Pressemeldung vom 18.10.2013

„Menschen bei Maischberger"

am Dienstag, 22. Oktober 2013, um 22.45 Uhr

Das Thema:
„Das wird nicht erstattet!" - Immer Ärger mit der Krankenkasse?

Die Angst unter Patienten geht um: Wer Geld kostet, wird von den Krankenkassen diskriminiert. Geht die Gesundheitsversorgung tatsächlich immer mehr zu Lasten und auf Kosten der Patienten? Werden immer mehr Leistungen gestrichen? Und was muss die Kasse wirklich zahlen?

Gäste:
Simone, Ingo und Romy Köhler
(Eltern mit Pflegetochter)
Rolf-Dieter Krause (ARD-Korrespondent Brüssel)
Michael Juhnke (wegen Muskelschwund im Rollstuhl)
Ines Verspohl (Sozialverband VdK)
Jens Spahn (CDU, Gesundheitspolitischer Sprecher)
Florian Lanz (Pressesprecher GKV-Spitzenverband)

Simone, Ingo und Romy Köhler
Die Eltern von drei Kindern nahmen vor fünf Jahren Romy, ein schwer krankes Baby, zu sich. Die Lebenserwartung war gering. Da Romy mit einer Zwerchfelllähmung geboren wurde, musste sie permanent an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Womit die Familie nicht gerechnet hatte, war der Widerstand der Krankenkasse. „Es ist eigentlich immer ein Kampf", sagte Simone Köhler. Lebenswichtige Hilfsmittel oder Medikamente müssen immer wieder begründet werden. Die Familie fühlt sich unter Druck gesetzt und hat den Eindruck, die Kasse wolle ihr Pflegekind wegen der Kosten loswerden. Heute ist Romy sechs Jahre alt und kommt nächstes Jahr in die Schule.

Rolf-Dieter Krause
"Die Krankenkassen verraten ihre Mitglieder", sagt der langjährige Leiter des ARD-Studios in Brüssel. Er klagt gegen seine Krankenkasse, die sich weigerte, die Behandlung seiner schwer krebskranken Frau zu übernehmen. Rolf-Dieter Krause wirft der Kasse "kalte Bürokratie" vor: "Sie will vermeiden, Geld auszugeben, und interessiert sich nicht für den Zustand eines Patienten." Die Politik trage dabei Verantwortung für dieses "unsolidarische System", weil sie die Krankenkassen in den Wettbewerb gedrängt habe. "Die Kassen können aber wirtschaftlich nur erfolgreich sein, indem sie Geld sparen, also Leistungen verweigern", beklagt der bekannte ARD-Korrespondent.

Michael Juhnke
"Meine Krankenkasse hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich zu teuer geworden bin. Man wollte mich zu einem Wechsel bewegen", erzählt Michael Juhnke. Seit seiner Geburt leidet der 53-Jährige an schmerzvollem Muskelschwund und sitzt seit zehn Jahren im Rollstuhl. Als die Versicherung den Schwerbehinderten in der Pflegestufe herabsetzen wollte, klagte Juhnke - und gewann. Aktuell hat der Hannoveraner Probleme damit, seinen aufwendigen Elektro-Rollstuhl, den die Kasse zehn Jahre lang zahlte, zu behalten. Michael Juhnke ist sich sicher: "Unterm Strich will man mich loswerden."

Ines Verspohl
"Immer mehr Leistungen werden von den Krankenkassen nicht bewilligt," sagt die Referentin für Gesundheit und Pflege beim Sozialverband VdK. Für Ines Verspohl ist nicht nachvollziehbar, warum Gesetzliche Krankenkassen wie Unternehmen wirtschaften müssen. "Denn es bedeutet, dass sie ihre Ausgaben für teure Patienten senken. Wir fordern, dass Krankenkassen sich nach dem Interesse der Mitglieder ausrichten und nicht nach Profit."

Jens Spahn
"Wir haben das beste Gesundheitssystem der Welt und es wird jeden Tag besser", sagt der Unionspolitiker. „Auch neueste Behandlungsmethoden werden den Patienten angeboten." Der Eindruck, dass Beitragszahler immer mehr selbst für Therapien aufkommen müssen, sei falsch. "Die Zuzahlungsraten sind rückläufig. Leistungen werden eher hinzugefügt als herausgenommen", sagt der CDU-Gesundheitsexperte.

Florian Lanz
„Die Gesundheit der 70 Millionen Versicherten steht im Mittelpunkt unseres Handelns", heißt es beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen. Dass sie diesen Auftrag erfüllen, davon ist Florian Lanz überzeugt. Einen Trend hin zu einer Gesundheitsversorgung, für die der Patient immer häufiger selbst zahlen müsse, sieht er nicht. Auch der Vorwurf, dass Kassen systematisch Alte und Kranke aus der Versicherung drängten oder gar lebenswichtige Leistungen verweigerten, sei falsch. Wenn es Ärger mit der Kasse gebe, seien das Einzelfälle. Und ansonsten gelte: „Die Krankenkassen entscheiden nach den Vorgaben der Politik."

„Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.