So., 12.12.21 | 23:50 Uhr
Das Erste
"druckfrisch"-Musiker des Monats: Acid Pauli
Musiker des Monats Dezember im Jahre der Pandemie 2021 wird der Berliner Musiker & DJ Acid Pauli, ein langjähriger Weggefährte. Lange Zeit war er (damals noch unter dem Bandnamen Console) für die Titelmusik von "druckfrisch" verantwortlich. Das war bevor wir die verrückte Idee hatten, jedes Mal einen neuen Vorspann zu entwickeln.
Und das kam so: Wir wollten im Abspann zum Jahresende die "Münchner Freiheit" mit ihrem allzu passenden Titel "Solang man Träume noch leben kann" spielen, scheuten uns aber etwas vor der allzu altbackenen Version mit dem London Symphony Orchestra. Also riefen wir bei Acid Pauli an, ob er uns nicht schnell einen kleinen "druckfrisch"-Remix machen würde … und siehe da: noch am selben Abend hatten wir eine Datei "Rhythmische Träume", die wir dann breit grinsend zum Jahresrückblick-Abspann verarbeiteten. Danke Pauli! Es ist der erste "druckfrisch"-Remix der Sendegeschichte!
Als Live-Act waren aus den Tiefen der ARD-Archive die unsterblichen Slade mit ihrem Abräumer "Hear Me Callin'" zu Gast, die unter dem "druckfrisch"®-Trademark-Weihnachtsbaum zum einigermaßen ekstatischen Tanz aufspielen. Als die Glamrocker von Slade ganz ernsthaft im Vorprogramm von "Ten Years After" durch die USA tourten, spielten sie manchmal diesen Song, eigentlich ein Song des Hauptacts. Wie Alvin Lee von TYA zugeben musste, spielten sie ihn besser als "Ten Years After" selbst. Früher war Slade so etwas wie eine pubertäre Lieblingsband, die nur mit schlechtem Gewissen gehört wurde, jetzt sind sie endgültig kulturfähig. 1972 im Beatclub bewiesen sie schon einmal, dass sie alles andere als eine Teenieband waren.
Begonnen hatte die Sendung mit einer kosmisch schönen Fassung des "Ship Song" von Nick Cage. Gesungen hat ihn die 14-jährige Nell Smith, ein Fangirl der amerikanischen Weirdo-Band "The Flaming Lips", die mit ihren Heroen eine ganze LP mit Cave-Covern eingespielt hat. Die kleine Nell, die angeblich immer im Papageienkostüm vor der Band in der ersten Reihe tanzte, kannte die Songs, die sie unfassbar cool aufgenommen hat, vorher gar nicht. Irgendetwas zwischen Konzeptkunstwerk und Rip-Off, aber Meister Cave hat schon seine Bewunderung kundgetan.
Danach mussten wir uns allerdings erst einmal die Ohren durchputzen. Und wann, wenn nicht zu Weihnachten, kann man noch etwas Punk im deutschen Fernsehen spielen? Hier – vor den allzu grausamen Nibelungen – dargeboten durch die norwegische Band "Turbonegroe". Dazu wäre weiter nichts zu sagen, außer dass der Spruch, Punk sei nicht tot, er rieche nur komisch (den sein Erfinder Zappa ursprünglich auf den Jazz gemünzt hatte) in diesem Fall nicht stimmt, weil der ursprüngliche Sänger der Band Hank von Hell vor wenigen Wochen im Alter von 49 Jahren verstorben ist. Rest in Punk.
Fehlt noch die vielleicht schönste Platte des Jahres, die von der Kanadierin Le Ren stammt. Jeder, der die folkigen Songs ihres Debutalbums "Leftover" gehört hat, weiß sofort: Das Album, das der gut 20-jährigen Kanadierin da gelungen ist, ist für die Ewigkeit. "Dyan" heißt der Song, den sie über ihre Mutter geschrieben hat und der nach der Liste erklingt. Er könnte schon 50 Jahre alt sein und wäre keinen Tag gealtert … und so wird es auch in 50 Jahren sein. Und die Steel Gitarre wird dazu spielen und es wird ein wenig traurig, aber schön sein. "May Hard Times Pass Us By" und frohe Weihnachten!
Von Andy Ammer
Titel | Interpret |
---|---|
Ship Song | Nick Cave |
Sailor Man | Thomas Seltzer |
Hear Me Calling | Alvin Lee |
Dyan | Lauren Soear |
Rhythmische Träume | Martin Gretschmann |
Solang man Träume noch leben kann | Stefan Zauner, Aron Strobel |
Stand: 12.12.2021 23:50 Uhr
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