Der bayerische Louis de Funès

Philipp Sonntag spielt Alois Pachmeyer
Philipp Sonntag spielt Alois Pachmeyer | Bild: ARD/Jo Bischoff

Seit Mai 2007 (Folge 405) spielt Philipp Sonntag, geboren 1941, den Bürgermeister Alois Pachmeyer in "Sturm der Liebe". Der bayerische Grantler, der von Philipp Sonntag humoristisch verkörpert wird, hat mittlerweile viele Fans. Im Interview redet Philipp Sonntag über Komik und fiese Typen.

Pachmeyer mit Ben und Werner Saalfeld
Der Bürgermeister geht am Fürstenhof ein und aus. | Bild: ARD/Jo Bischoff

DasErste.de: Herr Sonntag, wie sind Sie zu der Rolle des grantigen, bayerischen Bürgermeisters in "Sturm der Liebe" gekommen?
Philipp Sonntag: Ich wurde ganz einfach engagiert. Ich hatte vorher in ein paar Münchner Tatorten mitgewirkt, also eine Art Mini-Karriere als Bayer gestartet. Und da der Pachmeyer ja eine Bayerisch sprechende Rolle ist, sind sie wohl auf mich aufmerksam geworden.

Ihre Szenen haben auch immer etwas Slapstickhaftes. Verraten Sie uns das Rezept guter Komik?
Meiner Meinung nach ist Komik angeboren, obwohl sie zu einem gewissen Grad wahrscheinlich auch erlernbar ist. Wichtig ist: Wie guckt einer, wie schaut er aus, was hat er für eine Motorik? Dann muss man noch den Mut haben, unsympathisch und hässlich zu wirken. So wie Jerry Lewis zum Beispiel. Man darf als Komiker nicht der Ästhetik hinterherrennen. Mein komödiantisches Talent habe ich während meiner Pubertät im Fasching in Oberammergau entdeckt. Damals hab ich spontan ein paar kleine Shows aufgeführt und bin zum Beispiel mit einem Koffer voller Schrott im Schnee herumgestolpert. Da hab ich gemerkt: Die Leute lachen!

Was ist der Pachmeyer für eine Person?
Der Pachmeyer ist ein korrupter, aggressiver Typ. Wehleidig und moralistisch ist er auch. Außerdem hat er das Talent, alles zu verdrehen. Er ist grob und hat keine Manieren. Immer nützt der Pachmeyer alles zu seinem Vorteil aus. Manche haben ihn deshalb schon den "bayerischen Louis de Funès" genannt.

Gibt es Parallelen zwischen der Rolle und Ihnen?
In einer Solo-Show als Kabarettist hab ich schon mal einen ähnlichen Typen dargestellt. Einen alten, schmierigen, dreckigen Macho. Das kann ich einfach. Irgendwie scheint der wohl in mir drin zu stecken. Ich weiß aber auch nicht, wo der herkommt.

Wie ist es für Sie, bei "Sturm der Liebe" zu drehen?
Mir gefällt die schnelle Arbeitsweise bei "Sturm der Liebe". Sie kommt mir sehr entgegen. Da mein Text vorher noch nicht genau festgelegt ist, kann ich mich austoben, spontan agieren und improvisieren. Ich darf auch mal was ändern. "Sturm der Liebe" ist ein super Format. Meiner Meinung nach hat die Telenovela Ähnlichkeit mit der Commedia dell’arte. In der turbulenten Stehgreifkomödie, die sich in Italien im 16. Jahrhundert entwickelte, gibt’s ja außen herum auch immer die derbe Landbevölkerung. Für mich ist der Pachmeyer vergleichbar mit Truffaldino, dem Hanswurst aus Mozarts Oper "Figaros Hochzeit".

Ab Ende September werden Sie in der "Lindenstraße" als grantiger Opa Adi Stadler zu sehen sein. Sind Sie langsam auf den Grantler festgelegt?
Die Rolle ist in gewisser Weise ähnlich aggressiv. Nur spiele ich in der "Lindenstraße" einen sarkastischen Alt-68er, einen Weltverbesserer, der seinen Sohn für einen Spießer hält und gerne dem anderen Geschlecht nachstellt.

Mittlerweile haben Sie als Schauspieler in rund 50 Kino- und Fernsehfilmen mitgewirkt. Als Kabarettist haben sie 2004 den Deutschen Kleinkunstpreis gewonnen. Außerdem sind Sie Drehbuchautor und Regisseur. Und Sie zeichnen sehr viel. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Im Moment schreibe ich sogar noch an einem Roman. Es ist eine schräge Geschichte, die zwischen Afrika und Europa spielt. Ehrlich gesagt frag ich mich manchmal selbst, wie ich das alles unter einen Hut bekomme.

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