SENDETERMIN Mo., 14.08.23 | 00:00 Uhr | Das Erste

Jedermann

PlayEin Mann und eine Frau liegen auf einer Theaterbühne
Jedermann | Video verfügbar bis 13.08.2024 | Bild: BR

Der Tod ist da. Von Anfang an. Er wartet. Der reiche Mann, in seinen besten Jahren, hat gar nicht so ein breites Kreuz. Kapitalisten-Großkotz: Das war einmal. Mehr dieses: "Ich kann es ja auch nicht ändern."

Es ist Michael Sturmingers dritter "Jedermann"

Ein Mann sitzt auf einer Theaterbühne
Michael Maertens als Jedermann | Bild: BR

"Ich habe das Gefühl das geht sehr früh los", sagt Jedermann-Darsteller Michael Maertens. "Eigentlich sagt der zehnte Satz schon: 'Es ist ein blöder Tag heute.' Und irgendwie spürt der Jedermann den drohenden Herzinfarkt oder was das auch immer für eine Art von Tod ist. Ich habe das Gefühl, da ist so eine dunkle Vorahnung, dass das alles nicht so gut ausgeht."

Zum dritten Mal bereits interpretiert Regisseur Michael Sturminger den "Jedermann" neu. Bisher war da viel Pomp and Circumstance. Bankett und Sex. Die große Geste. Und dieses Mal: leiser, lyrischer, fast psychologisch.

"Irgendwann holt uns halt der Tod"

Ein Mann und eine Frau unterhalten sich auf einer Theaterbühne
Michael Maertens und Valerie Pachner auf der Bühne | Bild: BR

"Irgendwo wollten wir, dass das es was Intimes hat und aus dem heraus sich auch diese Beziehung erzählt", sagt Valerie Pachner, die die Buhlschaft spielt und den Tod. "Dass das was sehr Vertrautes, Einfaches, Klares hat. Und gar nicht eine große Show ist. Oder man vielleicht über die krasseste Verliebtheit auch schon drüber ist. Ich selber finde ja: Verliebtsein ist ja oft auch gar nicht die große Geste, sondern vielmehr, dass ich pur und blank da sein darf und auch gar nicht besonders, sondern: Ich bin da und der Jedermann auch."

"Das droht uns ja allen", sagt Maertens zum Thema des Stückes: das Sterben. "Irgendwann kommt halt die Diagnose. Wenn es kein Unfall ist, kommt halt die Diagnose: 'Da ist was, wir sehen da was. Da ist ein dunkler Fleck.' Das erreicht ihn. Und das macht das Stück so heutig, weil das wird uns immer wieder passieren. Irgendwann holt uns halt der Tod. Und er ist in der auch entsetzlichen Lage, noch Zeit zu haben, zu reflektieren."

Jeder stirbt für sich allein

"Der Tod" auf einer Theaterbühne
Valerie Pachner spielt die Buhlschaft – und den Tod | Bild: BR

Es ist – wie immer – viel zu früh. Das grausamste Urteil. Final. Kalt wird es. Und seltsam zärtlich. "Der Tod kommt mit seiner eigenen Agenda. Und holt ihn", sagt Pachner. "Und das hat eine ganz große Klarheit. Und da habe ich schon das Gefühl – ja, auf eine Art ist das vielleicht eine, - ich weiß nicht, ob es eine Liebesbeziehung ist, ist vielleicht zu weit gegriffen –, aber auf jeden Fall ist das auch eine Beziehung."

"An dem Abend finden auf eine Art zwei Liebesbeziehungen statt", sagt Maertens. "Die zum Leben und zum Sex und zum Zusammensein. Und die Beziehung zum Abschiednehmen, Resümee ziehen – wie war’s? Annehmen. Gehen. Schluss. Aus. Fertig." Sehr zeitgemäß ist das. Die Show ist vorbei. Jeder stirbt für sich allein.

Autor: Lars Friedrich

Stand: 13.08.2023 20:19 Uhr

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Produktion

Bayerischer Rundfunk
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