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Hans Albers

Hans Albers
Hans Albers | Bild: NDR/Bundesarchiv-Filmarchiv

"Ich bin auch ein König" sagte Hans Albers 1943 zu dem Gesandten Hitlers, als der ihn aufforderte, für den bulgarischen König Boris sein Hotelzimmer zu räumen. Die Gestapo verhörte den Ufa-Star, doch Goebbels wies an, von einer Strafe abzusehen.

Hans Albers, das Idol der Massen, war unersetzlich. Seine unglaubliche Popularität schützt den Schauspieler. So beliebt und umjubelt wie Hans Albers war kein anderer deutscher Schauspieler.

Der Sohn eines Fleischermeisters aus Hamburg-Sankt Georg, der gegen den Willen seines Vaters Schauspieler geworden war, sorgte für Tumulte, wenn er sich am Tage auf der Straße sehen ließ. Für Millionen war der große Blonde mit den strahlend blauen Augen der "Draufgänger" – der "Sieger", der das Glück auf seiner Seite hat.

"Hoppla, jetzt komm ich", wie er in seinem berühmtesten Filmschlager singt, schien sein Lebensmotto zu sein. Doch Hans Albers war schon 40 Jahre alt, als seine Karriere endlich begann. Jahrelang musste er sich an kleinen Provinzbühnen durchschlagen, Zweitbesetzungen an Berliner Operettentheatern waren schon ein Karrierefortschritt, und im Stummfilm war er der ewige, kleine Ganove. Doch er glaubt an sich und gab nicht auf.

Jahre harter Arbeit lagen hinter ihm, als er durch den ersten deutschen Tonfilm "Die Nacht gehört uns" über Nacht berühmt wurde. Hans Albers wird der Held vom Dienst: der Rennfahrer, der kühne Flieger, der Kapitän, der Detektiv. Einer, der sich für eine gute Sache auch mal prügelt, der flotte Sprüche macht und schöne Frauen tröstet.

Auf der Leinwand verkörpert er den harten Kerl mit dem weichen Herzen, der immer neue Abenteuer besteht. Im wirklichen Leben hatte er eher mittlere Abenteuer zu bestehen. Zeitlebens brauchte der Frauenliebling starke Frauen, die ihn bemutterten und ihm Halt gaben. Seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Hansi Burg, war auch seine Managerin. Verheiratet war er nie, und die wichtigste Frau in seinem Leben blieb seine Mutter.

Als die Nazis an die Macht kamen, entsprach Hans Albers genau dem Ideal vom groß gewachsenen, blonden Arier. Hans Albers bekam die höchsten Gagen und konnte sich die Rollen aussuchen, doch er zahlte einen hohen Preis dafür: Er trennte sich offiziell von seiner jüdischen Lebensgefährtin Hansi Burg, um bei der Ufa weiter spielen zu können.

Als Hansi Burg kurz vor Kriegsbeginn emigrierte, hörte er nichts mehr von ihr. 1946 stand sie plötzlich in englischer Uniform vor seiner Theatergarderobe. Da hatte Albers längst eine neue Freundin, die nun kurzerhand wieder ausziehen musste. Für viele ist die Rückkehr von Hansi Burg der Beweis seiner Integrität in der Nazizeit. Seine Karriere konnte er auch im Nachkriegsdeutschland fortsetzen.

Aus Zeitzeugenaussagen, Filmausschnitten und Dokumenten entsteht in dem Film von Dagmar Wittmers ein lebendiges und ungewöhnliches Bild der Legende Hans Albers.

Ein Film von Dagmar Wittmers

Dagmar Wittmers Filmographie

Eine Auswahl: Sonnenwende (Fernsehfilm, Buch und Regie) Im Regen tanzen (Fernsehfilm, Regie) Engel mit einem Flügel (Fernsehfilm DFF, Regie und Buchmitarbeit – 1992 Deutscher Kritikerpreis für Fernsehen, Akademie der Künste West) Liebestraum (Kurzfilm ZDF/3sat 1991, Buch und Regie) Rette sich wer kann (1991 Regie und Stückbearbeitung/Theater) Ich schau in dein Gesicht – Frauenporträts in den Samariteranstalten Fürstenwalde (ORB) Bankett für Geschonneck (ORB/45 Min.) Sieben Tage Freiheit (Fernsehfilm ARD 1995/Regie und Buchmitarbeit) Josephine... (Kindermusical ARD 1995/45 Min.) Mama ist unmöglich (Kinderserie ARD 1996) Trau dich Frau (Fernsehfilm 1996) Melanchthon (szenische Dokumentation BR/ 3sat/MDR/ SDR/ SWF/ DW/ORB 1997/60 Min.) Drei von Ballhaus – Bahra – Porträt von drei Künstlerinnen (ORB) Sudetenland (SFB 1998/2 x 60 Min.) Liebe fragt nicht warum – Porträt der deutschen Bildhauerin Imogen Stuart in Irland (BR/45 Min.)

Theo Lingen: Komiker wurde ich nur aus Versehen (NDR 1999/45 Min.) Hansestadt Danzig (SFB/45 Min.) Trecker – Becker – mit 6 Km/h gegen den Strom – aus der Reihe "Lebenslinien" (BR/45 Min.) Liebe, Leid und Leidenschaft – Ida Ehre und ihr Theater (NDR/45 Min.) Die Botschaften des Hiob (szenische Dokumentation, ZDF/TV Niederlande 2000) – Angelica Domröse (SFB/30 Min.) Worte muss man sehen können – Die Fotografin Eva Kemlein – aus der Reihe
"Lebenslinien" (BR/45 Min.) Das Jahrhundert des Kabaretts Folge I (1900-33) (SR/60 Min.) Meine erste Hauptrolle: Putzfrau – Johanna Davidson (BR/45 Min.) Keiner kann von mir verlangen, dass ich 75 bin – Dieter Hildebrandt (SFB 2002/30 Min.) Der Zoologische Garten Berlin (RBB 2002/60 Min. + 45 Min. Fassung) Deutsche Lebensläufe: Arno Breker (SR 2002/60 Min.) Die Paul Kuhn Story (SFB/30 Min.) Mit Panzern und Pflastersteinen – Der erste Mai im geteilten Berlin (SFB/ORB/45 Min.) Wer will schon nur zu Hause sitzen – Menschen im (Un) Ruhestand (RBB 2004/30 Min.)

Außerdem: Viele Kurzporträts (Götz George, Spencer Tracy, Marlene Dietrich u.v.a) für Gernsehabend (SFB/RBB) und von 1992 bis 1997 55 Folgen des Kinomagazins Film ab! (ORB)

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