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Monika Weimar und der Kindermord

Monika Weimar
Die Gerichtsverhandlung von Monika Weimar sorgen für ein großes Interesse. | Bild: HR

7. August 1986: Ein Busfahrer findet die Leiche der siebenjährigen Melanie Weimar in einem Brennnesselgebüsch auf einem Parkplatz, nur wenige Kilometer von ihrem Wohnort im nordhessischen Philippsthal entfernt. Ihre kleine Schwester, die fünfjährige Karola, wird wenig später auf einem anderen Parkplatz entdeckt – auch sie ist tot.

Ein Doppelmord, spektakulär und aufwühlend. 20 Jahre lang wird er die Justiz beschäftigen, länger noch die Öffentlichkeit. Ist Monika Weimar, die Mutter der beiden Mädchen, die Mörderin ihrer Kinder? Die damals 20-Jährige hat ein Verhältnis mit einem amerikanischen Soldaten. Dieser Liebesbeziehung könnten die Kinder im Wege gestanden haben, vermuten viele Menschen in Philippsthal, einem kleinen Dorf in Nordhessen, direkt an der Grenze zur damaligen DDR. Aber auch Reinhard Weimar, der von der Affäre seiner Frau wusste, hatte ein Motiv: Eifersucht.

Den Beamten der Sonderkommission wird schnell zugetragen, dass die Ehe der Weimars nur noch auf dem Papier existiert. Beide Eltern geraten in Verdacht. Aber Monika Weimar verwickelt sich in den wochenlangen Vernehmungen immer mehr in Widersprüche. Da macht sie eine neue Aussage, die ihren Mann schwer belastet. Aber gegen diese neue Tatversion sprechen Gutachten und Zeugenaussagen.

Monika Weimar wird verhaftet. Eines der längsten und spektakulärsten Indizienverfahren der deutschen Rechtsgeschichte beginnt. 1988 fällt das Landgericht Fulda das Urteil: Lebenslängliche Haft wegen Mordes. Zehn Jahre nach der Tat kann Monika Weimars Verteidiger Gerhard Strate ein Wideraufnahmeverfahren erwirken. Fast eine juristische Sensation nach einer rechtskräftigen Verurteilung. Begründung: neue Gutachten und neue Zeugen, denen Reinhard Weimar den Mord gestanden haben soll. Im April 1997 spricht das Landgericht Gießen Monika Weimar frei – aus Mangel an Beweisen. Doch im November 1998 ordnet der Bundesgerichtshof einen dritten Prozess an. Das Landsgericht Frankfurt verurteilt Monika Böttcher, mittlerweile geschiedene Weimar, erneut zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

Fast genau 20 Jahre nach dem Tod ihrer beiden Töchter hat Monika Weimar ihre Strafe verbüßt. 15 Jahre saß sie im Gefängnis. Noch heute beteuert sie ihre Unschuld. Und Hauptkommissar Rolf Becker, der damalige Leiter der SOKO Weimar, hält den Fall zwar für juristisch abgeschlossen. Kriminalistisch "ausermittelt" sei er aber keineswegs.

Der Film erzählt den Kindermord von Philippsthal und geht den verschiedenen widersprüchlichen Tatversionen nach. Erstmals äußern sich die Ermittler der SOKO Weimar detailliert vor der Kamera. Und Reinhard Weimar schildert sein Leben nach dem Tod der Kinder. Dieses Interview wird unwiderruflich sein letzter Auftritt in der Öffentlichkeit sein, erklärt er dem Autorenteam.

Film von Erika Kimmel und Bernd Isecke

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Mo., 15.10.07 | 21:00 Uhr
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