Fahrerflucht: Bei schweren Unfällen tut sich kaum etwas

Unfälle mit Fahrerflucht werden bundesweit nur zu etwa 40 Prozent aufgeklärt.
Unfälle mit Fahrerflucht werden bundesweit nur zu etwa 40 Prozent aufgeklärt.  | Bild: Thinkstock

Ein Blick auf die letzten drei Jahre zeigt: Die Zahl der besonders schweren Verkehrsunfälle mit Fahrerflucht können nicht eingedämmt werden. In Hamburg ist der Anteil der Sachschäden am höchsten. In Berlin ist es der Anteil der bei Pkw-Unfällen Getöteten.

Einen Kratzer im Lack oder eine kleine Beule hat fast jeder Autofahrer schon entdeckt, wenn er zu seinem Auto zurückgekehrt ist. Oft fahren die Verursacher einfach weg, ohne einen Zettel zu hinterlassen. Solche eher kleineren Fälle sind weit verbreitet. Doch auch bei schweren Verkehrsunfällen kommt es immer wieder vor, dass die Täter das Weite suchen, anstatt die Polizei zu rufen. Der Gesetzgeber bezeichnet dieses Vorgehen als "Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort". Im Volksmund: Fahrerflucht.

Im letzten Jahr sind bei gut fünf Prozent aller Verkehrsunfälle – ob mit oder ohne Auto – die Verursacher geflohen, obwohl sie durch den Unfall andere Menschen verletzt haben. Dabei starben insgesamt 76 Unfallopfer – also rund eineinhalb Prozent aller im Straßenverkehr Verstorbenen.

Bei schwerwiegenden Sachschäden, bei denen mindestens eines der beteiligten Fahrzeuge abgeschleppt werden musste, ist der Anteil deutlich höher: Bundesweit waren es 2017 knapp 11 Prozent. Besonders in Hamburg fliehen Unfallversursacher nachdem sie einen schwerwiegenden Sachschaden verschuldet haben (knapp 17 Prozent).

Sind bei Fahrerfluchten Autos im Spiel, gehen die Zahlen auseinander

Insgesamt werden etwa zwei Drittel der Verkehrsunfälle mit Fahrerflucht durch Autos verursacht. Im bundesweiten Durchschnitt sterben etwa zwei Prozent aller Menschen, die bei Fahrerflucht durch ein Auto verletzt wurden. In Berlin sind es neun Prozent. Allerdings ist dabei auch wichtig zu wissen, dass es sich hierbei nur um drei von insgesamt 33 Todesfällen im Berliner Straßenverkehr handelt. In den zwei Jahren davor hatte Berlin je einen Pkw-Todesfall durch Fahrerflucht, dementsprechend niedriger ist der Anteil (2016: 2,6%, 2015: 2,2%).

Einen Anstieg gab es in den letzten Jahren nicht. Die Gesamtzahl der Fahrerfluchten, mit Sach- und Personenschaden, sind bundesweit zwischen 2015 und 2017 gleich geblieben. Dies betrifft Unfälle mit und ohne Personenwagen.

Mittlere Aufklärungsquote bei Fahrerflucht

Die Polizei kann bundesweit Unfälle mit Fahrerflucht nur zu etwa 40 Prozent aufklären. Darunter fallen jedoch alle größeren und auch kleineren Fälle, auch jene mit Kratzern im Lack. In Nordrhein-Westfalen ist die Aufklärungsquote am höchsten mit 44 Prozent. Schlusslicht ist Baden-Württemberg mit gerade einmal 34 Prozent. Von drei Bundesländern erhielten wir bei unserer Recherche keine Zahlen: Schleswig-Holstein und Sachsen erheben die Aufklärungsquote bislang nicht, das Land Brandenburg meldete sich auf die Recherche-Anfrage nicht zurück.

Je schwerwiegender der Unfall mit Fahrerflucht ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei den Verursacher ausmacht. So wird bundesweit jeder zweite Unfall aufgeklärt, bei dem eine Person verletzt wurde. Dazu liegen aber nur Zahlen von Baden-Württemberg, Niedersachsen und Thüringen vor. Bei besonders drastischen Unfällen, bei denen die Verletzten ums Leben kommen, ist die Quote noch höher: In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel konnten 2017 von 18 Fällen insgesamt 15 aufgeklärt werden (83%).

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