Drei Fragen an Catherine Flemming

Sie spielt Katja Heinrich in "Ein offener Käfig"

Catherine Flemming als Katja Heinrich.
Catherine Flemming als Katja Heinrich in "Ein offener Käfig". | Bild: SWR / Stephanie Schweigert

»Wir sollten immer auch an Ursachen herangehen.«

In einer der Schlüsselszenen des Films spricht Katja Heinrich, gespielt von Catherine Flemming, vor dem Gemeinderat über das Leiden der Opfer eines Sexualverbrechens, unter Tränen und mit einer Intensität, der sich keiner der Anwesenden entziehen kann.

Frau Flemming, einem mehrfachen Vergewaltiger eine zweite Chance zu geben, ist gerade für Frauen ein heikles Thema. Sind Sie mit Emotionalität oder Distanz an die Rolle herangegangen?

Was meine Arbeit betrifft, habe ich den Anspruch, wahrhaftig und glaubhaft zu sein. Dies bedeutet zu recherchieren und mit Menschen zu sprechen, welche die Themen des Films gelebt und erlebt haben. Ich war erschüttert und betroffen darüber, was Menschen mir erzählten. Wir haben die Szene gut ein Dutzend Mal in verschiedenen Einstellungen gedreht und es ist für mich wichtig, auch hinter der Kamera, im Anspiel, 100 Prozent zu geben. Zu sehen, dass ich mit meinem Spiel immer wieder berühren kann und Emotionen wachrufe, ist wohl das größte Geschenk für mich als Schauspielerin.

Katja Heinrich bringt durch ihren Auftritt den Stein ins Rollen. Später bekennt sie, dass neues Unrecht ein altes nicht gutmachen könne. Hat der Film Ihren Blick auf die Thematik verändert?

Der Täter ist ja immer noch ein Mensch. Sehr schnell wird über Schuld gesprochen, doch das allein bringt uns nicht weiter. Wir sollten auch immer an die Ursachen herangehen. Der Film hat sehr sensibel und ungemein deutlich gezeigt, wie nachhaltig die Vergangenheit, hier konkret das Verhalten von Vater und Mutter, ins Leben der beiden Brüder eingreift.

"Ein offener Käfig" ist ja keine leichte Kost, wie war die Stimmung am Set?

Der Inhalt des Films ist immer ein wichtiges Gesprächsthema unter den Kollegen. Es ist wichtig für neue Ansätze und Sichtweisen auch in der Zusammenarbeit mit dem Regisseur. Johannes Grieser hat mich mit großer Sensibilität an die Rolle herangeführt. Wichtig für mich sind auch Gespräche während der Dreharbeiten mit Freunden, die nicht beim Film arbeiten, um immer wieder einen Fokus von außen zu haben. Meine Freunde stellen mich in Frage und fordern mich – ein großes Geschenk für meine Entwicklung.

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