"Arzneimittelsicherheit betrifft jeden von uns."

Ein Gespräch mit Daniel Harrich und Gert Heidenreich sowie den Redakteuren Dr. Claudia Gladziejewski (BR) und Dirk Neuhoff (NDR)

Interpol-Agentin Juliette Pribeau (Julia Koschitz) ist überrascht als Günther Kompalla sie um ein Treffen bittet.
Interpol-Agentin Juliette Pribeau ist überrascht als Günther Kompalla sie um ein Treffen bittet. | Bild: BR/diwafilm GmbH / BR/diwafilm GmbH

Herr Harrich, mit "Gift" bringen Sie nach "Meister des Todes", Ihrem aufsehenerregenden Film über illegale Waffentransporte, und "Der blinde Fleck – Das Oktoberfestattentat" nun einen neuen Film heraus. Diesmal geht es um gefälschte Medikamente und die Pharmaindustrie. Was hat Sie veranlasst, sich dieses brisanten Stoffs anzunehmen?

Daniel Harrich: Das übergeordnete Thema unserer investigativen Arbeit heißt Gier. Die ungebremste Gier nach Profit und Macht geht über Leichen, fördert das systematische Wegschauen und Nichtwahrhabenwollen und ruiniert unser gesellschaftliches System. Arzneimittelsicherheit ist ein globales Thema mit hoher Brisanz – denn es geht um die Gesundheit von uns allen und manchmal wortwörtlich um Leben und Tod. Gleichzeitig aber geht es um Geld. Sehr viel Geld. Viel mehr Geld als beispielsweise im Bereich der Kleinwaffen und sogar mehr als beim Drogenhandel.

Die Pharmaindustrie ist sicher nicht eine sehr auskunftsfreudige Adresse, wenn man unbequeme Fragen stellt, wie sie Ihr neuer Film aufwirft. Wie recherchiert man konkret für ein solches Projekt?

D. H.: Wir arbeiten an diesem Thema schon seit mehreren Jahren. Unsere Recherche zur Thematik Arzneimittelsicherheit hat mit einer Dokumentation über den Contergan­Skandal (NDR, 2003/04) begonnen, was uns zum Thema Medikamentenfälschung gebracht hat. In den Jahren 2008/09 realisierten wir die Dokumentation "Wirkstoff Profit" (RBB/ARTE/WDR), der erste große investigative Beitrag zu diesem brisanten Thema. Schon zu diesem Zeitpunkt entstanden enge und vertrauensvolle Beziehungen zu Menschen in der Pharma branche, in den Behörden und der Politik, die ihre Arbeit sehr ernst nehmen und helfen wollen, die offensichtlichen Missstände aufzudecken.
Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich mich persönlich bei dieser Recherche zum ersten Mal richtig unwohl gefühlt habe. Vor allem der Kontakt zu Pharmamanagern, Medikamentenhändlern, Verbandsvertretern und Lobbyisten hat größtenteils einen profund negativen Eindruck hinterlassen. Die Branche scheint in meiner subjektiven Wahrnehmung eine Anziehungskraft auf fragwürdige Charaktere zu haben, denen es nur um eines geht: die eigene Bereicherung. Im Rahmen unserer Recherche standen wir jedenfalls einer gewaltigen Mauer des Schweigens gegenüber. In Anbetracht der systematischen Relevanz der Pharmabranche ist dieser Eindruck zutiefst besorgniserregend.

Sicher haben potentielle Informanten – Whistleblower oder Aussteiger aus dem Geschäft – auch eine sehr persönliche, von individuellen Erfahrungen geprägte Geschichte. Wie prüfen Sie den Wahrheitsgehalt der Informationen, die Sie erhalten?

D. H.: Als Journalisten sind wir vor allem auf eines angewiesen – gute, verlässliche Quellen und Informationen. Die besten und belastbarsten Quellen sind häufig wissenschaftliche Veröffentlichungen, Unterlagen und Dokumente. Dabei ist vieles öffentlich zugänglich; die Informationen sind in Studien, an Universitäten, Instituten und Bibliotheken einsehbar. An­ dere Dokumente werden Journalisten von Gesprächspartnern übergeben oder anonym zugespielt. Unsere Aufgabe ist es, die Informationen zusammenzufügen, Widersprüche zu klären und ein Gesamtbild zu schaffen, das der Realität entspricht und gleichzeitig für den Zuschauer verständlich ist.
Eine besondere Art des Informanten ist der Whistleblower. Dabei muss man sich über eines im Klaren sein: Whistleblower sind Personen, die streng vertrauliche Berufs­ oder Dienstgeheimnisse an Journalisten verraten. Um ihr brisantes Wissen zu erlangen, müssen sie Teil des Systems sein. Als solche haben sie – nicht immer, aber sehr häufig – bei den Machenschaften, die sie aufdecken, selbst mitgemischt, oft gegen ihre eigenen moralischen Maßstäbe. Ihre Motivation muss ebenfalls hinterfragt werden. Wenn sie zu reden beginnen, hintergehen sie ihre Behörde, ihren Arbeit­ oder Auftraggeber und riskieren damit soziale Isolation, finanziellen Ruin und in Extremfällen auch die eigene physische Unversehrtheit. Deshalb ist der Umgang mit Whistleblowern und ihren Informationen extrem heikel. Die Zusicherung von Anonymität und insbesondere der Quellenschutz sind essentieller Bestandteil unserer Arbeit und durch das Zeugnisverweigerungsrecht im § 53 der Straf­ prozessordnung (StPO) geschützt.

Wenn, wie Experten sagen, schätzungsweise jedes 100. Präparat in Verdacht steht, gefälscht zu sein – gibt es denn in Deutschland überhaupt keine unabhängigen Qualitätskontrollen, die Medikamente auf ihre Inhaltsstoffe hin zumindest stichprobenartig überprüfen?

D. H.: In Ländern der westlichen Welt sind etablierte Regulierungsbehörden für Zulassung, Import und Kontrolle von Arzneimitteln zuständig – in Deutschland beispielsweise das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn, auf europäischer Ebene die European Medicines Agency (EMA) mit Sitz in London und in den USA die Food and Drug Administration (FDA) in Washington D.C. Diese Behörden stehen enormen Herausforderungen gegenüber: Zigtausende zugelassene Medikamente, neue Zulassungen, Forschung und Entwicklung, Qualitätskontrolle. Und: All diese Bereiche finden nicht mehr in regionalen Unternehmen, sondern ausgelagert rund um den Globus statt. Fakt ist, dass ein deutscher Apotheker kaum eine Chance hat, das Herstellungsland, geschweige denn den Ursprung oder die Qualität eines ihm vorliegenden Medikaments, herauszufinden oder zu überprüfen. Transparenz sieht anders aus. In anderen Teilen der Welt gibt es überhaupt keine Kontrollsysteme. Dies führt zu desaströsen Zuständen – zu Millionen Opfer.

Ihr Film hinterlässt ja ein eher düsteres Szenario, was die wirksame Bekämpfung von Medikamentenfälschungen auf der politischen Ebene betrifft. Trotz handfester Beweise bleiben Konsequenzen aus; der Film suggeriert, dass der ganze Fall schließlich vertuscht wird …

D. H.: Die jährlichen Sicherstellungen der Ermittlungs­ und Kontrollbehörden weltweit gehen ins Astronomische und steigen stetig auf neue Rekordwerte. Medial findet das aber kaum Beachtung. Nur selten hört man von Geschädigten. Noch seltener werden aufgefundene Präparate bekannter Hersteller tatsächlich genannt. Irgendwie passt hier etwas gar nicht zusammen. Denn schon allein die sichergestellten Waren – die Spitze des bekannten Eisbergs – wären definitiv nicht im Handelsverkehr, wenn es keinen Absatzmarkt gäbe. Diese Arbeit würde sich niemand machen, wenn damit kein Geld zu verdienen wäre.

Jeder Zuschauer ist ja in diesem Fall auch ein potentiell unmittelbar Betroffener. Was sollten wir nach all dem, was durch Ihre Enthüllungen nun öffentlich bekannt ist, tun oder bedenken, wenn wir künftig ein Medikament kaufen?

D. H.: Müssten Pharmakonzerne den Ursprung sowie die Herstellungsstätte dieser lebenswichtigen Präparate angeben, würde das möglicherweise die Arzneimittelsicherheit enorm erhöhen. Mehr Transparenz der Hersteller in Bezug auf Ihre Produkte kann aber nur durch den Druck der Konsumenten entstehen.

Wie schon bei "Der blinde Fleck – Das Oktoberfestattentat" und bei "Meister des Todes" haben Sie sich auch diesmal wieder für eine filmische Adaption Ihrer Rechercheergebnisse entschieden. Worin besteht für Sie der Reiz, das dokumentarische Material in eine fiktionale Erzählung zu überführen?

D. H.: Das Genre investigativer Fernsehfilm, im Rahmen eines Themenabend im Ersten kombiniert mit einer Dokumentation, begleitet von einem Sachbuch, Hörfunkprogrammen und einem Web­Special, entfaltet eine gewaltige Energie. Auf diese Weise kann die notwendige gesellschaftliche Aufmerksamkeit erzielt und für das Problem sensibilisiert werden. Die Erfahrungen aus unseren vergangenen Themenschwerpunkten bestätigen uns in dieser transmedialen Vorgehensweise.

Frau Dr. Gladziejewski: Wann haben Sie das erste Mal von Herrn Harrichs Projekt erfahren und was war Ihnen besonders wichtig bei der Umsetzung?

Claudia Glazdiejewski: Daniel Harrich habe ich kennengelernt, als er, 21­jährig, frisch von seinem Produktionsstudium in L. A. zurück nach München kam. Seit seinem ersten Kurzfilm "Acholiland" über die Missstände westlicher Entwicklungshilfe in Afrika, der mit drei Emmys ausgezeichnet wurde, arbeiten wir eng zusammen. Zu seinem jüngsten Projekt über die Pharmabranche waren wir seit Jahren im Gespräch. Generell ist mir bei all unseren gemeinsamen Filmen besonders wichtig, jene strukturellen Defizite aufzuzeigen, die unsere Demokratie unterhöhlen. Die Pharmabranche ist hier nur ein Beispiel. Es eignet sich jedoch auch deshalb so sehr für eine Umsetzung hierzulande, weil wir Deutschen hier ausnahmsweise mal nicht die Globalisierungsgewinner sind, sondern ebenfalls Opfer der systematisch geförderten Gier, und zwar jeder Einzelne von uns.

Als federführende BR­Redakteurin des Fernsehfilms sind Sie ja in erster Linie dafür verantwortlich, dass der Film dramaturgisch funktioniert und die Figuren als Filmcharaktere stimmen. Muss man da nicht ganz andere Maßstäbe an einen auf Fakten basierenden Stoff anlegen?

C. G.: Um die Zuschauer zu erreichen, braucht es immer eine gute Geschichte mit starken Figuren, die zur Identifikation einladen. Das gilt im Übrigen ebenso für die Dokumentation. Dort steht zwar die investigative Sorgfalt bei der Auswahl und Aufbereitung der Fakten im Vordergrund, aber eine von starken Protagonisten getragene, schlüssige Erzählung braucht es hier ganz genauso, wenn das Zutagegeförderte die Zuschauer auch erreichen soll.

Herr Heidenreich, der Film beruht auf investigativen Recherchen. Wie setzt man diese recherchierten Fakten in Fiktion um? Wie dramatisiert man einen so brisanten Stoff und wie sind Sie bei der Drehbuchentwicklung vorgegangen?

Gert Heidenreich: So seltsam es klingt: Man muss sich als Autor zunächst ganz von den belegbaren Fakten lösen, um seine erzählerische Freiheit zu gewinnen. Es konnte und sollte ja kein Film "nach einer wahren Geschichte" werden. Im Zusammenhang der Medikamentenfälschung war es wichtig, keine Funktionsträger für die kriminellen Fakten und Verhaltensweisen zu konstruieren, sondern erst einmal Menschen zu erfinden, deren Schicksal mit dem Verbrechen verknüpft ist, seien sie nun Täter oder Mittäter oder Opfer oder Kämpfer gegen das Böse. Das haben wir in mehreren Fassungen getan. Erst als wir diese Menschen und ihre Schicksale gefunden hatten und ihre Psyche gut "kannten", ihr privates und ihr öffentliches Auftreten durchschaut hatten, konnten wir ihnen die Fakten zuordnen. Schicksal und innere Haltung der Figuren, ihre Lebensvorstellung und ­erwartung kamen zuerst, dann erst ihre handelnden Rollen für das Thema des Films. Anders gesagt, die Fiktion wurde nicht den Fakten angepasst, sondern die Tatsachen wurden von uns in möglichst hohe Spannung zu den erfundenen Charakteren gebracht.

Wie weit darf man mit der Phantasie gehen, wenn die Wirklichkeit als Blaupause hinter der Dramatisierung erkennbar bleiben soll? Ist das nicht eine heikle Gratwanderung?

G. H.: Allerdings, doch genau das ist ja die schöne Herausforderung. Die Realität, die Daniel Harrich mit seinem Team bewundernswert sichtbar gemacht hatte, ist für sich genommen gut für eine sehr aufregende Dokumentation. Der Fernsehfilm aber bezieht seine Spannung aus den Konflikten der Figuren, aus ihrer Bewegung im Milieu, aus ihrer Beziehung zueinander, aus Wahrheit und Lüge, aus dem Weg, den sie im Film zurücklegen. Dabei hat sich, wie schon in "Meister des Todes", gezeigt, dass dann, wenn die Figuren stimmen, das Grundthema gar nicht mehr verlorengehen kann. Man muss es nicht dauernd in Erinnerung rufen, es stellt sich von selbst in jeder Szene her. Natürlich muss man in den Dialogen noch ein paar Fakten erläutern, die der Zuschauer wissen sollte, aber das tun wir so sparsam wie nur möglich. Entscheidend war, dass die Handlung innerhalb des Themas keine Bebilderung der Recherchen, sondern von den Figuren her glaubwürdig war. Das heißt: Je mehr wir – innerhalb unseres Wissens von den Fakten – unserer Phantasie freien Lauf ließen, um so näher kamen wir der dramatischen Lebensrealität, die sich aus diesem mörderischen Geschäft mit falschen Medikamenten ergibt. Und so entstand ein Fernsehfilm, der fiktional und wirklichkeitsnah zugleich ist.

Herr Harrich, gibt es reale Vorbilder für die Figuren oder die Firmen, die in dem Film eine Rolle spielen?

D. H.: Für unsere Art der Filme ist es eminent wichtig, einem klaren inhaltlichen Prinzip zu folgen: So nah an der Realität wie juristisch möglich – so weit fiktionalisiert wie juristisch nötig. Gleichzeitig distanzieren wir uns von jeglicher Form von Spekulation und Verschwörungstheorie.

Sie haben Herrn Lauterbach nach "Der blinde Fleck – Das Oktoberfestattentat" und "Meister des Todes" ein weiteres Mal für eine der Hauptrollen besetzt? Haben Sie die Figur des Unternehmers Kompalla schon mit Blick auf ihn konzipiert?

D. H.: Heiner Lauterbach war wie die Male zuvor von Anfang an bei unserem gemeinsamen Vorhaben dabei und hat uns durchgehend mit Ideen und Anregungen unterstützt. Diese Art der Zusammenarbeit, basierend auf großem, gegenseitigem Vertrauen, ist essentiell für unsere investigativen Projekte und beispielhaft für das Ideal eines darstellenden Künstlers. Heiner Lauterbach ist fester Bestandteil unserer Filmfamilie.

Mit Julia Koschitz und Maria Furtwängler haben Sie zwei Schauspielerinnen gewinnen können, die in Deutschland zu den profiliertesten Darstellerinnen zählen. Beide müssen sich in ihren Rollen in einer von Männern dominierten Arbeitswelt behaupten. Was war für Sie ausschlaggebend, die Figuren so zu entwickeln und zu besetzen?

D. H.: Julia Koschitz und Maria Furtwängler sind nicht nur hervorragende Darstellerinnen, sondern auch hochintelligent und überaus engagiert. Mit großem Engagement haben beide unsere gemeinsamen Charaktere mit kreiert. Als Ärztin und Unterstützerin der deutschen Hilfsorganisation "German Doc­ tors" ist Maria Furtwängler mit dem Thema persönlich vertraut. Mit bewundernswerter Detailverliebtheit hat sie den Charakter der Wissenschaftlerin und Lobbyistin Vera Edwards geformt. Gerne erinnere ich mich an intensive Diskussionen und stundenlange Sichtung dokumentarischen Materials – Unterlagen, Interviews etc. Julia Koschitz hat mit ihrer klugen und zurückhaltenden Art umgehend unser ganzes Team verzaubert und für sich gewonnen. Vor allem hat sie die Essenz der Interpol­Agentin Juliette Pribeau auf den Punkt gebracht. Eine Frau, die sich in einer moralischen Grenzwelt bewegt, die Kompromisse eingeht, die sie selbst eigentlich nicht tragen möchte, um die Welt etwas zu verbessern. Beide Figuren bewegen sich in einer von Männern dominierten Welt und müssen selbst mehr Mann sein, als die Männer um sie herum, um sich zu behaupten.

Herr Neuhoff, im Fernsehfilm kann man auch mutmaßliche Motive zeigen; in der Dokumentation zählen nur die harten Fakten. Worauf kam es Ihnen als federführendem NDR­ Redakteur der Dokumentation besonders an?

Dirk Neuhoff: Wir Doku­Redakteure – das ist neben mir noch mein Kollege Thomas Reutter vom SWR und Dr. Claudia Gladziejewski vom BR – wollen die Fakten und Belege nicht nur zeigen, sondern sie auch einordnen, um die Dimension und die Relevanz des Problems deutlich zu machen. Außerdem konfrontieren wir die Beschuldigten mit unseren Recherchen, damit sie dazu Stellung nehmen können. Das gehört zur journalistischen Sorgfalt. Zu guter Letzt tragen wir unsere Erkennt­ nisse zu den Verantwortlichen – in der Politik, den Aufsichtsbehörden, den Pharmaunternehmen. Denn wir wollen wissen, was sie zu unternehmen gedenken, um die Missstände abzustellen.

Eine Dokumentation nach einem aufwühlenden fiktionalen Stück – was muss die für den Zuschauer leisten?

D. N.: Das Ende des Fernsehfilms hat mich gleichermaßen verunsichert und betroffen zurückgelassen: Kann es wirklich sein, dass in großem Ausmaß gepanscht und betrogen wird? Kann es auch mich treffen oder meine Familie? Oder ist das alles nur Panikmache? Diese Fragen werden sich auch die Zuschauer stellen. Deshalb ist es wichtig, das Thema in der Dokumentation mit größtmöglicher Sachlichkeit und Präzision anzugehen. "Fälschung" ist zum Beispiel nicht gleich "Fälschung": Wir haben es auch mit verunreinigten oder minderwertigen Präparaten zu tun. Das werden wir herausarbeiten. Wir werden auch Grafiken und andere Visualisierungen verwenden, um Zusammenhänge zu zeigen, z.B. die Handelswege oder die Geldströme. Das Thema ist wirklich außerordentlich komplex, deshalb geht für mich im Zweifel Verständlichkeit vor Vollständigkeit. Und deshalb bieten wir aber auch ein umfangreiches, weiterführendes Online­Paket an, das wir als wichtigen Teil der dokumentarischen Vertiefung des Fernsehfilms sehen.

Herr Harrich, was wünschen Sie sich, dass der Film und die Dokumentation bewegen und bewirken sollen, damit Sie nach Ausstrahlung des Themenabends sagen können, "es hat sich gelohnt"?

D. H.: Arzneimittelsicherheit betrifft jeden von uns. Dieser Themenabend ist Ärzten, Apothekern, Pharmazeuten, Forschern und Wissenschaftlern gewidmet, die dem Hippokratischen Eid treu bleiben. Und denjenigen, die auf Heilung hoffen. Wir – die an diesem Projekt Beteiligten – wünschen uns deshalb, dass die dringend notwendige gesellschaftliche und politische Diskussion endlich in Gang kommt. Ein derart lebenswichtiges Thema wie Arzneimittelsicherheit darf nicht Teil eines industriepolitischen Kompromisses sein, der in Hinterzimmern aus gekungelt wird.

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