Fragen an die Kunsthistorikerin Victoria Beyer

Kunsthistorikerin Victoria Beyer
Kunsthistorikerin Victoria Beyer | Bild: ARD / Julian Huke

Die Kunsthistorikerin Victoria Beyer ist Expertin für Upcycling

Als Kunsthistorikerin sind Sie Fachfrau für alte Gegenstände. Können Sie einen Trend beobachten, dass alte Gegenstände wieder Konjunktur haben?

Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass das Interesse für historische Objekte in den letzten Jahren enorm gewachsen ist, und das besonders auch in den jüngeren Generationen.

Inwieweit verändert das Zeitalter von eBay diese Kultur des Antiquitäten/Trödelsammelns?

Ich denke, dass Websites wie eBay, Etsy und Co. das Kaufen und Verkaufen von alten Dingen noch mehr der breiten Masse öffnen. Objekte, die früher vielleicht eher unter Sammlern und Experten geschätzt wurden, sind dadurch für alle erreichbar. Alte Möbel beispielsweise, die aufgrund ihrer Größe oder aufgrund des Alters vielleicht nicht unbedingt auf gängige Flohmärkte passen, können so mit einer großen Reichweite ge- und verkauft werden.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass Online-Plattformen für gebrauchte Objekte und vintage Schätze auch viel mehr Menschen für das Thema Nachhaltigkeit und Antiquitäten sensibilisieren. Man wird dazu animiert, seine alten Besitztümer mehr zu pflegen und wertzuschätzen. Und wenn man sie nicht mehr benötigt, landen sie eben nicht auf dem Sperrmüll – denn man weiß, jemand anderes würde sich sicher noch darüber freuen!

Was sagen Trödler-, Floh- und Antiquitätenmärkte über unsere Gesellschaft aus?

Die wachsende Zahl an Trödel- und Flohmärkten zeigt wunderbar, dass alte Objekte eine hohe Wertschätzung erfahren. In unserer heutigen Überflussgesellschaft, in der nahezu alle materiellen Wünsche einfach abgedeckt werden können, ist der Wunsch nach etwas Besonderem – nach Individualität – sehr groß.

Unsere Welt ist überfüllt von sämtlichen Stilen, sich permanent abwechselnden Trends und Designs. Wir sehnen uns wieder nach etwas Klassischem, nach Langlebigkeit und etwas Abstand zu Massenmarkt und Massenproduktion.