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Lesotho: Afrikas Skiparadies

PlayThabang Mabari auf Skiern
Lesotho: Afrikas Skiparadies | Bild: NDR

Das Bergkönigreich Lesotho liegt mitten im südlichen Afrika. Vieles würde man hier vermuten – nur nicht das: einen Skifahrer. "Ich habe schon etwas Angst, dass ich fallen könnte", sagt der neunjährige Thabang Mabari. "Aber ich liebe das Gefühl des kalten Winds in meinem Gesicht."  

Es ist nur ein kleiner Streifen Schnee mitten in der Steppe. Und es ist Kunstschnee – gerade einmal 1.000 Meter Abfahrt. Es gibt nur zwei Skigebiete südlich der Sahara. "Afriski" ist eines davon. Wer hierher kommt, muss sich warm anziehen – denn kalt genug für Schnee ist es hier auf 3.200 Metern schon. Nur mit dem Niederschlag hapert es oft im afrikanischen Winter. Regenzeit ist hier im Sommer. Ansonsten erinnert hier vieles an ein Skigebiet in Europa.

Skisport für viele Einheimische zu teuer

Afriski
"Afriski" ist beliebt bei ausländischen Touristen. | Bild: NDR

Für die Wartung der Pistenraupen ist Thabangs Vater Ernest zuständig. Weil er hier arbeitet, ist Skifahren für Thabang kostenlos – so wie für alle anderen Angestellten und ihre Familien. Auch den Skianzug hat Thabang geschenkt bekommen. Ohne all diese Hilfe wäre der Skisport für Einheimische wie sie viel zu teuer. "Als ich noch ein Kind war, gab es das alles noch nicht und wir konnten nicht Skifahren“, erinnert sich Ernest Mabari. "Wir haben mit Schneebällen gespielt und sind auf Pappdeckeln auf dem Schnee gerutscht. Wir hatten keine Ausrüstung fürs Skifahren."

Thabang aber hat seine große Leidenschaft entdeckt: den Schnee. Fast jede freie Minute verbringt er auf den Skiern. Er ist hier einer der Besten auf der Piste. Anders sieht es bei den meisten zahlenden Besuchern aus. Viele sehen hier zum ersten Mal Schnee – und die Skilehrer müssen viel Geduld mit ihnen haben. Andrew Wildish ist einer der Schüler. Wie die meisten Gäste in "Afriski" ist er weiß und aus dem benachbarten Südafrika: "Nein, das ist nicht die Vorbereitung für einen Skiurlaub in Europa. Ich kann es ja hier haben, nur fünf Stunden von zu Hause." Und – offen gesagt – die Pisten in den Alpen sind für ihn wohl noch zu steil.

Hartes Bergklima

Ernest Mabari
Für die Wartung der Pistenraupen ist Thabangs Vater Ernest zuständig. | Bild: NDR

Ein paar Hundert Meter tiefer im Heimatdorf von Thabangs Familie: Hier hat es schon jahrelang nicht mehr geschneit. Und Thabang und sein Vater sind im Dorf die einzigen Skifahrer. Vom Maisanbau leben die meisten hier. Ohne den Job im Skigebiet wären die kleinen Felder rund ums Haus auch für Thabangs Eltern die einzige Einnahmequelle. Und dazu eine unsichere, im harten Bergklima Lesothos. "Zu viel Schnee bedeutet Gefahr, für unsere Pflanzen und Tiere. In Maßen aber ist Schnee gut, denn wenn er schmilzt bringt er genug Feuchtigkeit für den Anbau auf unseren Feldern", erklärt Ernest Mabari.

Auch Thabangs Mutter arbeitet im Skigebiet – als Köchin. Seit sie und ihr Mann dort Geld verdienen, können sie das Schulgeld für Thabang bezahlen. Skifahren, so sagt seine Mutter, darf er nur in den Ferien oder an den Wochenenden. "Anfangs hatte ich sowieso große Angst um ihn. Er war noch so klein als er anfing mit dem Skifahren. Ich dachte, er bricht sich alle Knochen. Heute bin ich stolz und hoffe, er kann etwas aus seinem Talent machen und einmal ein besseres Leben führen", sagt Mathabang Mabari.

Schnee bedeutet Hoffnung auf Wohlstand

Lesotho
Auf der Südhalbkugel ist jetzt Winter – auch im Bergkönigreich Lesotho. | Bild: NDR

Der Schnee bedeutet hier Hoffnung auf Wohlstand. Doch ohne Kunstschnee liefe hier nicht viel. Am Abend pumpen Thabangs Vater und seine Kollegen Wasser aus einem nahegelegenen Regenspeicher in die Schneekanonen. Die Temperatur liegt nachts oft bei unter minus 10 Grad. In der Hochsaison arbeiten hier 240 Angestellte – die meisten sind Einheimische. "Wenn wir guten Schnee machen, dann kommen auch viele Leute aus Südafrika oder sogar Deutschland. Sobald sie die Grenze überschreiten bedeutet das für uns und Lesotho, dass sie auch Geld da lassen", erklärt Ernest Mabari.

Während die einen noch arbeiten, sind die anderen schon beim Feiern – Après-Ski auf die afrikanische Art. Die Skilehrer bitten die Wettergötter um Schnee und opfern dafür einen Ski dem Feuer – eher Touristenspektakel als echte Lesotho-Tradition. Das Outfit aber ist original. Basthut und Wolldecke – mehr braucht man nicht auf der Piste, sagt auch Thabangs Vater. Thabang will später natürlich als Skilehrer arbeiten – oder als Pilot, so sagt er – denn auch da wehe einem der Wind um die Nase.

Autor: Thomas Denzel, ARD Studio Johannesburg

Stand: 27.08.2019 13:53 Uhr

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