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Horst Buchholz

Horst Buchholz und Barbara Frey
Horst Buchholz und Barbara Frey in "Endstation Liebe" (Archivfoto von 1957). | Bild: dpa

Beinahe wäre das Leben Horst Buchholz' verhindert worden, doch als sich die hochschwangere Mutter in Berlin aus dem Fenster stürzen will, passt sie schon nicht mehr durch den Rahmen ... Der Vater hat sich längst aus dem Staub gemacht. Horst Buchholz wächst seine ersten vier Lebensjahre bei Pflegeeltern auf, bis sich schließlich ein neues Familienoberhaupt findet.

Schon bald ist auch diese Familie in den Kriegsjahren zerrissen und kommt erst zwei Jahre nach Kriegsende wieder zusammen. Horst Buchholz muss schon im Alter von zwölf Jahren Geld verdienen und entdeckt so bei kleinen Statistenrollen seine Liebe zu Theater und Schauspielerei.

Seine Karriere verläuft rasant. Mit 14 die erste Hauptrolle im Theater, Sprecherrollen im Rundfunk, mit 21 der Bundesfilmpreis und gleich darauf der Durchbruch in der Hauptrolle als zorniger junger Mann in "Die Halbstarken". Horst Buchholz wird durch den Film zum Idol der rebellischen Jugend, die Medien sehen in ihm den deutschen James Dean. Doch der Schauspieler mag keine Klischees und spielt darauf zwei Komödien mit Romy Schneider. Die gutaussehenden Lieblinge des deutschen Films werden nicht nur in den Illustrierten ein Traumpaar, sie sind es tatsächlich für kurze Zeit.

Die Traumhochzeit feiert Horst Buchholz dann allerdings mit der französischen Schauspielerin Myriam Bru. Das Paar, das in dem Film "Auferstehung" nicht zueinander kommen durfte, heiratet ein Jahr später in London. Dort hat Horst Buchholz inzwischen seine erste internationale Produktion. Angebote aus Deutschland reizen ihn nicht mehr, denn sie sind ihm zu bieder. Billy Wilder entdeckt ihn als "Hochstapler Felix Krull" und ruft ihn nach Hollywood.

Gleichzeitig spielt er in New York auf dem Broadway und der nächste Hollywood-Produzent wartet bereits. "Die glorreichen Sieben" mit Stars wie Yul Brynner, Charles Bronson oder Steve McQueen machen Horst Buchholz auch international zum Star. Egal was er macht – es wird ein großer Erfolg und bringt ihm mehr Angebote, als er annehmen kann. Horst Buchholz muss auswählen und macht kapitale Fehler.

Zweimal sagt er Luchino Visconti eine Rolle ab, die ihm vermutlich einen Oscar gebracht hätte. Wenn Buchholz meint, mit dem Regisseur nicht zu harmonieren, bleibt er stur. 1961 dreht er mit Billy Wilder den Kultfilm "one-two-three", doch will zur Zeit des Mauerbaus keiner über die Berliner Ost-West-Parodie lachen. Der Film wird erst Jahrzehnte später ein Erfolg.

Immer wieder sagt Horst Buchholz gute Angebote ab und nimmt kleine B-Filme an, denn inzwischen hat er nicht nur eine Frau, eine Villa in Hollywood, ein Anwesen in der Schweiz und zwei kleine Kinder zu versorgen. Familie geht ihm über alles und am liebsten ist er selber Kind.

Absagen in Hollywood, Absagen nach Deutschland – Horst Buchholz als Star in der Warteschleife. Er hadert mit den 68ern, die keine Stars wollen, schreibt selbst Drehbücher über politische Stoffe, aber findet dafür keine Produzenten. Schulden sammeln sich an, so entschließen sich die Buchholz' nach Europa zurückzugehen. Sie finden eine internationale Schule für die dreisprachig erzogenen Kinder und eine stilvolle Stadtwohnung für sich. Das Paar Buchholz wird sich ein Leben lang siezen. Nach wie vor bekommt er keine großen Rollen, sitzt stundenlang vor dem Fernseher und schaut Zeichentrickfilme.

Horst Buchholz mag Paris nicht, er langweilt sich und sucht die Erfüllung in einem neuen Leben: 1978 geht er allein zurück nach Berlin, zurück zum Theater, und lebt fortan mit einem Mann zusammen.

Sein Comeback als Musicalstar ist kein Erfolg und als Entertainer einer TV-Show wird er nach fünf Folgen abgesetzt. Der Misserfolg nagt an ihm. Er raucht und trinkt zu viel, will damit die Depressionen bekämpfen.

In den 90ern spielt er in Filmen von Wim Wenders ("In weiter Ferne") und Roberto Benigni ("Das Leben ist schön") noch zwei große Rollen. Bereits geschwächt muss er aber auch Theaterauftritte absagen. Horst Buchholz hat die Lust am Leben verloren, er isst kaum noch etwas und magert mehr und mehr ab. Von einem Oberschenkelhalsbruch wird er sich nicht mehr erholen.

Am 3. März 2003, ein paar Monate vor seinem 70. Geburtstag, müssen die Ärzte ihn in ein künstliches Koma versetzen, aus dem er nicht mehr aufwacht. Warum Horst Buchholz entscheidende Rollen absagte und später die Lust am Leben verlor, hat er seinen Angehörigen nicht verraten.

Filmautor Lothar Schröder hat für "Legenden" in Paris die Ehefrau Myriam besucht. Buchholz' Schwester Heidi, seine Kinder Beatrice und Christopher erzählen Geschichten aus dem Leben des Schauspielers. Karin Baal erinnert sich an die Zusammenarbeit in "Die Halbstarken" und Otto Sander an Buchholz' Comeback unter Wim Wenders.

Film von Lothar Schröder

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