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"Ernesto's Island"

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"Ernesto's Island" | Video verfügbar bis 07.05.2024 | Bild: Neue Heimat Filmproduktion GmbH

1972 schenkte Fidel Castro bei einem Staatsbesuch der DDR eine Insel vor der kubanischen Küste und taufte sie auf den Namen "Isla Ernesto Thälmann", um dem kommunistischen Arbeiterführer dort ein karibisches Denkmal zu setzen. Es war nur ein symbolischer Akt, außer den DDR-Schlagerstars Frank Schöbel und Aurora Lacasa hat diese menschenleere Insel kaum ein DDR-Bürger zu sehen bekommen. Diese Insel ist nun Schauplatz eines Films. Der im dokumentarischen Stil gedrehte Film "Ernesto's Island" von Roland Vietz ist ein Roadtrip in verlorene, gescheiterte Utopien und zugleich eine Suche nach Heimat.

Eine geschenkte Insel als Schauplatz des Films

1972. Fidel Castro besucht die DDR und hat ein Geschenk dabei. Eine Insel. Ein menschenleeres Atoll, getauft auf den Namen Ernst Thälmann, gekrönt von seiner Büste. Und dankend besungen von dem Schlagerduo Frank Schöbel und Aurora Lacasa. Ein Hit wurde es nicht und die geschenkte Insel bald wieder vergessen. So weit so wahr.

Regisseur Ronald Vietz
Regisseur Ronald Vietz | Bild: Das Erste

Und hier beginnt der Film. Max Riemelt spielt Matthias. Er nennt sich einen "schillernden" Einwohner der Hauptstadt. Mit allem, was dazu gehört: Eigentumswohnung, cooler Job und "immer Kohle in der Tasche". Kontakt zu seiner Mutter hat er schon lange nicht mehr, als er plötzlich ein Paket mit ihrer Asche erhält und dem Wunsch sie auf der kubanischen Insel zu verstreuen. Seine Mutter, eine leidenschaftliche Kommunistin, verliebte sich irgendwann in den Kubaner Ernesto, der sein Vater wurde. Matthias verlässt sein westliches Single-Dasein und macht sich auf den Weg in eine fremde Heimat. "Er ist wirklich so ein ganz moderner Vertreter, wonach wir gerade streben. Ich glaube, wenn man sich sozusagen glücklich schätzen kann, alles erreicht zu haben, merkt man dann doch, vielleicht fehlt etwas. Da wir auch über Heimat reden, ist ein ganz großer Bestandteil davon auch Identität: Kann ich das Leben, was ich bin? Und wollen Leute das auch haben? Also kann ich in der Gesellschaft ein Teil sein mit dem, was ich eigentlich zu geben habe", erzählt Regisseur Ronald Vietz.

Der Film ist dokumentarisch entstanden

Schauspieler Max Riemelt und Regisseur Ronald Vietz
Schauspieler Max Riemelt und Regisseur Ronald Vietz | Bild: Das Erste

Auf der Suche nach der Insel begegnet er Sofia. Matthias bittet Sofia ihm bei seiner Suche zu helfen und bietet kostbare Devisen. So bereist er Kuba, eine der letzten Bastionen einer sozialistischen Utopie. "Der Film ist ja dokumentarisch entstanden. Und dabei haben wir natürlich auch die Leute und die anderen Protagonisten und ihre Geschichten kennengelernt", so der Regisseur. "Es war auch der spannendste Aspekt, also dass man dort hinfährt und nicht perfektionistisch, ganz konventionell ein Drehbuch abarbeitet, sondern dass wir die Geschichte von den Leuten erst einmal kennenlernen und dementsprechend auch das Drehbuch dann wiederum anpassen", erzählt Schauspieler Max Riemelt.

Nicht nur ein Roadtrip, sondern auch eine Reise zu sich selbst

Film "Ernesto's Island" von Roland Vietz
Film "Ernesto's Island" von Roland Vietz  | Bild: Neue Heimat Filmproduktion GmbH

Matthias trifft auf die Familie seines Vaters, auf seine Halbgeschwister, die er nur einmal als Kind bei einem Besuch auf Kuba kennengelernt hatte. So lernt er einen Vater kennen, den er nie wirklich hatte. Und dessen Ideale. Er begreift sie als Teil seiner Herkunft. Matthias erfährt eine menschliche Nähe, die sein eigenes Leben in Frage stellt. Für Sofia bleibt er ein Fremder, der keine Ahnung hat, wie verloren die Ideale seines Vaters in diesem Land längst sind. "Die Reise ist nicht nur ein Roadtrip, um Leute zu treffen, sondern auch eine innere Reise, um seine Identität noch einmal festzustellen beziehungsweise zu reflektieren, was es mit der Vergangenheit auf sich hat. Und das wiederum bringt ihn dazu zu verstehen, was jetzt sein Platz in der Welt ist und was er vielleicht auch in Zukunft möchte", so der Schauspieler.

Die Insel "Ernst Thälmann" wird für Matthias zu "Ernesto's Island", zur Insel seines Vaters, seiner Eltern. Der Weg dorthin ist eine Reise zu sich selbst. Das klingt vielleicht kitschig. Dieser Film ist es nicht.

Autor: Lutz Pehnert

Stand: 07.05.2023 19:16 Uhr

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Produktion

Rundfunk Berlin-Brandenburg
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