Fragen an Hannes Jaenicke

LKA-Ermittler Alex Pollack (Hannes Jaenicke)
Alex Pollack steht unter doppeltem Erfolgsdruck. Um Katja zu retten, muss er sie reinwaschen und den Fall lösen.  | Bild: ARD Degeto / Martin Valentin Menke

Was hat Sie an dem Format "Der Amsterdam-Krimi" überzeugt?

Wir haben über drei Jahre lang an den Büchern gearbeitet, um nicht einfach ein x-beliebiges Krimiformat aus dem Boden zu stampfen. Das Format müsste eigentlich "Der Amsterdam-Thriller" heißen. Denn im Gegensatz zum klassischen Krimi soll der Zuschauer bei uns nicht miträtseln, wer der Täter oder Mörder sein könnte, es gibt nicht einmal eine Leiche, deren Schicksal entschlüsselt werden soll. Bei uns taucht der Zuschauer genau wie die Hauptfigur, unser verdeckter Ermittler Alex Pollack, völlig ahnungslos in die Welt des organisierten Verbrechens ein, ohne zu wissen, was ihn erwartet, und unter dem permanenten Druck aufzufliegen und dies mit dem Leben zu bezahlen. Es geht mehr um den Nervenkitzel als um "Who-done-it"-Denkaufgaben.

Was für ein Mensch ist Alex Pollack? Wie arbeitet er als verdeckter Ermittler?

Zu Beginn unserer Geschichte ist Alex Pollack kein verdeckter Ermittler mehr, sondern V-Mann-Führer und quasi Schreibtischtäter beim LKA in Düsseldorf. Als VE ist er verbrannt, weil er nach jahrelanger Undercover-Arbeit eine kriminelle Gang auffliegen ließ, deren Bosse aber so mächtig und anwaltlich gut vertreten waren, dass sie vor Gericht freikamen. Mittlerweile hat er eine neue, junge Ermittlerin, gespielt von Alice Dwyer, in den Drogen-Clan eingeschleust und hofft, dessen Boss Tom Fischer – Sascha Alexander Geršak – mit ihrer Hilfe endlich hinter Gitter bringen zu können. Als sie spurlos verschwindet, sieht sich Pollack gezwungen, sich wieder als VE auf die Suche nach ihr zu machen.

Ist Alex Pollack ein Teamplayer?

Ein Teamplayer ist er nur, wenn es seiner Ermittlungsarbeit förderlich ist. VEs sind per Definition Einzelgänger und -kämpfer. Pollack redet nur das Nötigste, jedes Wort zu viel kann dazu führen, dass man auffliegt und sein Leben riskiert. Er hält sich an das Gesetz, soweit es seine Arbeit und die seiner VE nicht behindert. Gleiches gilt für Vorgaben seiner Vorgesetzten vom LKA. Sollten Gesetze und Vorgaben ihn behindern, ignoriert er diese und kommt dementsprechend bald in Schwierigkeiten. Und wenn Pollack ehrlich ist, mag er Tiere – selbst Insekten – lieber als Menschen.

Wie ist das Verhältnis von Pollack zu seiner Kollegin Katja Wolf?

Offiziell ist er ihr Vorgesetzter. Inoffiziell, und das widerspricht jeglicher Vorschrift, sind die beiden ein heimliches Liebespaar, und das macht die Geschichte auf pikante Weise spannend.

Pollack wirkt geradezu besessen davon, Fischer dingfest zu machen.

Pollack hat Fischer jahrelang gejagt, sich als VE bei ihm und seinem Clan eingezeckt, auf jegliches Privat- und Familienleben verzichtet. Schließlich hat er Fischer auf dem Silbertablett an die Staatsanwaltschaft geliefert – und musste zusehen, wie der wegen "Verfahrensfehlern" und "mangels Beweisen" freigelassen wurde. Und weil Fischer frei herumläuft und genau weiß, wer ihn ans Messer geliefert hat, lebt Alex Pollack in ständiger Lebensgefahr.

Sie sind ein vielgereister Mensch. Was gefällt Ihnen an Amsterdam? Haben Sie einen oder mehrere Lieblingsorte für sich in dieser Stadt entdeckt? Was war Ihr "Amsterdam-Moment"?

Ich kenne Amsterdam seit meiner Kindheit, es gehört zu den liberalsten, weltoffensten und kulturell spannendsten Städten der Welt. Auch habe ich Familie in den Niederlanden, verbrachte als Kind jeden Sommer in Domburg und war immer ausgesprochen Holland-affin. Am Schönsten ist es, zu Fuß durch die Grachten oder von Museum zu Museum zu schlendern und regelmäßig in die kleinen Bars und Cafés einzukehren. Der beeindruckendste Ort ist für mich immer noch die völlig unscheinbare Tür des Häuschens in der Prinsengracht, in dem Anne Frank und ihre Familie sich versteckten, bis sie verraten wurden.

Es wurde überwiegend mit einem niederländischen Team gedreht. Gab es einen besonderen Moment am Set, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Obwohl wir ja direkte Nachbarn sind, bin ich immer wieder überrascht, wie anders Niederländer ticken. Wir Deutschen machen uns ja gern lustig über die "Käsköppe" mit ihren Wohnmobilen und Coffeeshops, aber die Niederländer sind wesentlich entspannter als wir. Es gab in gut drei Monaten Drehzeit kein lautes Wort, keine unangenehme Situation mit dem Amsterdamer Team, obwohl wir grauenhaftes Wetter und wie immer zu wenig Zeit hatten. Und wir hatten den Luxus, mit einem fantastischen Schauspiel-Ensemble zu arbeiten. Wie authentisch die holländischen Schauspiel-Kollegen spielen, hat mich umgehauen. Als sie ans Set kamen, dachte ich zuerst: Das sind ja alles echte Bullen! Sogar eine erfahrene deutsche Journalistin fragte mich, nachdem sie die Filme gesehen hatte, ob das alles echte Kripo-Leute waren. Großartig!

Krimis sind bei den deutschen Zuschauern sehr beliebt. Haben Sie auch ein Krimifaible?

Ich war und bin großer Schimanski- und George-Fan, und bin immer noch beeindruckt, wie gut diese Filme geschrieben, gemacht und gespielt waren. Weiterhin liebe ich skandinavische Krimis, und gucke nach wie vor so ziemlich alles, was im angelsächsischen Krimi-Genre passiert, von "Big little lies" über "True Detective", "Narcos", "Top of the Lake", "The Wire" bis hin zu den alten "Sopranos".