Wichtige Stationen im Leben des Bertolt Brecht

Ein kurzer Überblick über die wichtigsten Stationen im Leben des Bertolt Brecht.

Bertolt Brecht (undatiertes Archivbild)
Bertolt Brecht (undatiertes Archivbild) | Bild: WDR/dpa

1898

10. Februar: Eugen Berthold Friedrich Brecht (Rufname Eugen) wird in Augsburg geboren.

1902

  • Werkswohnung der Familie in der Bleichstraße 2
  • Geburt des Bruders Walter

1904

  • Volksschule, von 1908 an Königlich Bayerisches Realgymnasium
  • in der Kindheit beginnende Herzbeschwerden

1913

Reichhaltige literarische Produktion veröfftlicht in der Schülerzeitschrift "Die Ernte"

1914

  • Brechts erstes Drama "Die Bibel" erscheint dort
  • patriotische Texte (als "Berthold Eugen") in Augsburger Tageszeitungen

1916

  • Brecht umwirbt die zwei Jahre jüngere Schülerin Paula Banholzer (und deren Freundin Maria Amann, die "Marie A." des Gedichts). Er nennt Paula "Bi" (für "Bittersweet")
  • Nach einem kritisch-respektlosen Schulaufsatz über den Horaz-Spruch, es sei "süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben", entgeht Brecht nur knapp einem Schulverweis.
  • Er zeichnet zum ersten Mal ein Gedicht als "Bert Brecht".

1917

  • Kriegsabitur
  • Zurückstellung vom Militär
  • Brecht nimmt ein Medizin-, Philosophie- und Literaturstudium an der Universität München auf
  • Brechts Freund Caspar Neher wird an der Westfront verschüttet und ausgegraben; wenig später muss er wieder in den Krieg.

1918

  • Brecht schreibt die scharf antimilitaristische "Legende vom toten Soldaten".
  • Erste Niederschrift des Dramas "Baal"
  • Ab 1. Oktober leistet Brecht Militärdienst als Sanitätssoldat in einem Lazarett für Geschlechtskranke in Augsburg.
  • mit Revolution und Kriegsende Mitglied des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrats
  • Brechts Freundin Paula erwartet ein Kind; ihr Vater verbietet die Ehe und schickt sie (Anfang 1919) nach Kimratshofen im Allgäu, damit die "Schande" nicht öffentlich wird.

1919

  • Unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse in Berlin, Augsburg und München schreibt Brecht das Stück "Spartakus/Trommeln in der Nacht".
  • Am 30. Juli wird Paulas und Brechts Sohn Frank geboren und später in Pflege gegeben.

1920

  • Brechts Mutter stirbt am 1. Mai nach langjährigem Krebsleiden.
  • Auf seiner ersten Fahrt nach Berlin schreibt Brecht "Erinnerung an die Marie A."
  • Brecht beginnt ein Verhältnis mit der Opernsängerin Marianne Zoff; die Beziehung zu Paula Banholzer setzt er fort.

1921

  • Arbeit am "Stück Im Dickicht der Städte"
  • "Das Mysterium der Jamaika-Bar" und andere Film-Drehbücher und -Exposés
  • Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Arnolt Bronnen

1922

  • Theaterkrach, als Brecht Bronnens Skandalstück "Vatermord" inszenieren will
  • 29. September Uraufführung von "Trommeln in der Nacht" an den Münchner Kammerspielen.
  • Der Kritiker Jhering bescheinigt Brecht "das Geniezeichen". Kleistpreis
  • Am 3. November heiratet Brecht Marianne Zoff, die im fünften Monat schwanger ist.

1923

  • Geburt der Tochter Hanne (später Hiob)
  • Uraufführung von "Im Dickicht der Städte" am Münchener Residenztheater
  • Im Herbst beginnt in Berlin Brechts Beziehung zur Schauspielerin Helene Weigel.
  • "Baal" wird in Leipzig uraufgeführt.

1924

  • Paula Banholzer heiratet einen Augsburger Kaufmann.
  • "Leben Eduard II. von England" (nach Marlowe; zusammen mit Lion Feuchtwanger)
  • Brecht übersiedelt nach Berlin.
  • Am 3. November wird Weigels und Brechts Sohn Stefan geboren.
  • Arbeit an "Galgei"/"Mann ist Mann"
  • Elisabeth Hauptmann wird Brechts Sekretärin, wichtige Mitarbeiterin und Geliebte.

1925

Brecht übernimmt das Atelier von Helene Weigel, Spichernstraße 16.

1926

Premiere von §Mann ist Mann§ in Darmstadt

1927

  • Gedichtsammlung "Bertolt Brechts Hauspostille"
  • Brecht lernt den Komponisten Kurt Weill kennen; "Mahagonny"-Songspiel.
  • Die Ehe mit Marianne Brecht-Zoff wird geschieden, beidseitiges Verschulden.

1928

  • Elisabeth Hauptmann übersetzt für Brecht John Gays "Beggar's Opera" und arbeitet mit an der "Dreigroschenoper"; Musik: Kurt Weill. Premiere 31. August, ein Sensationserfolg.
  • Brecht zieht in die Hardenbergstraße 1a im Westen Berlins.
  • Marianne Brecht-Zoff heiratet den Schauspieler Theo Lingen. Er kann sie und Brechts Tochter Hanne dank seiner Popularität vor der Verfolgung durch die Nazis schützen.

1929

  • Brecht und Helene Weigel heiraten am 10. April.
  • Der Berliner "Blutmai" radikalisiert Brecht politisch.

1930

  • "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", Oper; Musik: Kurt Weill
  • Arbeit an "Die heilige Johanna der Schlachthöfe". Lehrstücke, u. a. "Die Maßnahme"
  • 28. Oktober Geburt von Weigels und Brechts Tochter Barbara
  • Prozess um die Verfilmung der "Dreigroschenoper", Regie: G. W. Pabst

1931

  • Drehbuch zum proletarischen Film "Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?"
  • "Die Mutter" nach Maxim Gorki (mit G. Weisenborn u. a.; Erstaufführung 17. Jan. 1932)

1932

  • Liebesbeziehung mit Margarete Steffin, die zur wichtigen Mitarbeiterin wird; Ehekrise.
  • Brecht kauft ein Sommerhaus in Utting am Ammersee, vom Vater finanziert.

1933

  • Nach Hitlers Machtantritt und dem Reichstagsbrand fliehen Brecht und Helene Weigel am 28. Februar nach Prag, über Wien in die Schweiz und mit den Kindern Barbara und Stefan weiter nach Dänemark. Brecht kauft ein Fischerhaus in Svendborg auf Fünen, Skovsbostrand 8, das die Familie im Dezember bezieht.
  • In Paris schreibt Brecht zusammen mit Kurt Weill das Ballett "Die sieben Todsünden"; Caspar Neher, Bühnenbildner der Aufführung, kehrt nach Deutschland zurück.
  • Margarete Steffin kommt über die Schweiz und Paris ebenfalls nach Dänemark.

1934

  • Beendigung des "Dreigroschenromans"; Mitarbeit: Grete Steffin, wie auch bei "Lieder Gedichte Chöre" (seit 1933) und "Die Horatier und die Kuriatier"
  • Ende des Jahres ist Brecht mit Filmplänen in London.

1935

  • Beginn der Arbeit an der Szenenfolge "Furcht und Elend des Dritten Reiches"
  • Im Frühjahr reist Brecht nach Moskau, Treffen mit seinem Übersetzer Sergej Tretjakow und mit Carola Neher. Beide fallen später der "Großen Säuberung" Stalins zum Opfer.
  • Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit
  • Brecht spricht auf dem "Ersten Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur" in Paris
  • Liebesverhältnis mit der dänischen Schauspielerin und Journalistin Ruth Berlau
  • Aufenthalt in New York (bis Februar 1936), wo "Die Mutter" aufgeführt wird

1936

  • April: Internationaler Schriftstellerkongress in London; Filmpläne mit Fritz Kortner.
  • Mitherausgeber der deutschsprachigen Exilzeitschrift "Das Wort" (Moskau)
  • "Die Rundköpfe und die Spitzköpfe" wird in Kopenhagen aufgeführt.

1937

  • Brechts Einakter über den Spanischen Bürgerkrieg "Die Gewehre der Frau Carrar" wird in Paris mit Weigel, in Kopenhagen von Berlau mit Arbeiterschauspielern inszeniert.
  • Beginn der "Expressionismusdebatte" im Wort (bis 1938)

1938

  • Roman "Die Geschäfte des Herrn Julius Cäsar" (nicht fertiggestellt)
  • Aufführumg einiger Szenen aus "Furcht und Elend des Dritten Reiches" mit Weigel in Paris
  • In nur drei Wochen schreibt Brecht eine erste Fassung von "Leben des Galilei".

1939

  • Arbeit am "Messingkauf" (Theatertheorie)
  • "Svendborger Gedichte" (Druck von Ruth Berlau organisiert und finanziert)
  • Brechts Vater stirbt in Darmstadt beim Sohn Walter, der dort Professor für Papierfabrikation ist.
  • Brecht übersiedelt im Mai mit Familie und Margarete Steffin nach Lidingö, Schweden.
  • Arbeit an "Der gute Mensch von Sezuan"
  • In fünf Wochen schreibt Brecht "Mutter Courage und ihre Kinder".

1940

  • Im April flieht Brecht mit Familie und Steffin nach Finnland, Ruth Berlau kommt nach.
  • Im Sommer entsteht auf dem Gut Marlebäck der finnischen Schriftstellerin Hella Wuolijoki das Stück "Herr Puntila und sein Knecht Matti". (Mitarbeit: Steffin).
  • "Flüchtlingsgespräche"

1941

  • Brecht schreibt für den Broadway "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui".
  • Zur Flucht in die USA bleibt nur der Weg über den Pazifik; via Moskau, Wladiwostok und Manila erreicht die Familie (mit Ruth Berlau) am 21. Juli den Hafen von Los Angeles.
  • Steffin muss krankheitshalber in Moskau zurückbleiben, sie stirbt dort am 4. Juni.
  • Brecht lässt sich in Santa Monica nieder. Er versucht, in Hollywood als Filmautor Fuß zu fassen.

1942

  • Drehbuch für Fritz Langs Film "Hangmen Also Die" ("Auch Henker sterben")
  • Arbeit an "Die Gesichte der Simone Machard" (mit Lion Feuchtwanger)
  • Ruth Berlau zieht nach New York und arbeitet für die amerikanische Kriegspropaganda

1943

  • "Schweyk im Zweiten Weltkrieg" (nicht fertiggestellt)
  • Bearbeitung von John Websters "The Duchess of Malfi" für Elisabeth Bergner (bis 1946)
  • Das FBI hört Brechts Telefon ab.
  • Brechts erster Sohn Frank Banholzer kommt als deutscher Soldat an der Ostfront um.

1944

  • "Der kaukasische Kreidekreis" (Mitarbeit: Ruth Berlau)
  • Berlau erwartet ein Kind von Brecht; es stirbt kurz nach der Geburt.
  • Mit dem Schauspieler Charles Laughton übersetzt Brecht sein "Leben des Galilei".
  • Brechts zweiter Sohn Stefan wird zur US-Armee eingezogen.

1945

  • Nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki ändert Brecht seine "Galilei"-Bearbeitung.
  • "Furcht und Elend des Dritten Reiches" wird in New York aufgeführt.
  • Ruth Berlau erleidet einen Nervenzusammenbruch; Schocktherapie.

1947

  • 31. Juli: Premiere des "Galileo" mit Laughton in Beverly Hills. Berlau filmt die Aufführung.
  • Am 30. Oktober sagt Brecht vor dem "Ausschuss für unamerikanische Betätigungen" aus. Am nächsten Tag verlässt er die USA und geht über Paris in die Schweiz; Helene Weigel und Tochter Barbara folgen, Anfang 1948 auch Ruth Berlau.
  • In Zürich nimmt Brecht sofort seine Arbeitsfreundschaft mit Caspar Neher wieder auf.

1948

  • Erstaufführung von Brechts "Antigone des Sophokles" mit Helene Weigel in Chur
  • Am Zürcher Schauspielhaus wird "Herr Puntila und sein Knecht Matti" uraufgeführt.
  • "Kleines Organon" für das Theater"
  • Im Oktober reisen Brecht und Helene Weigel über Prag in den sowjetischen Sektor von Berlin.

1949

  • 11. Januar: Premiere von "Mutter Courage und ihre Kinder" (Regie: Brecht und Erich Engel, Titelrolle: Helene Weigel) am Deutschen Theater in Ost-Berlin; ein großer Erfolg.
  • "Die Tage der Commune" (Revolutionsstück nach einem Drama von Nordahl Grieg)
  • Im September besucht Brecht mit Ruth Berlau kurz seine Heimatstadt Augsburg.
  • Im November eröffnet das Berliner Ensemble (BE), staatlich finanziert, als Gast im Deutschen Theater mit "Herr Puntila und sein Knecht Matti". Intendantin: Helene Weigel.

1950

  • Brecht erlangt die österreichische Staatsbürgerschaft.
  • Das Berliner Ensemble führt "Der Hofmeister" (nach J. M. R. Lenz) auf.
  • "Kinderhymne" als Gegenentwurf zum "Deutschlandlied" (und zur DDR-Hymne Auferstanden aus Ruinen)
  • Brecht inszeniert an den Münchner Kammerspielen "Мutter Courage und ihre Kinder".

1951

  • Brecht inszeniert am Berliner Ensemble "Die Mutter"; die DDR-Kulturbürokratie wittert "Formalismus".
  • Brechts Propaganda-Kantate "Herrnburger Bericht" (Musik: Paul Dessau) wird bei den "Weltfestspielen der Jugend" in Ost-Berlin aufgeführt.
  • Die Oper "Das Verhör des Lukullus" (Text: Brecht, Musik: Paul Dessau) wird zunächst verboten, darf nach Änderungen dann doch gespielt werden.

1952

  • Brecht pachtet in Buckow ein Wassergrundstück mit Villa und Gärtnerhaus.
  • Bei den Proben zu "Die Gewehre der Frau Carrar" kränkt Brecht Helene Weigel schwer.

1953

  • Brecht inszeniert Erwin Strittmatters Stück "Katzgraben"; Thema: die Kollektivierung der DDRLandwirtschaft.
  • Brecht wird zum Präsidenten des PEN-Zentrums Ost und West gewählt.
  • Egon Monks "Urfaust"-Inszenierung (mit Brechts Geliebter Käthe Reichel als Gretchen) löst eine Kampagne der SED gegen das Brecht-Theater aus.
  • Brechts Meisterschüler Martin Pohl wird von der Staatssicherheit verhaftet und nach Schlafentzugs-Folter und falschen Zeugenaussagen zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt.
  • Am 17. Juni, während des Aufstands gegen das DDR-Regime, schreibt Brecht einen Brief an Parteichef Walter Ulbricht, in dem er seine Verbundenheit mit der SED ausdrückt und eine Aussprache der Regierung mit der Bevölkerung befürwortet. Nur die Ergebenheitsadresse wird veröffentlicht.
  • Am Schermützelsee schreibt Brecht die "Buckower Elegien".
  • Brecht und Helene Weigel trennen sich vorübergehend. Er zieht in die Chausseestraße 125, sie später im Jahr in die Wohnung über ihm.
  • Arbeit an "Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher" (unvollendet)

1954

  • Das Berliner Ensemble erhält das Theater am Schiffbauerdamm.
  • Brecht gastiert mit "Mutter Courage" beim Internationalen Theaterfestival in Paris und gewinnt einen ersten Preis sowie internationale Anerkennung.
  • Isot Kilian wird Brechts letzte Geliebte.
  • Im Herbst wird nach langer Probenarbeit "Der kaukasische Kreidekreis" aufgeführt.

1955

  • Brecht sammelt 176.203 Unterschriften gegen den NATO-Beitritt der Bundesrepublik.
  • Brecht nimmt am 25. Mai in Moskau den "Internationalen Stalin-Friedenspreis" entgegen.
  • Zweites bejubeltes Gastspiel des Berliner Ensembles in Paris mit "Der kaukasischen Kreidekreis"
  • Ende des Jahres beginnen unter Brechts Regie am Berliner Ensemble die Proben zu "Leben des Galilei".

1956

  • Brecht fährt mit seiner Tochter Hanne zur "Dreigroschenoper"-Premiere nach Mailand.
  • Ende März muss Brecht krankheitshalber die "Galilei"-Proben aussetzen.
  • Brecht erfährt von Chruschtschows Geheimrede über Stalins Verbrechen
  • Brecht leitet am 10. August zum letzten Mal eine Probe für ein Gastspiel des Berliner Ensembles in London
  • Brecht stirbt in der letzten Stunde des 14. August
  • Er wird am 17. August in einem Stahlsarg auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.
  • 18. August: Festakt der DDR für Brecht im Theater am Schiffbauerdamm
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