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50 Jahre "Polizeiruf 110" – eine Zeitreise

1971 fiel der Startschuss für eine Erfolgsstory: Am 27. Juni gingen erstmals Ermittler des Polizeirufs auf Verbrecherjagd. Damals noch im DDR-Fernsehen DFF.  | Bild: rbb / Frank Zauritz

1971 fiel der Startschuss für eine Erfolgsstory: Am 27. Juni gingen erstmals Ermittler des Polizeirufs auf Verbrecherjagd. Damals noch im DDR-Fernsehen DFF.

Er ist der erste Ermittler und löste bis heute die meisten Fälle – nämlich 84: Oberleutnant Fuchs, gespielt von Peter Borgelt, galt als der Maigret des Ostens. Seine Eigenschaften sind Überblick, Durchblick, Weitblick. Ein klug kombinierender und kompromissloser Planer und Leiter im Klassenkampf gegen das Verbrechen.

An seiner Seite ermittelt Sigrid Göhler als Leutnant Vera Arndt in 46 Fällen. Die damaligen Ermittler sind auffallend normal, vermitteln Sicherheit und Korrektheit. Sie arbeiten stets nach Dienstvorschrift, sind passionierte Nichtraucher und natürlich strenge Anti-Alkoholiker.

Jürgen Frohriep als Oberleutnant Jürgen Hübner unterstützt das Ermittler-Duo beispielsweise 1974 im "Polizeiruf 110: Im Alter von ..." auf der Suche nach einem pädophilen Sexualstraftäter. Noch vor der Fertigstellung wurde der Film damals von den DDR-Behörden verboten. Erst 37 Jahre später feierte der Fall seine Fernsehpremiere.

Trotzdem thematisiert man auch Konflikte, die sonst im DDR-Fernsehen selten oder gar nicht zur Sprache kamen. Uwe Kokisch, der zwischenzeitlich selbst als Commissario Brunetti in den "Donna Leon"-Verfilmungen zu den beliebtesten Ermittlern im Deutschen Fernsehen gehört, gerät 1988 im "Polizeiruf 110: Eifersucht" ins Visier der DDR-Fahnder.

Ob Diebstahl, Versicherungsschwindel, Raub und Totschlag, Sexualverbrechen und manchmal auch Mord – es sind meist keine brutalen Gangster und kaltblütigen Mörder gegen die unter anderem Oberleutnant Jürgen Hübner ermittelt. In den 45 Jahren kommt Jürgen Frohriep 63 Mal zum Einsatz im "Polizeiruf 110". Damit ist er der zweit "fleißigste" Ermittler aller Zeiten.

In der DDR schielt man auf den westlichen Krimi-Konkurrenten: den "Tatort". Doch nach dem Mauerfall kommt es 1990 zu einer spannenden Ko-Produktion ...

Ein Mord in Verbindung mit illegalem Kunsthandel führt zu ersten Ost-West-Kontakten auf kriminalistischem Gebiet. So treffen die Ermittler Thanner und Schimanski aus dem "Tatort" die Kollegen Grawe und Fuchs aus Berlin-Ost (Polizeiruf 110) am Duisburger Bahnhof.

Nach der Wende orientiert sich der "Polizeiruf 110" immer mehr an den Ereignissen der Zeit. Am 22.12.1991 läuft der letzte Polizeiruf im DDR-Fernsehen. Drei Jahre später starten MDR und ORB im Ersten mit neuen Geschichten und neuen Gesichtern.

Inzwischen gehört "Polizeiruf 110" nicht nur zu den traditionsreichsten, sondern auch zu den erfolgreichsten deutschen Krimireihen – dabei nicht mehr aus der Chronologie der Ermittler wegzudenken sind Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler alias Schmücke und Schneider.

Die Kriminalhauptkommissare Herbert Schmücke, verkörpert von Jaecki Schwarz, und Herbert Schneider, gespielt von Wolfgang Winkler, haben in der Zeit von 1996 bis 2013 insgesamt 50 Mal erfolgreich Verbecher gejagt.

Die beiden lösen damals Andreas Schmidt-Schaller als Oberleutnant Grawe ab, der 1995 aus der Krimireihe aussteigt. Seine Markenzeichen waren Lederjacke und Jeans und so galt er lange als "Schimanski des Ostens".

So wie Grawe, ermittelte auch Jens Hinrichs (Uwe Steimle) im "Polizeiruf 110"in insgesamt 31 Filmen der Krimireihe. Er war von 1993 bis 2009 im Einsatz gegen Kriminelle.

Der Titel dieses Polizeirufs kann doppelt gedeutet werden: "Mein letzter Wille" ist 2004 der letzte Fall des Ermittler-Duos Möller und Küppers. Auch Kommissarin Gabi Bauer verabschiedet sich mit dem 257. Fall nach neun Jahren aus der Krimireihe.

Die Frauen-Power unter den Ermittlern lässt nach dem Ausstieg von Andrea Sawatzki aber nicht ab. Michaela May kommt als Kriminalhauptkommissarin Jo Obermaier insgesamt 17 Mal zum Einsatz. Für den Fall "Der scharlachrote Engel" erhält sie 2006 den Adolf-Grimme-Preis.

Ab 2002 übernimmt auch Barbara Rudnik die Rolle einer Kommissarin. Als Simone Dreyer ermittelt sie in zwei Fällen in Hessen.

Bis heute ist ihr "Revier" Rostock: Katrin König und Alexander Bukow.

2010 dreht Matthias Brandt seinen ersten Film als neuer Münchner Kommissar Hanns von Meuffels. Für diese Rolle gewinnt er bereits 2011 den Bambi. Hier ermittelt er mit seiner Kollegin Constanze Hermann (Barbara Auer) im "Polizeuruf 110: Kreise" von 2015. Mit dem Fall "Tatorte" endet 2018 von Meuffels Einsatz für den "Polizeiruf 110".

Die Nachfolge im Münchner "Polizeiruf 110" tritt Verena Altenberger als Oberkommissarin Elisabeth "Bessie" Eyckhoff an.

Claudia Michelsen als Doreen Brasch und Matthias Matschke als Dirk Köhler ermitteln in sechs Fällen gemeinsam. Seit 2020 löst Kommissarin Brasch die Fälle alleine.

Nachdem Maria Simon als Kommissarin Olga Lenski erst mit Horst Krause und dann mit Lucas Gregorowicz als Kommissar Adam Raczek ermittelt, quittiert sie 2020 ihren Dienst. Und Adam Raszek bekommt 2021/2022 einen neuen Kollegen.

Klar ist: Der "Polizeiruf 110" im Ersten gehört zu den Klassikern im deutschen Fernsehen. Die traditionsreiche Krimireihe hat ihre Wurzeln 1971 im DDR-Fernsehen, wurde dort zum Publikumsliebling, überstand die Wende und das Ende der DDR, und feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch!