SENDETERMIN So., 03.07.22 | 12:03 Uhr | Das Erste

Presseclub

Chaos am Flughafen, geschlossene Restaurants, fehlende Handwerker: Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie groß die Personalnot in Deutschland inzwischen ist. Alle Branchen sind davon betroffen. Aus dem Fachkräftemangel ist ein Arbeitskräftemangel geworden. Wo sind die Mitarbeiter alle hin? Ist es ein vorübergehendes Phänomen nach zwei Jahren Pandemie oder der Vorbote einer bedrohlichen Entwicklung?

Wie groß das Problem ist, zeigt sich im Augenblick am stärksten auf den Flughäfen. Die Reisewelle hat noch nicht richtig begonnen, aber schon jetzt müssen Airlines Flüge streichen. Fast das halbe Land fürchtet nun, dass der Sommerurlaub ins Wasser fällt: Die Bundesregierung will jetzt im großen Stil Kurzzeit-Arbeitsvisa für ausländische Hilfskräfte ausgeben, um die Situation zu entspannen. In der gesamten Dienstleistungsbranche haben sich Mitarbeiter während des Lockdowns umorientiert und neue Jobs gesucht. Doch zur Ehrlichkeit gehört dazu: Das Personalproblem existierte bereits vor Corona. Die Wirtschaft schlägt wegen des Fachkräftemangels schon länger Alarm. Am stärksten davon betroffen sind die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, das Handwerk und im akademischen Bereich fehlen vor allem Mediziner, Ingenieure und Softwareentwickler. Und das Problem dürfte mit der Verrentung der Babyboomer noch größer werden. Die große Frage lautet also: Wo sollen die dringend nötigen Arbeitskräfte künftig herkommen? Wissenschaftler sagen, nur Zuwanderung im großen Stil könne dabei helfen, die demografische Lücke zu schließen. Doch von den erforderlichen Zahlen sind wir Lichtjahre entfernt. Woran liegt das? Haben wir genug getan, um bürokratische Hürden abzubauen und für Ausländer als Einwanderungsland attraktiv zu sein? Ist das Land überhaupt bereit, mehr Zuwanderer zu integrieren? Welche Stellschrauben gibt es noch, um mehr Beschäftigte für den Arbeitsmarkt zu gewinnen? Müssen wir uns alle darauf einstellen, länger zu arbeiten und später in Rente zu gehen?   

Darüber diskutiert WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn mit den Gästen:   

Stephan Anpalagan, freier Journalist

Ulrike Herrmann, taz.die tageszeitung

Maike Rademaker, freie Journalistin

Christian Rickens, Handelsblatt 

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