreservoir von bester Qualität entdeckt und Wöller träumt sofort davon, das zu Geld zu machen.

Fritz Wepper: Außerdem bereichert Nina Hoger als Schwester Theodora unser Ensemble und wird für ordentlich Wirbel sorgen. Angesichts ihrer "Wahlkampfmethoden" sieht selbst Wöller blass aus.

Serien leben von festen Figuren-Konstellationen – wie gelingt es, trotzdem Lebendigkeit und Dynamik im Zusammenspiel der Charaktere zu wahren?

Janina Hartwig: Die Grundkonstellationen der Serie müssen unbedingt erhalten bleiben. Das ist ja die Idee der Serie: Schwester Hanna ist eine der Identifikationsfiguren. Mit ihr muss der Zuschauer mitgehen, mitleiden und mitlachen können. Die Kabbeleien mit dem Bürgermeister sind ebenfalls unverzichtbar. Sie erzeugen ein Spannungsfeld, das wichtig ist, um die Dramaturgie der Serie aufrecht zu erhalten. Natürlich gibt es Veränderungen: In der neuen Staffel will der Bürgermeister eben eine Klosterbrauerei bauen. Das kann Schwester Hanna natürlich nicht zulassen, womit wir wieder bei der Grundidee der Serie wären.

Fritz Wepper: An dieser Stelle muss man den Drehbuchautoren ein Kompliment aussprechen, die sich immer wieder neue spannende und unterhaltsame Wendungen einfallen lassen, sodass wir nie in Versuchung geraten, uns auf unseren Figuren "auszuruhen" und nach Schema "F" zu spielen. Als Schauspieler in einer Serie ist es wichtig, sich die Lust am Entdecken zu bewahren und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Nach all den Jahren haben wir noch immer viel Spaß beim Drehen und ich glaube, das merkt der Zuschauer. Zum Glück habe ich mit Janina Hartwig eine Kollegin, die eine große Offenheit und Neugier mitbringt. Das erlaubt uns, unsere Figuren weiterzuentwickeln.