"Sport ist Sport" – Die Türöffner-Kampagne

ARD, Sky, DOSB, Ströer & WerbeWeischer planen groß angelegte gemeinsame Aktion für Inklusion und Integration

Athlet bei den Paralympics
Athlet bei den Paralympics | Bild: dpa

Inklusion und Integration sind zentrale Themen unserer Zeit. Teilhabe und vorurteilsfreie Gemeinschaft kann gelingen, wenn durch neue Bündnisse Türen geöffnet und Berührungsängste abgebaut werden – in den Köpfen genauso wie in unserem öffentlichen Raum.

Sport kann Integration auf vorbildliche Weise meistern, denn Sport ermöglicht es, sich gemeinschaftlich zu erleben, Leidenschaft und Begeisterung zu teilen – unabhängig von körperlichen und geistigen Unterschieden oder Einschränkungen.

Und deshalb hat sich die ARD auch mit einigen hochkarätigen Partnern zusammen gefunden, um Integration und Inklusion noch stärker bei den TV-Zuschauerinnen und -Zuschauern zu thematisieren und um dies noch mehr in der deutschen Gesellschaft zu verankern.

Die mediale Koalition, die sich jetzt zusammengefunden hat, um im Rahmen einer Spot-Kampagne diese Gedanken zu unterstützen, ist einmalig: Es ist eine große öffentlich-rechtliche und private Partnerschaft, die auf das WIR setzt und auf den Sport als Türöffner – in der öffentlichen Wahrnehmung und der Gemeinschaft des organisierten Sports.

Volker Herres, Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens:

»Die ARD ist seit langem ein verlässlicher Partner des Behindertensports in Deutschland. Dennoch hat uns der leichte Rückgang des Zuschauerinteresses an den jüngst übertragenen Paralympics gezeigt, dass der Behindertensport noch nicht hinreichend in der Gesellschaft verankert ist. Aus diesem Grund haben wir uns – gemeinsam mit unseren Partnern – dazu entschlossen, mehr zu tun, um Integration und Inklusion in Deutschland voran zu treiben. Das wollen wir mit dieser Kampagne erreichen.«

Die bisherigen Medien-Partner sind: ARD, Sky, Ströer und WerbeWeischer. Auf Verbandsebene beteiligen sich bislang der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche Behindertensportverband, Special Olympics Deutschland und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung.

Über Hürden aufs Podest – Integration von Menschen mit Behinderungen im deutschen Spitzensport

Im zweiten Teil des ARD Forum Sport, das beim Bayerischen Rundfunk in München stattfand, wurde das Thema "Integration von Menschen mit Behinderungen im deutschen Spitzensport" von einem hochkarätig besetzten Podium detailliert betrachtet bzw. diskutiert.

Kirsten Bruhn, ehemalige Schwimmerin und ARD-TV-Expertin:

»In den verantwortlichen Gremien, die sich mit den Belangen der Behindertensportlerinnen und -sportler befassen und Entscheidungsbefugnisse haben, sollten mehr Betroffene sitzen - das ist in der Realität oft überhaupt nicht der Fall und müsste dringend geändert werden. Denn nur Betroffene wissen, was wichtig für sie selbst ist. Man muss außerdem noch mehr ein Bewusstsein für Behinderungen schaffen, es sollte mehr TV-Moderatorinnen und -Moderatoren mit Behinderungen geben und viel mehr darüber berichtet werden, damit Behinderungen alltäglicher und normaler für die Gesellschaft werden.«

Markus Rehm, Leichtathletik-Behindertensportler, entfachte eine Grundsatzdebatte über die Gefahr des "Techno-Dopings", einem möglichen Wettbewerbsvorteil durch Prothesen:

»Man bekommt immer wohlwollend auf die Schultern geklopft, so lange man sechs, sieben, oder acht Meter weit springt. Sobald man weiter springt, wird man aber sofort argwöhnisch betrachtet. Mein großes Ziel ist es zu zeigen, dass sich unsere Leistungen nicht vor den der olympischen Sportlern verstecken müssen.«

Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensport-Verbands:

»Der Behindertensport ist immer noch nicht dort angekommen, wo er hingehört. Er befindet sich immer noch in einer Nische - und das werde ich so lange erwähnen, bis es anders wird. Die Arbeit unserer Landesverbände ist enorm wichtig, insbesondere für Lebensqualität und Gesundheitsprävention. Aber die Förderung und die finanziellen Mittel sind immer noch sehr unverhältnismäßig. Wir haben beispielsweise nur sieben hauptamtliche Trainer für 23 paralympische Sportarten - das sind Zustände, die dringend geändert werden müssen.«

Anna Schaffelhuber, Monoskibob-Fahrerin, eine der Vorzeigesportlerinnen bei den Winter-Paralympics:

»Es gab sicherlich eine Wende im Bereich des Behindertensports in den letzten Jahren, heutzutage gibt es eine gewisse Förderung, Sponsoren etc., so dass manche Sportlerinnen und Sportler eine Zeitlang davon leben können. Doch man muss auf jeden Fall ein zweites Standbein während des Sports aufbauen, damit man auch hinterher noch Geld verdienen kann.«

Ronny Ziesmer, ehemaliger deutscher Turner, seit seinem Unfall 2004 querschnittsgelähmt und heute ZDF-TV-Experte:

»Die Förderung durch die Deutsche Sporthilfe ist schon sehr hilfreich, allerdings immer noch deutlich hinter der Förderung der olympischen Sportarten. Es handelt sich nach wie vor um eine Zweiklassen-Gesellschaft. Darüber hinaus wünsche ich mir mehr Unterstützung von anderer Seite. Denn wie kann es sein, dass BMW - ein deutsches Unternehmen - in den USA die Rennrollstühle konstruiert, mit denen das Team USA sehr erfolgreich bei den Paralympics angetreten ist, aber in Deutschland wird das nicht umgesetzt?«