Andreas Guenther | Nikolai Falk

Niko (Andreas Guenther) hört dem ehemaligen Kommissar Bollinger (Martin Brambach, li.) zu, der über die Ermittlungen von damals berichtet.
Niko hört dem ehemaligen Kommissar Bollinger zu, der über die Ermittlungen von damals berichtet. | Bild: ARD Degeto/Mona Film / Tivoli Film

Herr Guenther, 2017 standen Sie zum ersten Mal für „Der Wien-Krimi: Blind ermittelt“ vor der Kamera. Wie hat sich Ihre Filmfigur Niko Falk in den vergangenen Jahren entwickelt?

Wien ist für Niko mittlerweile „Heimat“ geworden. Die Freundschaft zu Alex ist über die Jahre enger, intensiver und für Niko immer wichtiger geworden. Aber auch der Puls, die Lebensart dieser besonderen Stadt … Ich sag mal so: Er hat sich in Wien verliebt. In den beiden Filmen „Tod im Kaffeehaus“ und „Tod im Palais“ ist wieder die Eigenart, die Eigenständigkeit von Niko zu erkennen. Dadurch wird die Divergenz der beiden deutlich, was die Besonderheit der Freundschaft zeigt. Und um Freundschaft geht es ja in unserem „Jubiläumsfilm“ – es ist Film Nummer zehn! Ich freue mich riesig und bin extrem dankbar.

Womit hat Niko Sie in den beiden neuen Filmen am meisten überrascht?

Ich versuche, meiner Figur in jedem Film, sei es sprachlich, in Aktionen oder auch in Reaktionen, etwas Unerwartetes zu geben. In „Tod im Kaffeehaus“ war es andersherum: Dank der Autoren David Nawrath und Paul Florian Müller war das Überraschungselement schon im Buch angelegt: Das Essentielle, die Freundschaft der beiden, steht auf dem Spiel! Die Art und Weise, wie Niko damit umgeht, hat David Nawrath und mich einige nächtliche Telefongespräche gekostet. Dieses unglaublich feine Gespür für Figuren, die endlose Leidenschaft, die David hat, ist inspirierend und Geschenk zugleich. In „Tod im Palais“ hat mich die Verletzlichkeit meiner Figur zwar nicht überrascht, es hat mich viel mehr gefreut, diese Seite von Niko zeigen zu können. Sybille Tafel und ich haben uns in der Vorbereitung gefragt, wie und was Niko von seinen Gefühlen zeigen wird. Das Vertrauen, das mir Sybille entgegengebracht hat, hat mir im Spiel eine große Freiheit gegeben.

„Ich dachte immer, du wärst nur die Augen in dieser Beziehung. Aber in Wirklichkeit bist du das Herz“, sagt Alex in „Tod im Kaffeehaus“. Was lösen diese Worte in Niko aus?

Die Freundschaft zu Haller ist eine so sonderbare, ungleiche, beinahe unmögliche Freundschaft. Sie fordert von Niko viel Empathie, Verständnis und Gelassenheit, um bestehen zu können. Für Niko hat diese Freundschaft eine tiefere Bedeutung, die es zulässt, die Emotionslosigkeit, das zum Teil narzisstische Verhalten seines Freundes, zu tolerieren und zu ertragen. Auf der einen Seite ist Niko zutiefst berührt von den Worten, auf der anderen Seite aber auch dankbar, denn da ist die tiefere Bedeutung dieser Freundschaft zu spüren.

Was bedeuten Freundschaft, Loyalität und Teamgeist für Ihre Rolle – und was für Sie?

Bekannte hat Niko jede Menge, aber Freundschaften vielleicht ein oder zwei. Eine Freundschaft wächst mit der Zeit, was ein immer tieferes Vertrauen mit sich bringt. Von daher ist Loyalität für Niko eine Bedingung für eine tiefe Freundschaft. Illoyalität ist Verrat, damit ist der Boden einer Freundschaft – das Vertrauen – zerstört. Und wie wir alle wissen: Vertrauen zu kitten, ist eine der größten Künste. Ich habe da ein sehr ähnliches Verständnis von Freundschaft wie Niko. Eine Freundschaft basiert auf Vertrauen, Respekt und Ehrlichkeit. Leben kann sie nur durch Gleichberechtigung, Egalität und Augenhöhe. Hätte ich einen Freund wie Alex, würde ich ihm erst mal die Synapsen neu justieren! (lacht)

Wie verbunden sind Sie nach zehn Filmen Dreharbeiten mit Wien? Und wie gut ist Ihr Wienerisch inzwischen?

Für mein Empfinden wird mein Österreichisch von Jahr zu Jahr besser, und dem „Wiener Schmäh“ komme ich auch immer näher. (lacht) Genau wie Niko habe ich mich sofort in Wien verliebt. Das war Liebe auf den ersten Blick. Die Lebensart, die Kultur, die Menschen – die Stadt hat einen ganz eigenen Rhythmus, der geprägt ist von dem weltberühmten „Wiener Schmäh“. Der Wiener, oder auch der Österreicher an sich, kann über sich selbst lachen, was so eine wunderbare Leichtigkeit mit sich bringt. Dieses über sich selbst lachen ist nicht unbedingt eine Stärke der Deutschen. Ich suche gerade in Wien eine Wohnung, was für mich auch eine Herausforderung ist. Noch einmal die Komfortzone verlassen, sich neu zu finden und ein neues zu Hause kreieren. Es wird auf jeden Fall spannend, eben wie „Der Wien-Krimi“. (lacht)

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