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Arabischer Frühling

Eine historische Zäsur

Jasmin-Revolution in Tunesien: Die Selbstverbrennung des tunesischen Gemüsehändlers Mohammed Bouzizi, der so gegen Polizeiwillkür protestierte, löste am 17. Dezember 2010 landesweite Demonstrationen aus. Der sogenannte Arabische Frühling erfasste schnell den gesamten arabischen Raum. Der langjährige tunesische Machthaber Zine el-Abidine Ben Ali wurde schließlich abgesetzt und musste fliehen. Tunesien ist ein Sonderfall: Am 26. Januar 2014 verabschiedet die Nationalversammlung eine neue Verfassung.  | Bild: pa

Jasmin-Revolution in Tunesien: Die Selbstverbrennung des tunesischen Gemüsehändlers Mohammed Bouzizi, der so gegen Polizeiwillkür protestierte, löste am 17. Dezember 2010 landesweite Demonstrationen aus. Der sogenannte Arabische Frühling erfasste schnell den gesamten arabischen Raum. Der langjährige tunesische Machthaber Zine el-Abidine Ben Ali wurde schließlich abgesetzt und musste fliehen. Tunesien ist ein Sonderfall: Am 26. Januar 2014 verabschiedet die Nationalversammlung eine neue Verfassung.

Tag des Zorns in Ägypten: Mit einer Großkundgebung am 25. Januar 2011, dem „Tag des Zorns“, begann eine Protestwelle, die bereits am 11. Februar 2011 Präsident Mubarak das Amt kostete. Zuerst versuchten die Islamisten die Macht an sich zu reißen. Jetzt regiert wieder ein Armeechef, Abd al-Fattah as-Sisi, das Land. Ägypten steht wie in den letzten sechzig Jahren unter der Herrschaft des Militärs.

Libyen: Anti-Regierungsproteste entwickeln sich zu einem Bürgerkrieg. Die Rebellen stürzen mit Unterstützung der NATO Staatschef Muammar al-Gaddafi. Am 20. Oktober 2011 wird er nach einem Angriff der Truppen des Nationalen Übergangsrats auf seine Heimatstadt Sirte aufgegriffen. Dabei kommt Gaddafi unter ungeklärten Umständen zu Tode. Heute gehört Libyen weder den Demokraten noch den Islamisten, sondern den Milizen.

Bahrain: Der 14. Februar 2011 markiert den Beginn der Proteste im Golf-Staat. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien sicherten mit Truppen die Macht des Königs Hamad bin Isa Al Khalifa und schlugen die Aufstände bis Anfang April nieder.

Jemen: Anfang Februar 2011 organisieren Oppositionelle im Jemen Proteste gegen Arbeitslosigkeit und Korruption und fordern einen Regimewechsel. Machthaber Saleh tritt 2011 nach mehr als 30-jähriger Herrschaft zurück. Nachfolger wird sein Stellvertreter Abd Rabbo Mansur Hadi. Jetzt droht das Land erneut zu zerfallen. Schiitische Rebellen aus dem Norden übernahmen am 21. September 2014 die Macht in der Hauptstadt Sanaa. Die staatlichen Sicherheitskräfte, vor allem das Militär, leisteten keinen Widerstand.

In Marokko hat das Regime auf die sozialen Proteste reagiert und so seine Macht stabilisiert. Der marokkanische König versprach, die Verfassung zu ändern. Am 1. Juli 2011 stimmen über 98 Prozent der Wähler bei einem Referendum für die konstitutionellen Reformen.

Anfang Januar 2011 erreichten die Proteste auch Jordanien. Dort richteten sich die Demonstrationen nicht gegen das Könighaus, sondern gegen steigende Preise und die Regierung. Auch hier sorgten Reformen für relative Ruhe. Jordanien gilt als Stabilitätsfaktor in der Region. Der Krieg in Syrien birgt für Jordanien politische Sprengkraft. Tausende Syrer suchen hier Zuflucht. Das könnte die Stabilität des Königreichs gefährden.

Der Arabische Frühling erreichte auch Syrien. Ein friedlicher Protest eskalierte schließlich zum bewaffneten Konflikt. Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad kämpfen gegen verschiedene Oppositionsgruppen. Seit Juni eroberte der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) weite Gebiete in Syrien. Vor allem die Kurdenstadt Kobane ist zurzeit heftig umkämpft.

Das NATO-Mitgliedsland steht unter Druck. Erst Mitte Oktober hat die Türkei Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bombardiert. In der syrischen Grenzstadt Kobane kämpfen Kurden gegen den IS. Gelingt es den IS-Milizen Kobane einzunehmen, könnten sie auch einen Teil der Grenze zur Türkei kontrollieren.