Im Gespräch mit Mark Schlichter

Regie und Buch

»Mich hat fasziniert, wie sich der wahre Charakter der Figur innerhalb der Kriminalgeschichte aufblättert und sich im Zwischenmenschlichen entwickelt.«

Claudius Zorn und Schröder
Claudius Zorn und Schröder: Die Hauptkommissare könnten unterschiedlich nicht sein. Doch bei ihrem ersten gemeinsamen Fall müssen sie zusammenwachsen. | Bild: MDR / Edith Held

Sie sind Co-Autor des Drehbuchs – Was hat Sie an der Geschichte und den Figuren fasziniert?

Beim Lesen des Romans von Stephan Ludwig war ich anfangs sehr irritiert, aber dann schnell total begeistert. Die Figur des Hauptkommissars Zorn ist eine auf den ersten Blick unsympathische bzw. die eines Anti-Helden. Sie entspricht so gar nicht den gängigen Kommissar-Figuren. Doch je mehr man sich mit ihren Besonderheiten beschäftigt, desto mehr entdeckt man die moralische Integrität und die versteckten positiven Seiten. Mich hat fasziniert, wie sich der wahre Charakter der Figur innerhalb der Kriminalgeschichte aufblättert und sich im Zwischenmenschlichen entwickelt. Außerdem zeigt sich, dass unser Anti-Held kein Blut sehen kann, kaum die Kondition hat, um auf einen hohen Kirchturm zu steigen und dort dann auch noch Probleme mit einer lähmenden Höhenangst bekommt. Ein Held benimmt sich anders. Doch gerade in ihrer Fehlbarkeit gewinnt die Figur Zorn an Kontur und das Zusammenspiel mit Schröder an Witz.

Wie ist die Idee entstanden, den Roman zu verfilmen?

Beim Lesen des Romans hatte ich sofort starke, atmosphärische Bilder und Figuren vor mir. Daher war es ein sehr naheliegender Gedanke, dass ich mich um die Rechte bemühe und den Roman gemeinsam mit einem befreundeten Produzenten dem MDR anbiete. Der Sender war schnell mit großer Begeisterung dabei. Mein Dank geht an die Verantwortlichen des MDR, des Ersten sowie der ARD Degeto, die gemeinsam den Mut hatten, hier etwas Anderes zu wagen, etwas, das ich im deutschen Fernsehen bisher in dieser Form in keinem Krimi gesehen habe.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den Hauptdarstellern gestaltet?

Misel Maticevic kannte ich aus vielen Filmen und war schon lange ein Fan seiner Arbeiten. Wir begegneten uns aber noch nicht persönlich. Deshalb haben wir uns über ein ganz normales Casting mit szenischem Arbeiten und einem ausführlichen Gespräch kennengelernt. Es war sofort klar, dass er Zorn wunderbar verkörpern würde. Mit Axel Ranisch lief das ganz ähnlich. Die beiden sind ein tolles Team – menschlich und als Schauspieler. Das gemeinsame Spiel strahlt eine Spannung aus, die sie als Paar unverwechselbar und besonders macht. In ihrer extremen Unterschiedlichkeit ergänzen sie sich und machen einfach Spaß – eine Traumbesetzung für einen Spielleiter!

Was ist das besondere an Halle als Kulisse, was macht die Stärke dieser Stadt aus?

Wir sind in Halle auf Bilder und Motive gestoßen, die den düsteren und spannenden Charakter der Geschichte perfekt transportieren. Unser Kameramann Benedict Neuenfels hat dabei eine kontrastreiche Bildsprache entworfen, welche die Atmosphäre des Romans widergibt und gleichzeitig die ganz besondere Schönheit der Stadt Halle zeigt.

Ist es etwas besonderes, Regie zu führen, wenn man als Co-Autor den Stoff mitentwickelt hat?

Durch die gemeinsame Drehbucharbeit kennt man sich in der Welt, in der der Film spielt, natürlich gut aus. Oft bekommt man sonst ein Drehbuch erst zwei Monate vor Drehbeginn auf den Tisch und es heißt: "Das muss zu 100 Prozent so verfilmt werden. Mach mal!" In unserem Fall gab es ja auch gemeinsame Lesungen und Gespräche mit den Schauspielern, Stephan Ludwig und mir. Dass man mit dem Romanautor, der gleichzeitig einer der Drehbuchautoren ist, die Dinge zusammen besprechen kann, ist ein absolutes Geschenk und ich bin Stefan Ludwig für seine Offenheit und Leidenschaft mehr als dankbar.

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