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Die Camper

Seit 2016 sind Gitte und Jörn aus Essen viel mit ihrem VW-Bus T6 unterwegs. Aber Camping mit einem Baby – wie geht das überhaupt? Fiete ist gerade mal ein halbes Jahr alt. „Ein klassisches Kinderhotel ist ja eigentlich erst für ältere Kinder interessant, wenn sie das Betreuungsangebot nutzen können“, meint Jörn, der bereits eine 16-jährige Tochter hat. Mit einem Baby ist Camping ein echtes Abenteuer. Wird Fiete in der fremden Umgebung überhaupt schlafen? Auch die Packliste ist eine Herausforderung: Haben sie wirklich an alles gedacht? Die Wahl des Blogger-Pärchens, das gerne Reiseberichte veröffentlicht, fällt auf Neuharlingersiel. Der Platz ist von Essen aus gut zu erreichen und gilt als familienfreundlich. Außerdem ist Jörn ein echter Nordsee- Fan. Der Bus ist vollgepackt, als sich die junge Familie auf den Weg in den Norden macht. Wie es den dreien bei ihrem ersten gemeinsamen Campingurlaub ergeht und welche Schwierigkeiten sie haben, dokumentiert „Verrückt nach Camping“. | Bild: ARD/MDR/timeline/Alex Kraus

Seit 2016 sind Gitte und Jörn aus Essen viel mit ihrem VW-Bus T6 unterwegs. Aber Camping mit einem Baby – wie geht das überhaupt? Fiete ist gerade mal ein halbes Jahr alt. „Ein klassisches Kinderhotel ist ja eigentlich erst für ältere Kinder interessant, wenn sie das Betreuungsangebot nutzen können“, meint Jörn, der bereits eine 16-jährige Tochter hat. Mit einem Baby ist Camping ein echtes Abenteuer. Wird Fiete in der fremden Umgebung überhaupt schlafen? Auch die Packliste ist eine Herausforderung: Haben sie wirklich an alles gedacht? Die Wahl des Blogger-Pärchens, das gerne Reiseberichte veröffentlicht, fällt auf Neuharlingersiel. Der Platz ist von Essen aus gut zu erreichen und gilt als familienfreundlich. Außerdem ist Jörn ein echter Nordsee- Fan. Der Bus ist vollgepackt, als sich die junge Familie auf den Weg in den Norden macht. Wie es den dreien bei ihrem ersten gemeinsamen Campingurlaub ergeht und welche Schwierigkeiten sie haben, dokumentiert „Verrückt nach Camping“.

„Diese Weingläser, das sind noch Gläser von meiner Mutter. Davon hatten wir mal zwölf. Aber 1999 hatten wir leider einen Crash. Da ist jemand mit einem Wohnmobil gegen unserenWohnwagen gefahren.“ Wenn Charly Schlottmann die Erinnerungsstücke in seinem Wohnwagen zeigt, wird er ganz sentimental. Kein Wunder, denn Charly, der eigentlich Karl-Heinz heißt, kommt seit fast 50 Jahren auf den Campingplatz Neuharlingersiel an der Nordsee. Nur einmal haben Charly und seine Frau Regina den Platz gewechselt. Wegen eines heftigen Sturms im Jahr 2001, dem Jahr ihrer Silberhochzeit, zogen sie ein paar Meter weiter. Die erwachsenen Kinder sind ebenfalls auf dem Campingplatz groß geworden. Inzwischen steht bereits der dritte Wohnwagen der Familie hier. So oft es geht, fahren die Schlottmanns die rund 200 Kilometer von ihrem Wohnort bei Minden an die Nordsee. Gerade jetzt, wo Regina – von Charly liebevoll „Püppi“ genannt – wegen ihrer Parkinsonerkrankung nicht mehr arbeitet, sitzen sie gerne am Deich und lassen sich die Seeluft um die Nase wehen. Und vielleicht probieren sie nächstes Jahr mal Kite-Surfen. Dann geht Charly in Rente und sie können noch mehr Zeit an ihrem Lieblingsort verbringen.

Als Horst Winkelmann, wie schon so oft, zu einem Einzelfahrertreffen mit einer Gruppe Singles zum Campingplatz Neuharligersiel aufbricht, ist alles anders: Seit einigen Wochen schwebt der 83-Jährige auf rosa Wolken – er ist verliebt! Bei der letzten Fahrt Alleinstehender hat es zwischen ihm und der 75-jährigen Erika gefunkt. Fünf Wochen ist das nun her. Seitdem fährt Erika an den Wochenenden die gut 30 Kilometer von ihrem Wohnort Kirchlengern zu Horst nach Bielefeld. Nun hat Horst Winkelmann Erika eingeladen, ihn bei einem Treffen von Einzelfahrern in Neuharligersiel zu besuchen. Ein bisschen aufgeregt ist er schon: Wird sie tatsächlich kommen? Und was werden die anderen dazu sagen? Die Freude ist groß, als Erika tatsächlich mit ihrem Wohnmobil auf der Anlage eintrifft. Horsts Mitfahrer finden es toll, dass die beiden sich gefunden haben. „Viele glauben es gar nicht, aber es ist wirklich so, dass man sich auch im Alter noch verlieben kann“, erzählt der Bielefelder schmunzelnd. Die beiden haben schon Pläne für die Zukunft: Bei Erikas Kur im Herbst wird Horst sie begleiten. Und dann gibt es ja auch noch Erikas Wohnmobil, mit dem sie noch das eine oder andere Mal auf Tour sein wollen.

Die Zeiten, als er in seiner Freizeit zur See fuhr und mehr aus der Not heraus den Job des Schiffskochs übernahm, sind lange vorbei. Heute genießt Peter Pabst zusammen mit seiner Ehefrau Liz den Ruhestand als Dauercamper im Südsee-Camp bei Wietzendorf in der Lüneburger Heide. Die beiden Bremer kommen schon seit 28 Jahren regelmäßig auf die Anlage. Wirklich zur Ruhe gesetzt hat sich der leidenschaftliche Handwerker hier natürlich nicht: Peter Pabst ist der erste Ansprechpartner unter den benachbarten Campern, wenn es um kleinere Reparaturen geht. Außerdem sind seine Kochkünste, trotz der Enge der Wohnwagenküche, auch hier legendär. „Wenn ich Rouladen mache, muss ich nicht lange fragen, wer mitessen will“, erzählt der „Unruheständler“ lachend.

Mobilheim-Verkäuferin, Marketing-Beauftragte, Ansprechpartnerin für Probleme, Platzgestaltung und Baumaßnahmen der fast 600 Dauergäste: „Die richtige Jobbezeichnung für mich muss erst noch gefunden werden“, lacht Lisette Behme. Offiziell ist sie Assistentin der Geschäftsleitung. Seit 22 Jahren ist die Wietzendorferin unermüdlich auf dem Campingplatz aktiv. „Ich muss mich schon manchmal unbeliebt machen“, sagt sie. Denn hin und wieder gibt es Camper, die die Platzvorschriften auch nach mehrfacher Ermahnung nicht einhalten. Da es dabei oft um Sicherheitsaspekte geht, muss sie hart bleiben. „Uneinsichtige Gäste sind aber die Ausnahme“, erzählt Lisette Behme. Langweilig wird es für die Allrounderin, die ursprünglich gelernte Gärtnerin sowie Kauffrau für Bürokommunikation ist, nie. In ihrer Freizeit düst sie am liebsten auf dem Motorrad durch die Heide.

„Beruflich muss ich oft im Hotel übernachten“, erzählt Heizungsbauer Gernot Becker aus dem hessischen Pohlheim, „da brauche ich im Urlaub ein Kontrastprogramm. Camping ist genau das Richtige.“ Dabei muss die gesamte Familie mit: neben Frau Ursula und den erwachsenen Söhnen Christoph und Alex auch Schwiegertochter Corinna und das einjährige Enkelkind Loan. Familie Becker ist nicht mit einem gewöhnlichen Fahrzeug unterwegs. Sie reist mit einem Chevy Suburban, einem Toyota Pickup Hilux und einem Mercedes Vito sowie zwei Wohnanhängern an. Am liebsten sind die Beckers offroad unterwegs, zum Beispiel auf verlassenen Alpenpässen oder in Skandinavien. Nur wenn die Urlaubszeit wie in diesem Frühsommer knapp bemessen ist, machen die Beckers ausnahmsweise auf einem Campingplatz in Deutschland Rast. Damit aber auch diesmal ein Hauch von Abenteuer aufkommt, fahren sie vom gepflegten Südsee-Camp in einen Offroad- Park. Da geht es mit den Fahrzeugen – inklusive dem selbstgebauten Wohnanhänger mit australischer Spezialkupplung - über Stock und Stein.

„Wenn ich morgens ein paar Minuten am See sitze, dann ist das, als ob ich jeden Tag Urlaub hätte. Die fünfzehn Minuten länger nehme ich gerne in Kauf, wenn ich morgens zur Arbeit fahre“, schwärmt Gudrun Kuhn.Der Campingplatz am Bergwitzsee ist seit 23 Jahren ihr Zuhause.Während Bernd seit 2016 seinen Ruhestand genießt, hat Gudrun noch einen stressigen Alltag als Küchenchefin einer Jugendherberge in Wittenberg. In der Lutherstadt hat das Ehepaar Kuhn zwar noch eine Wohnung, doch wird die nur im Winter genutzt. Die Camping-Leidenschaft hat das Paar schon früh gepackt; das Leben im Plattenbau war für die beiden Naturmenschen schon immer zu eng. So kam die Idee auf, das Leben dauerhaft auf dem Campingplatz zu verbringen. Viel Arbeit, Zeit und Geld haben sie investiert, um den Wohnwagen dafür herzurichten. Die Lage der Anlage ist optimal, weil die Kuhns begeisterte Wassersportler sind. Früher sind sie oft zusammen bei Segelregatten mitgefahren, doch wegen einer Arthrose in den Händen kommt das für Gudrun nicht mehr in Frage. Noch immer gehen sie aber gerne am Abend eine Runde gemeinsam paddeln.

Sven Hammerschmidt hat als Werkstattleiter des Campingplatzes am Bergwitzsee schon allerhand erlebt. Als er vor einigen Wochen mit seinen Kollegen aber die Hütte von Opa Lehmann abbauen will, staunt er nicht schlecht: Unter der Holzverkleidung kommt ein kompletter Bus zum Vorschein. „Wir dachten, dass sich vielleicht ein alter Bauwagen darunter verbirgt, aber ein ganzer Bus, das hat uns dann doch verblüfft“, sagt Sven. Opa Lehmann kannte hier jeder. Er war fast 40 Jahre lang Dauercamper am Bergwitzsee, bis er Anfang des Jahres im Alter von 93 Jahren starb. „Wir können kein Typenschild mehr finden und vermuten, dass es sich um einen DDR-Bus oder ein tschechischesModell aus den 1950er oder 1960er Jahren handelt“, meint der Platzwart. „Natürlich würden wir gerne wissen, ob es vielleicht noch einen Wert hat.“ Da die Parzelle in einigen Wochen wieder neu belegt werden soll, hofft er, dass sich bis dahin noch ein Experte findet, der das Rätsel lösen kann.

„Seit meiner Zeit als Leiter der Sendung ‚Caravaning-TV‘ von 2004-2006 vor 15 Jahren lässt mich die Lust am Camping nicht mehr los“, berichtet der Journalist Stefan Peine. Der Münchner ist freiberuflicher Campingplatz-Tester und berichtet darüber auf seinem eigenen YouTube-Kanal. Seine Auftraggeber sind Unternehmen für Outdoor-Equipment, aber auch die Campingplatzbetreiber selbst. „Das ist dann ein angenehmer Nebenerwerb, der sich manchmal auch erst spontan vor Ort ergibt“, sagt Peine. In der Camping- und Caravananlage Bergwitzsee hat er ein alternatives, aufblasbares Zelt auf Herz und Nieren getestet. B-Turtle, so der Name des schildkrötenförmigen Produkts, wurde speziell für Expeditionen und den Transport in einem Fahrradkorb entwickelt, soll also besonders für Fahrradtouren mit Zelt interessant sein. Was bei diesem und dem Test anderer ungewöhnlicher Camping-Geräte herausgekommen ist, erfahren die Zuschauer in „Verrückt nach Camping“.

Peggy Böhme ist dem Tennsee seit 20 Jahren treu: Seit ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau bildet sie zusammen mit ihrer Chefin Viola Zick ein eingespieltes Team an der Rezeption des Caravanparks. „Besonders in der Hochsaison muss man manchmal von 0 auf 100 hochfahren, wenn praktisch alle Gäste gleichzeitig etwas wollen“, erzählt sie, „dann muss man ziemlich stressresistent sein.“ Kommunikativ sollte man sein, gut reden und auch mal beruhigend einwirken können, meint Peggy Böhme. Von 7 bis 22 Uhr muss die Rezeption besetzt sein. In der Zeit sind unzählige Check-Ins und Check-Outs, Dutzende Telefonate zu erledigen. Zeit fürs Backoffice muss auch noch sein. Manchmal unterstützt Peggy Böhme auch die Kollegen im Restaurant. Sie ist ein echtes Multitalent. Die Mutter von zwei Kindern liebt ihren Job: „Jeder Tag, jeder Gast ist anderes. Der Umgang mit Menschen ist schon toll.“ Der Caravanpark ist ein äußerst familienfreundlicher Betrieb – nicht nur für Gäste. „Meine beiden Kinder sind hier aufgewachsen und haben schon immer viele Freundschaften mit den Kindern der Gäste geknüpft“. Besonders praktisch ist es, dass auch Peggys Mann Sascha als Küchenchef im platzeigenen Restaurant arbeitet. Peggy Böhme ist selbst begeisterte Camperin. Wenn die Hochsaison vorbei ist, erholt sich die Familie beim Urlaub im eigenen Reisemobil. Für Peggy ist der Arbeitsplatz im Alpen-Caravanpark ein echter Traumjob.

Seit genau einem Jahr sind Sandra und Uli aus Hohenstadt auf der Schwäbischen Alb ein Paar. Sie haben sich beim Sport mit ihren Hunden kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt hatte jeder der beiden einen Husky – inzwischen sind es fünf. Wenn sie mit ihrem Ford Transit inklusive Anhänger und der Hundeschar auf einem Campingplatz Station machen, sind sie eine kleine Sensation. „Camping ist eigentlich die einzige Möglichkeit, mit so vielen großen Hunden Urlaub zu machen“, meint Sandra. „Ein Hotel kommt da gar nicht in Frage“. Am Tennsee, wo sie zum ersten Mal sind, fühlen sie sich nicht nur geduldet, sondern sogar herzlich willkommen. Die Landschaft ist optimal für Ausflüge mit den Tieren, die einen großen Bewegungsdrang haben. Bei entsprechendem Wetter machen Sandra und Uli lange Wanderungen – auch schon mal über 20 Kilometer und mehr. Oft sind die beiden mit ihrem Rudel zu Trainingslagern und Schlittenhunderennen unterwegs – ein zeitintensives Hobby, aber auch ein Freizeitvergnügen. „In erster Linie sind die Tiere Familienhunde“, sagt Sandra. Auf die anderen Campingurlauber und die vielen neugierigen Kinder reagieren die zwei Hündinnen und drei Rüden ganz gelassen.

35 Jahre ist es her, dass sich Bärbel und Volker aus Hofheim im Taunus am Tennsee verliebt haben. „Kennen“, sagt Bärbel, „tun wir uns aber schon viel länger“. Schon als sie fünf Jahre alt war, sind die Eltern mit ihr in den Ferien hierher gefahren. Auch Volkers Eltern waren hier Dauercamper. Als Bärbel siebzehn war, wurden die beiden ein Paar. Heute haben sie zwei erwachsene Kinder. Am Anfang war es gar nicht so einfach, den Kontakt zu halten, wohnte Bärbel doch in Steinfeld in der Eifel und der drei Jahre ältere Volker in Remscheid. Später gingen sie gemeinsam für die Ausbildung und das Studium nach Aachen. Die Verbundenheit zu dem Ort, an dem sie sich vor so vielen Jahren kennengelernt haben, ist aber seit den 80er Jahren geblieben. So steht heute ihr eigener Wohnwagen, ein Fend Diamant, auf dem Campingplatz am Tennsee. Wann immer sie es einrichten können, nehmen Bärbel und Volker die lange Fahrtzeit auf sich, um etwa im Herbst, zu Weihnachten, im Karneval und an Ostern die Zeit in der bayerischen Idylle zu verbringen. „Da kommen Heimatgefühle auf und man trifft immer nette Freunde“, schwärmt Bärbel. Außerdem sei die Landschaft ein Traum für Wanderer und Skifahrer wie sie.