Fr., 06.07.12 | 13:00 Uhr
Erste Wahl in Libyen seit fast einem halben Jahrhundert

Seit der Machtübernahme Muammar al Gaddafis vor 42 Jahren hatten die Libyer keine Wahl. Am Samstag sind sie aufgerufen, erstmals über ein Parlament abzustimmen, das dann eine Verfassung ausarbeiten soll.
Zwar haben sich bereits 2,7 Millionen Libyer, fast 80 Prozent der Wahlberechtigten, für die Abstimmung am Samstag registrieren lassen. Aber viele Wähler kämpfen wenige Tage vor dem Urnengang noch damit, die Regeln der Demokratie überhaupt erst zu lernen. Und für die meisten Libyer wird der 7. Juli eine Premiere sein: Unter Gaddafis 42-jähriger Herrschaft waren Parteien verboten.
Es gilt als sicher, dass die einflussreiche Muslimbruderschaft bei der Wahl knapp ein Jahr nach dem Sturz von Staatschef Muammar al-Gaddafi gut abschneiden wird: Sie bringt die größte politische Erfahrung mit, verfügt über viel Geld und bekam zuletzt zusätzlichen Rückenwind durch den Sieg der Islamisten in Ägypten.
Zur Verwirrung trägt auch das komplizierte Wahlsystem bei, eine Mischung aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht: Rund 2.500 Libyer treten als Einzelkandidaten an und kämpfen um 120 Sitze in der Versammlung. Die restlichen 80 Sitze gehen an Politiker auf Parteilisten. Dennoch sind auf den Straßen praktisch keine Wahlplakate zu sehen, es gibt keine lauten Kundgebungen.
Zudem dürfte die schlechte Sicherheitslage einige Wähler vom Urnengang abhalten und die Wahlbeteiligung drücken: Libyens Übergangsregierung müht sich immer noch, die unzähligen Milizen unter Kontrolle zu bringen, die beim Sturz Gaddafis halfen.
Stand: 07.10.2014 10:43 Uhr
Kommentare