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Ingrid Bergman

Ingrid Bergmann und Roberto Rossellini
Ingrid Bergmann und Roberto Rossellini. | Bild: dpa

Drei Oscars, unzählige Preise, Hauptrolle im Filmklassiker "Casablanca" – und gleichzeitig Mittelpunkt eines Skandals, der das prüde Amerika erschüttert: Ingrid Bergman ist der erfolgreichste und widersprüchlichste Star des Hollywoodkinos der 40er und 50er Jahre.

Die 1915 geborene Tochter einer Deutschen und eines Schweden verliert früh ihre Eltern und erfindet sich eine Traumwelt, für die sie sich immer neue Figuren ausdenkt. Sie geht zur Schauspielschule, spielt kleinere Rollen für das schwedische Kino. Spätestens mit dem fünften Film 1936 ("Pa solsidan" – Auf der Sonnenseite) erlangt sie Star-Status zu Hause – und wird auch im Ausland wahrgenommen.

Der Krieg verhindert eine Schauspielkarriere in Deutschland, stattdessen holt sie der Produzent von "Vom Winde verweht", David O. Selznick, nach Hollywood. Ingrid Bergmans betont natürliche, heitere, "unschuldige" Schönheit kommt an beim amerikanischen Publikum. "Sie sieht aus wie eine vom ersten Frühlingsgewitter gereinigte Wiesenlandschaft", jubiliert die Presse über ihren neuen Star. Ausgerechnet der Film, von dem sie selbst sagte, "keiner wusste bei den Dreharbeiten, worum es eigentlich geht", wird zum Welterfolg. In "Casablanca" kann Ingrid Bergman dank der ungewöhnlich vielen langen Nahaufnahmen ihr schauspielerisches Können zeigen.

1949 begeistert sie der Film "Rom, offene Stadt" des italienischen Regisseurs Roberto Rossellini. Zuerst der Arbeit, dann auch der Liebe wegen zieht die damals höchstbezahlte Schauspielerin Hollywoods nach Italien – und bekommt wenig später sogar ein Kind von Rossellini. Als Symbol der "Freien Liebe" wird sie damit Top-World-News, denn in Amerika lässt Ingrid Bergman ihren Ehemann Petter Lindström und die damals elfjährige Tochter Pia zurück. Die amerikanische Heilsarmee zieht alle Schallplatten zurück, auf denen die Bergman für die Organisation wirbt. Der "Woman's Club of America" mit 5,5 Millionen Mitgliedern ruft zum Boykott der Bergman-Filme auf. Nur der Vatikan begrüßt das Kind der Liebe und erklärt die noch bestehende Ehe Rossellinis für nicht existent – Scheidungen gibt es nicht im katholischen Italien. Die Filme jedoch, die Ingrid Bergman mit ihrem neuen Mann dreht, möchte kaum jemand sehen.

Nach ihrer Trennung von Rossellini kehrt sie im Triumph nach Hollywood zurück und erhält 1957 einen Oscar für die Hauptrolle in "Anastasia". Sie versöhnt sich mit ihrer Tochter Pia. Doch die SchauspieIerei bleibt das Wichtigste in Ingrid Bergmans Leben. Während der Dreharbeiten zu ihrem letzten Film, "Golda Meir", ist sie aufgrund ihrer Krebserkrankung bereits körperlich stark beeinträchtigt. Doch sie hält eisern durch, bleibt ihrer "guten, alten Freundin, der Kamera" bis zur letzten Szene treu. Nicht einmal ein Jahr später, an ihrem 67. Geburtstag, stirbt Ingrid Bergman in London.

Film von Michael Strauven

Michael Strauvens Filmographie:

Eine Auswahl: Was mir Angst macht, setzt mich in Gang – Porträt R.W. Fassbinder (SFB) sowie zahlreicher Filmemacher wie z.B. Jean-Luc Godard, Ken Russel, Michail Romm, Andrej Tarkowskij, John Cassavetes Ein Volksschauspieler – Porträt Heinz Rühmann (NDR) Gesichter einer Legende – Porträt Marlene Dietrich (SFB) Herzensbrecher wider Willen – Porträt Johannes Heesters (MDR) Wie Harald Juhnke den Trinker spielt – Porträt Harald Juhnke (SFB)

40 Jahre Berliner Filmfestspiele – Die Geschichte der Berliner Filmfestspiele (zum 45. Jubiläum für Arte aktualisiert und erweitert/45 Min.) 80 Jahre Studio Babelsberg (45 Min.) Berlin im Film – Geschichte der Filmstadt Berlin zu ihrem 750. Geburtstag (90 Min.) Unser Hollywood – 100 Jahre Deutscher Film aus Ost und West (60 Min.) Aufschwung West – Über den Verkauf der DEFA (ORB) Als die Liebe laufen lernte – Eine ironische Montage aus den so genannten "Aufklärungsfilmen" der sexuellen Revolution der 60er Jahre (Kinofilm) Legenden: Romy Schneider (MDR/SWR 1998/45 Min.) ausgezeichnet mit dem Deutschen Kritikerpreis 1998 Legenden: Marlene Dietrich (MDR/SWR 1998/45 Min.) Ein Leben für die Traumfabrik – Artur Brauner (NDR 1998/ 90 Min.) Legenden: Liz Taylor (MDR/SWR 1999/45 Min.)

Berlin tanzt Tango (NDR 1999) Happy Birthday – 50 Jahre Berlinale (SFB/ARTE 2000) Es ermittelt: Nestor Burma vs. Paul Stoever – 30 Jahre "Tatort" im Vergleich zu französischen Fernsehkrimis (NDR/Arte 2000) Gleiche Welle, gleiche Stelle – zum 100. Geburtstag von Friedrich Luft (SFB 2000) Ein Leben für den Tanz – zum 100. Geburtstag von Tatjana Gsovsky (SFB 2001) Filmstadt Berlin (SFB 2001) Solo für einen Moralisten – zum 75. Geburtstag von Dieter Hildebrandt (SFB 2002) La Signora Musica – Porträt einer neapolitanischen Sängerin (SFB 2002) Legenden: Ingrid Bergman (SWR 2003) Lieben Sie Wagner – Ein Sommer in Bayreuth (NDR 2003/90 Min.) Mensch Einstein – Porträt zum hundertsten Jahrestag seines 'Wunderjahres' 1905 (RBB/ARD 2005/ 90 Min.) Audrey Hepburn (SWR 2005) Hitlers nützlich Idole – Heinz Rühmann (ZDF 2007) Legenden: Marlon Brando (SWR 2007) Legenden: Alfred Hitchcock (SWR 2009)

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