Zwischen Architektur und Argentinien
Interview mit Moritz Tittel zu seiner Doppelrolle
Einmal ist er der attraktive Architekt Moritz van Norden, einmal ist er dessen eineiiger Zwilling Konstantin Riedmüller, der in Argentinien groß wurde. Moritz Tittel verrät uns im Interview, auf welchem Weg er zur Schauspielerei fand, wie er sich an seine Doppelrolle Konstantin/Moritz herangetastet hat und was für ihn ein Ausgleich zum stressigen Drehalltag ist.
Showdown auf der Brücke: Konstantin und Moritz treffen aufeinander. Doch wie funktioniert das, wenn ein- und derselbe Schauspieler beide Rollen spielt? Des Rätsels Lösung: Split-Screen-Technik! Dieses Verfahren kommt zum Einsatz, wenn Moritz Tittel in beiden Rollen der Zwillinge Moritz und Konstantin in der gleichen Szene zu sehen ist. Dabei wird Moritz Tittel jeweils separat einmal als Konstantin und dann einmal als Moritz aufgenommen – jeweils mit einem so genannten Anspielpartner, der von der Statur her so ähnlich ist wie Moritz. Der Bildschirm wird in zwei Hälften aufgeteilt und dann später im Schnitt zusammengefügt. Und schon sieht es so aus, als gäbe es Moritz tatsächlich doppelt …
Wie bist du zur Schauspielerei und dann zu "Sturm der Liebe" gekommen?
Moritz Tittel: Alles hat während einer Schulproduktion angefangen, wo ich für Licht- und Bühnentechnik verantwortlich war. Während einer Aufführung musste ich für einen Darsteller einspringen und hab ich das erste Mal auf der Bühne gestanden. Mit 16 Jahren habe ich dann einfach beschlossen, dass ich Schauspieler werde. Das Casting bei "Sturm der Liebe" war im Januar. Nach dem Recall wurde ich angerufen und bekam die Zusage für die Doppelrolle Moritz/Konstantin.
Wie gefällt es dir am Set von "Sturm der Liebe"?
Es ist ein Riesenspaß, dabei zu sein und ich bin immer wieder neugierig, was mit der Rolle als nächstes passiert. Am Anfang war ich sehr nervös und auch unsicher. Doch diese Unsicherheit wird einem schnell genommen, da das ganze Team einen wunderbar auffängt und unterstützt. Diese Produktion ist wie ein riesiger Ozeandampfer immer Volldampf voraus: Am Anfang schwimmst du nebenher, versuchst mitzukommen... aber mittlerweile bin ich – glaube ich – schon an Bord gekrabbelt.
Wie sieht ein Arbeitstag bei "Sturm der Liebe" bei dir aus?
Es gibt mal eher gemütliche, aber auch wieder sehr anstrengende Tage.
Ein gemütlicher Tag sieht so aus: Ich werde um 9:30 Uhr abgeholt, es ist ein sonniger Tag und wir fahren zum Außendreh. Dort habe ich drei, vier Szenen mit wunderbaren Kollegen und fahre nach einem leckeren Mittagessen wieder nach Hause.
Stressiger Tag: Um 6:00 Uhr aufstehen, im halbwachen Zustand den Text überfliegen, Kaffee trinken, duschen. Abgeholt werde ich um 8:00 Uhr, Drehbeginn ist dann um 9:00 Uhr. Am Tag werden dann zehn Szenen gedreht. Um 20:00 Uhr ist Drehschluss, dann esse ich noch was, lerne meinen Text für den nächsten Tag und gehe schlafen.
Wie schwer ist es, zwei Persönlichkeiten zu spielen – Moritz und Konstantin?
Es macht mir viel Spaß, dass man beim Spielen der Zwillinge als Schauspieler viele Facetten zeigen kann. Denn von Anfang an habe ich versucht, die beiden unterschiedlich anzugehen: Moritz eher quirlig, charmant und etwas naiv und Konstantin eher impulsiv, leidenschaftlich und etwas unberechenbar. Auch was die Körperlichkeit der beiden angeht habe ich versucht zu variieren. Ich habe mich bewusst gegen eine sprachliche Unterscheidung entschieden, da es möglich sein muss, die Beiden zu verwechseln.
Wie hast du dich auf deine Rolle(n) vorbereitet?
Für die Rolle Moritz habe ich versucht, sehr korrekt und ordentlich zu sein, fast zwanghaft. Beispielsweise im Haushalt: regelmäßig staubsaugen und abwaschen, Hemden bügeln, Teppich korrekt auf dem Boden ausrichten und so weiter ... Ich hab mich auch gezwungen, Architektur-Magazine zu lesen und mir Fachbücher besorgt.
Die Vorbereitung zur Rolle Konstantin war dagegen ein bisschen spannender. Ich bin fast jeden Abend Tango tanzen gegangen und habe an meiner spanischen Aussprache gefeilt. Außerdem habe ich Bücher über Argentinien verschlungen. Mate Tee getrunken ... Durch all das habe ich einen kleinen Geschmack von argentinischer Lebensart bekommen. Und ich habe mich verliebt: in den Tango Argentino!
Wie war die Arbeit mit dem Split-Screen-Verfahren?
Die Szene auf der Brücke mit den Zwillingen war schon etwas ganz Besonderes. Ich hatte zum Glück einen Anspielpartner, der super vorbereitet war. Da wir mehrere Kameraeinstellungen gedreht haben, musste ich immer wieder die Rolle und auch mein Outfit wechseln. Dass bedeutet, dass ich auch bei den Texten der jeweiligen Rolle immer wieder hin und her springen musste. Irgendwann hatte ich da echt einen Knoten im Kopf.
An diesem Drehtag hatte ich Geburtstag und es war schon ein lustiges Geschenk, sich selbst – also den Zwillingsbruder – von einer Brücke zu stoßen. (lacht)
Hast du ein Vorbild?
John Malkovich. Er hat immer ein Geheimnis.
Hast du einen Lieblingsfilm mit einer Rolle, die du gerne spielen würdest?
Da gibt es viele. Aber ich bin totaler Fan von "Clockwork Orange", "Sid and Nancy", "Shining", Filme von Stanley Kubrick und David Lynch.
Gibt es da noch viel Freizeit? Was treibst du dann so?
Man muss sich die wenige Freizeit bewusst einteilen. Ich sag mir dann immer: "So jetzt ist mal Pause." Ich mache dann was komplett anderes: Musik, Segeln, Klettern, Bergtouren ...
Was sagen deine Familie und Freunde zur Schauspielerei und zu deiner Rolle in "Sturm der Liebe"?
Sie sind mächtig stolz auf mich und unterstützen, wo es geht. Ich telefoniere sehr häufig mit meiner Familie. Der Rückhalt und die Unterstützung bedeuten mir sehr viel, da man in diesem Metier auch oft unter enormen Druck steht. Meine Familie zeigt mir dann immer wieder, was wirklich von Bedeutung ist.
Kommentare