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Presseclub

Widerstand gegen Draghi – Plündert die EZB unsere Rücklagen?

Das einzige deutsche Mitglied im EZB-Direktorium, Sabine Lautenschläger, tritt zurück. Ein politischer Knall und Wasser auf die Mühlen all jener, die dem Chef der europäischen Notenbank, Mario Draghi, schon länger vorwerfen, die Krisenländer wie Italien auf Kosten der deutschen Sparer sanieren zu wollen. Zu Recht?

Offiziell ist über die Gründe des vorzeitigen Rückzugs von Lautenschläger nichts bekannt. Inoffiziell heißt es: Damit wolle sie gegen die lockere Geldpolitik der EZB protestieren, mit der sie schon länger nicht mehr einverstanden gewesen sei. Erst Mitte September hatte Draghi angekündigt, die Negativzinsen weiter zu senken und den Anleihekauf wieder aufzunehmen. Ab November wird die EZB dafür jeden Monat 20 Milliarden Euro ausgeben. Dass sich daran absehbar etwas ändert, glaubt niemand. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde wird seinen Kurs fortsetzen.

Seither schlägt die Empörung hohe Wellen, insbesondere in Deutschland: Nicht nur bei der Politik, sondern auch bei Banken und Sparern. Denn sie sind die Leidtragenden dieser Entwicklung. 6 Billionen Euro liegen allein in Deutschland auf der hohen Kante. Doch Zinsen gibt es dafür schon lange nicht mehr, schlimmer noch: Immer mehr Kunden müssen jetzt auch noch dafür bezahlen, wenn sie Geld auf ihrem Konto parken. Gestern wurde bekannt: Nach der Nürnberger Stadtsparkasse hat jetzt auch die Münchner angekündigt, die Prämiensparverträge zu kündigen. Begründung: Sie seien für die Banken schlicht zu teuer.

Draghi galt für viele als Retter der Eurozone, als er den Spekulanten gegen die europäische Währung 2012 einen Riegel vorschob. Doch: Ist seine Politik heute noch angemessen, um die Konjunktur in Europa anzukurbeln, oder überwiegen die Nachteile? Welche Konsequenzen hat das für Bürger, Wirtschaft und Finanzsystem? Und wer ist tatsächlich der böse Bube in dem Spiel: Draghi oder Politiker in Deutschland und Europa?

Darüber diskutiert ARD-Programmdirektor Volker Herres mit den Gästen:

Markus Gürne, HR / ARD-Börsenstudio

Lisa Nienhaus, Die Zeit

Philip Plickert, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Angela Wefers, Börsen-Zeitung

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