Griff in die Trickkiste

So wird ein Feuerwerk gemacht!

Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern bei festlichen Gelegenheiten und die dadurch erzeugten Effekte am Nachthimmel vermögen als Feuerwerke wohl jedermann zu faszinieren. Und so lassen es auch die Fürstenhof-Bewohner bei der 250-Jahresfeier ihres Nobelhotels ordentlich krachen. Aber was ist bei den Dreharbeiten zur Jubiläumsfolge bloß los? Statt des erwarteten großen Höhenfeuerwerks gibt es nur ein paar am Boden verankerte, sich drehende Leuchtspiralen.

"Keine Sorge, die Zuschauer von 'Sturm der Liebe' werden in der 1000. Folge ein richtig großes Feuerwerk am Fürstenhof-Himmel zu sehen bekommen", beruhigt Florian Decker. Decker ist VFX-Artist und damit betreut, das große Feuerwerk in der Postproduktion digital zu erstellen, das dann am Dienstag, 26. Januar, um 15:10 Uhr zu sehen sein wird. "VFX, so die Kurzform für Visual Effects, werden eingesetzt, um Filmmaterial aufzubessern oder um bestimmte Effekte zu erzielen, die mit einer unbearbeiteten Filmaufnahme nicht oder nur sehr umständlich zu erreichen wären", so Decker.

Aber ist das letztendlich nicht viel aufwändiger, als ein echtes Feuerwerk zu zünden? "Aus zwei Gründen muss das Fürstenhof-Feuerwerk digital realisiert werden: Erstens hat die örtlich zuständige Behörde der 'Sturm der Liebe'-Produktion keine entsprechende Genehmigung für ein Höhenfeuerwerk erteilt – und zwar zum Schutz der dort ansässigen Fledermäuse. Und zweitens wurde geplant, eine '1000' für die tausendeste Folge von 'Sturm der Liebe' in den Nachthimmel zu zaubern. Das ist mit echten Feuerwerkskörpern nur schwierig zu bewerkstelligen", weiß der 32-Jährige. Das Feuerwerk samt Zahlen wird deshalb nachträglich in das Bild montiert. "Es handelt sich um eine Mischung aus realen Feuerwerksaufnahmen und von meinem Kollegen Stefan Albertz speziell entwickeltem digitalem Feuerwerk."

Computer-Künstler

Am Dreh ist Decker heute als VFX-Set-Supervisor. "Das heißt: Ich schaue, dass alles richtig gedreht wird, damit wir danach keine Probleme in der Postproduktion haben", sagt der Münchner. Der Beruf eines VFX-Artists sei sehr abwechslungsreich. "Die Arbeitsabläufe beginnen mit der Planung. Zunächst legt man mit dem Regisseur und der Produktion die Örtlichkeit, die Szene und das Licht fest, Referenzen werden analysiert, Layouts angefertigt – dann erst folgen die Dreharbeiten. Im so genannten Compositing werden dann die erstellten computergenerierten Effekte mit Realaufnahmen kombiniert", erläutert Decker, der seit elf Jahren im VFX-Bereich tätig ist.

Synthetische Welten

In Kinofilmen ist die die digitale Nachbearbeitung von Filmmaterial inzwischen Standard geworden. Vor allem aus Fantasy-Großproduktionen sind digitale Effekte gar nicht mehr wegzudenken. Die stetige Weiterentwicklung von Hard- und Software eröffnet heute Möglichkeiten, die einen hohen Grad an Realismus zeigen. Was eine Ergänzung des Films war, wird seine Norm. Herkömmliche Filmaufnahmen sind jetzt immer öfter nur noch Rohmaterial zur weiteren Bearbeitung: animiert, mit 3D computergenerierten Szenen kombiniert und übermalt. In der Kategorie "Visuelle Effekte" wird mittlerweile jährlich sogar ein Oscar der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verliehen, der im Jahr 2009 an "Der seltsame Fall Benjamin Button" ging. Bei Brad Pitts Verjüngungsprozess wurde tief in die digitale Trickkiste gegriffen.

"Fast in jedem Film und natürlich in allen Werbespots werden mittlerweile digitale Effekte eingesetzt. Selbstverständlich können mit VFX auch Bildfehler korrigiert werden. Wenn durch einen Anschlussfehler etwa der Rotwein im Glas plötzlich weiß ist, dann färbt der VFX-Operator ihn eben wieder rot. Oder aus Regen wird Schnee", so VFX-Artist Decker. Auch die Wettersituation in einem Film lasse sich gezielt steuern. "Ein bedrohlicher, dunkler Wolkenhimmel kann problemlos einem Motiv mit freundlicher Wetterstimmung hinzugefügt werden und umgekehrt."

Ohne geht's nicht mehr

"VFX wird häufig zur Kostenersparnis eingesetzt. Visuelle Effekte können aber dennoch beträchtliche Summen kosten. Es rentiert sich aber meist deshalb, da das Bauen eines Filmsets etwa einer kompletten Nachkriegskulisse noch teurer werden würde. Das gleiche Motiv kann für einen Bruchteil der Kosten digital mit Hilfe von VFX am Computer 'gebaut' werden", erklärt Decker.
"Sturm der Liebe" scheint dagegen fast noch aus der guten, alten Vorcomputerzeit zu stammen. "In der Telenovela wird VFX nur im Ausnahmefall verwendet, beispielsweise für die Retusche von Sicherungsseilen. Hier werden nicht reihenweise Haare verlängert oder mit Glanz versehen, Zähne geweißt und Ohrlöcher zum Verschwinden gebracht. Daher ist es auch hier umso wichtiger, dass sich die Effekte am Ende nahtlos in den Film eingliedern", sagt Decker. Wir sind gespannt und werden den Fürstenhof-Himmel auf jeden Fall ganz genau beobachten!

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