Sa., 21.04.12 | 17:03 Uhr
Webcams: Unter Beobachtung!
(Dies ist ein Beitrag von Melanie Jost, "Ratgeber: Internet", WDR)
Über 100 Mädchen hat ein Angeklagter aus Aachen heimlich über deren Webcams beobachtet. Wir wollen wissen, ob es tatsächlich so einfach ist, eine Webcam zu hacken.
Mario ist einer von fünf freiwilligen Testpersonen: "Ich habe das Betriebssystem, die Treiber und den Virenschutz aktualisiert und die Firewall eingeschaltet. Ich bin gespannt wie hier jemand Zugriff bekommen möchte." Auch Sonja, Bettina, Sven und Tanja geben uns den Freischein zum Hacken. Was wir genau vorhaben, verraten wir ihnen nicht, um den Überraschungseffekt nicht vorwegzunehmen.
Im Institut für Internetsicherheit der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen laufen die Vorbereitungen für unser Experiment. Per E-Mail senden wir den Testpersonen Links, um bei ihnen unsere Hackersoftware, sogenannte Malware, einzuschleusen. Mit dem Anklicken des Links soll sich die Überwachungssoftware unbemerkt einnisten.
Doch es klappt nicht auf Anhieb. Der Vorgang wurde bei allen Testpersonen geblockt. Sie haben alle einen guten Virenschutz auf ihren Rechnern installiert.
Jeder 25. Rechner verseucht
Viele Nutzer sind jedoch ganz ohne oder mit unzureichendem Schutz im Internet unterwegs. Hacker suchen genau diese Schwachstellen und setzen dabei auf Masse. Sie versenden Tausende von E-Mails mit verseuchten Links. "Wir vermuten heute, dass etwa jeder 25. Rechner in Deutschland mit Malware verseucht ist", sagt Professor Norbert Pohlmann vom Institut für Internetsicherheit.
Will man einen bestimmten Rechner hacken, wird es zwar komplizierter, aber die absolut sichere Webcam gibt es nicht. "Hacker haben immer eine Chance letztendlich, die Webcam zu nutzen. Es ist immer die Frage, wie viel Aufwand sie betreiben müssen, um dann zum Erfolg zu kommen", warnt Professor Pohlmann. Die Zeit haben wir bei unserem Versuch leider nicht.
Nachdem unsere Testpersonen aber den Antivirenschutz deaktiviert haben, klappt es: Wir sind drin – zunächst unbemerkt! Dass unser Angriffsziel die Webcam war, hat unsere Testpersonen doch geschockt. "Das ist schon ein bisschen gespenstig. Da fühlt man sich schon ein wenig nackt und beobachtet", meint Sven. Und Tanja sagt: "Ich habe gar nicht daran gedacht, dass ihr die Kamera knackt und mich seht. Das fand ich halt total unheimlich, weil man ist so privat zu Hause, privat mit seinem Computer. Das ist wie ein Einbruch, nur ein Einbrecher steht ja wenigstens im Raum."
Ein mögliches Heilmittel gegen solche Verletzungen der Privatsphäre: den Computer sichern oder die Linse der Webcam abkleben.
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Bei dem kostenlosen Schutzprogramm Bitdefender Quickscan zum Beispiel wird der Rechner über das Internet analysiert. Wenn es Auffälligkeiten auf der Festplatte oder sonst wo gibt, bekommt der Nutzer einen entsprechenden Warnhinweis oder eben auch eine Entwarnung, wenn es auf dem Computer keine Schnüffelsoftware gibt. Es ist dringend zu empfehlen, das regelmäßig zu machen.
Noch besser ist es allerdings, gerade auf Windows-Computern, eine Schutzsoftware fest zu installieren. Die benutzt nicht das Internet. Es kann ja mal vorkommen, dass das Internet mal nicht funktioniert. Außerdem schlägt ein solches Schutzprogramm sofort Alarm, sobald etwas Auffälliges passiert.
Grundsätzlich ist es Hackern übrigens auch möglich, sich nicht nur der Webcam zu bemächtigen, sondern auch das in vielen Geräten eingebaute Mikrofon zu aktivieren.
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