So., 09.10.22 | 23:50 Uhr
Das Erste
Druckfrisch-Musikerin des Monats: INGA
"druckfrisch"-Musikerin des Monats wird INGA, mit bürgerlichen Namen Inga Riedel, die uns in einem herbstlichen Wald mit einem Loop und einer Gretsch "das ABC" näherbringt. Nie war die "druckfrisch"-Live-Challenge, einen Song auf eine Minute Dauer zu komprimieren, schwieriger zu realisieren, nie der Mangel offensichtlicher. Denn jedermann weiß, wie lang ein Alphabet ist und dass es nicht beim Buchstaben K aufhört. Ein Grund mehr, sich die im Herbst erscheinende Platte von INGA (erscheint bei Trikont) zu kaufen.
Verblüfft standen wir vor dem einzigartigen Phänomen, das das erste Lied der Sendung ("Expansions" von dem Keyboarder Lonnie Liston Smith und seiner Band The Cosmic Echoes) und das letzte ("The Creator Has A Masterplan" von dem Keyboarder Leon Thomas und dem Saxophonisten Pharoah Sanders) auf dem selben Indie-Jazz-Label "The Flying Dutchman" erschienen, das bei seiner Gründung 1969 sogar am New Yorker Broadway residierte. Es veröffentlichte jenen Soul-Jazz, von dessen smoothen Loops und Samples sich bis heute der halbe Hip-Hop (und auch diese Sendung) ernährt. Pharoah Sanders, Mitstreiter von Sun Ra und Coltrane, ist letzten Monat mit 82 Jahren verstorben. Erst vergangenes Jahr hatte er mit dem Elektroniker Floating Points und dem Londoner Symphonie Orchester eine aufsehenerregende Platte ("Promises") veröffentlicht, die noch einmal die Grenzen des Jazz sprengte.
In letzter Stunde (als die Sendung schon fast fertig war) wurde dann der Literaturnobelpreis verkündet. Also umschneiden! Denn, zwar hatte das Nobelpreis-Komitee die Ausgezeichnete noch nicht erreicht, aber "druckfrisch" im Mai eines der wenigen Interviews, die sie gegeben hat, mit ihr geführt (bei dem sie im Übrigen ein Handy bei sich hatte). Die Musik zu ihrem Interview stammt von der Brooklyner Band (wenn wir schon mal da waren) Widowspeak, die REMs "The One I Love" so gecovert hat, wie es immer gut klingt: mit gehauchter Frauenstimme und Gitarrensound.
Den wunderbaren Horror-Musik-Track für das schweizer Klosterinternat entnehmen wir einer Platte von Jim Thirlwell, der mit seinem Avantgarde-Musikprojekt Foetus schon immer Lärm, Elektronik und Symphonik so furios vermischt, dass er keinem als seinem eigenen Stil zuzuordnen ist. Der in "druckfrisch" gespielte Track heißt "Into The Light" und stammt von der 2006er LP "Damp".
Fehlt noch Björk, über die man natürlich nichts weiter sagen muss, außer dass sie zum Glück der Welt wieder eine neue LP veröffentlicht hat, diesmal voller Pilze, Gabba und Bassklarinetten. Schön, dass es so etwas irres und wirres noch gibt. Ein Platz in "druckfrisch" ist ihr mit jeder Veröffentlichung sicher. Wir spielen einen der eingängigeren Tracks ihrer wunderbar versponnenen Platte, einen der wenigen, die noch eine Andeutung von Beat besitzen: "Victimhood".
Von Andy Ammer
Titel | Interpret |
---|---|
Expansions | Lonnie Liston Smith & The Cosmic Echoes |
The One I Love | Widowspeak |
Into The Light | Foetus |
Das ABC | INGA |
Victimhood | Björk |
The Creator Has A Masterplan (Peace) | Leon Russell |
Stand: 14.04.2023 14:27 Uhr
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