"Vor dem Vergessen und Versinken in der Zeit bewahren"

Statement von Udo Jürgens

Der Mann mit dem Fagott: Udo Jürgens
Udo Jürgens schrieb das Buch "Der Mann mit dem Fagott" als Dokument für seine Familie. | Bild: ARD Degeto / Toni Muhr

Ein Dokument für die Familie

»Als meine Koautorin und ich begonnen haben, das Buch "Der Mann mit dem Fagott" zu schreiben, sollte es vor allem ein Dokument für meine Familie werden. Es sollte das, was mein Großvater, mein Vater und seine Brüder erlebt und bewältigt haben, ihre Biografien, die von der europäischen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts geprägt wurden, vor dem Vergessen und Versinken in der Zeit bewahren. Die Arbeit an diesem Buch gehört für mich zu den Meilensteinen meines Lebens. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass wir sechs Jahre daran arbeiten würden, hätte mich vermutlich der Mut verlassen. Dass aus dem Buch schließlich ein Bestseller geworden ist und dass inzwischen gar ein Film gedreht wurde, erfüllt mich mit Freude und Stolz. Und wenn ich gewusst hätte, dass der Weg von der ersten Verfilmungsidee bis hin zum fertigen Film wiederum beinahe sieben Jahre dauern würde, hätte ich es wahrscheinlich nicht gewagt, mich darauf einzulassen. Heute bin ich sehr froh darüber, es getan zu haben.«

Die Umsetzung – Vom Buch zum Film

»Die Umsetzung eines Buches in einen Film ist immer ein schwieriger und oft auch schmerzlicher Akt. Die Dramaturgie dieser sehr unterschiedlichen Kunstform hat ihre eigenen Gesetze. Diese erfordern nicht nur eine massive Beschränkung auf wenige Stränge und Aspekte des Buches, sondern auch viele, viele Veränderungen, Verdichtungen, Anpassungen. Die beiden Drehbuchautoren Miguel Alexandre und Harry Göckeritz, meine Koautorin Michaela Moritz und ich haben viele Jahre lang intensiv daran gearbeitet, aus der Essenz des Romans ein verfilmbares Drehbuch zu gestalten. Vieles, woran unser Herz hing, musste dabei auf der Strecke bleiben. Doch worauf es uns letztlich ankam, war nicht eine genaue Verfilmung des Buches anzustreben – das wäre ohnehin vollkommen unmöglich gewesen – sondern der Anspruch, dem Geist des Buches, der Atmosphäre und den Charakteren der Figuren gerecht zu werden.

Der Film lässt meinen Großvater, meinen Vater, meinen Onkel noch einmal auf andere Weise lebendig werden, als es das Buch tat. Es lässt mich als Zuschauer in meine Kindheit und Jugend eintauchen. Ein wenig hatte ich Angst davor, mir selbst, durch zwei Schauspieler vertreten, aber auch meinen Eltern und Großeltern auf diese Weise wieder zu begegnen, doch diese Sorge ist inzwischen einer großen Freude gewichen. Es ist ein mich tief berührendes Privileg, die Menschen, die mich geprägt haben, und auch mich selbst von so großartigen Schauspielern und Schauspielerinnen verkörpert zu sehen.«

Die Bedeutung des Films

Der Mann mit dem Fagott
Der Mann mit dem Fagott | Bild: ARD Degeto / Toni Muhr

»Ich bin sehr glücklich darüber, dass das Buch nun durch den Film eine Neuauflage erfährt und weiterlebt. Jede Phase der Arbeit an diesem Projekt war eine spannende, erfüllte, wichtige Phase meines Lebens, und ich möchte keinen Moment davon missen, vor allem nicht die, in denen es schwierig war. Ich habe aus jedem Augenblick unendlich viel gelernt und bewahrt. Eine ganz besondere Erfahrung für mich war die Arbeit an der Filmmusik, die ich gemeinsam mit Nic Raine, unterstützt von Stephan Broedner und Peter Wagner, gestaltet habe. Den richtigen Klang, die richtige Melodie für jede Szene zu finden, sie durch Töne zu unterstützen, ob emotional, spannungsgeladen oder friedlich-harmonisch, hat meinem Musikerleben eine ganz besondere Farbe hinzugefügt. Für die Tonaufnahmen mit dem renommierten Filmorchester Babelsberg arbeiten zu können, bedeutet mir viel. Dass wir als Violin-Solisten zudem meinen Freund Julian Rachlin, einen der besten klassischen Geiger der Welt, gewinnen konnten, verleiht dem Soundtrack für mich einen ganz besonderen Klang und Stellenwert. Die Wertschätzung«

Die Wertschätzung

»Ich möchte jedem Einzelnen danken, der die Verfilmung möglich gemacht hat. Allen voran der Produzentin Regina Ziegler, die von Anfang an fest an diesen Film geglaubt und selbst in den schwierigsten Momenten nie ans Aufgeben gedacht hat. Danken möchte ich ebenso dem Produzenten Klaus Graf, einem guten Freund seit vielen Jahren, der uns immer wieder neu motiviert hat, wenn es an einem Punkt nicht voranzugehen schien.

Unserem Regisseur Miguel Alexandre, der sich mit großer Emotion und Zuversicht auf dieses Projekt eingelassen hat und mit dem mich – ebenso wie mit seinem Mit-Drehbuchautor Harry Göckeritz, dessen Können das Drehbuch entscheidend geprägt hat – inzwischen eine tiefe und wichtige Freundschaft verbindet. Unserem Kameramann Gernot Roll, der es verstanden hat, mit Licht und Schatten, Farben und Schattierungen zu malen und eine Atmosphäre zu schaffen, an der man sich nicht satt sehen kann und in der die Figuren zusätzliche Authentizität gewinnen.«

Die Faszination

»Was mich während der Dreharbeiten immer wieder besonders fasziniert und berührt hat, waren die Begeisterung und die Intensität, mit denen jede und jeder einzelne, wie groß oder klein sein Anteil auch sein mochte, sich für diesen Film eingesetzt hat. Von den Produzenten bis zu den Set-Fahrern – ich danke jedem einzelnen von Herzen dafür! Unendlich viele Augenblicke, Begegnungen, Gespräche, Momente, Kämpfe für ein gemeinsames Ziel. Ich werde sie alle in mir bewahren.«

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