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Indonesien/China: Machtspiele im Paradies

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Machtspiele im Paradies | Bild: NDR

Natuna ist eine indonesische Insel wie aus dem Bilderbuch: sanfte Berge, dschungelgrün. Der Himmel ist blau, das Wasser klar. Kaum zu glauben, dass es hier Probleme gibt. Aber im Südchinesischen Meer braut sich ein Konflikt um Ressourcen und Einfluss zusammen. Und Natuna ist die vorderste Linie. Die Fischgründe rund um das Archipel sind reichhaltig. Unter dem Meeresboden schlummern Bodenschätze, vor allem Gas. Und für die Chinesen hat das Gebiet überragenden strategischen Wert. Das Südchinesische Meer ist das Tor zum Pazifik.

Fischer wollen nicht zwischen die Fronten geraten

Indonesischer Fischer
Fischer Edwardin macht sich Sorgen. | Bild: DasErste.de

Bei den Fischern von Natuna macht sich Unruhe breit: Die Familie von Edwardin lebt seit Generationen auf der Insel. Immer öfter treffen die Männer auf chinesische Fischer – die Vorhut eines immer selbstbewussteren Chinas. "Wir haben uns nie besonders Sorgen gemacht", sagt Edwardin. "Wir hatten gute Beziehungen, aber jetzt haben wir Angst. Ich sehe mehr Militär. Die Stimmung hat sich verändert. Und wir Fischer wollen nicht zwischen die Fronten geraten."

Zwar erkennt China an, dass die Natuna-Inseln zu Indonesien gehören. Die Gewässer rundherum aber bezeichnet Peking als traditionelle Fanggründe. Alle machen mit beim großen Rennen um den Fisch: die Philippinen, Thailand, Vietnam, Indonesien – vor allem aber China. Immer ungenierter dringen die ausländischen Fischer vor, beklagen sich die Bewohner: "Vor zehn Monaten habe ich die Chinesen draußen getroffen mit einem großen Schiff", erzählt Fischer Thomasi. "Es war beängstigend. Ich war mit zwei kleinen Booten unterwegs und die waren viel mehr. Sie haben uns einfach verjagt. Dabei waren wir ja noch in unseren eigenen Gewässern."

Kampf gegen illegale Fischerei

Fischereiministerin Susi Pudjiastuti
Fischereiministerin Susi Pudjiastuti hat den illegalen Fischern den Kampf angesagt. | Bild: NDR

So wird es selbst den Indonesiern nun zu bunt. Bisher hatten sie sich im Konflikt um das Südchinesische Meer zurückgehalten. Fischereiministerin Susi Pudjiastuti hat den illegalen Fischern den Kampf angesagt. Die indonesische Regierung hat versprochen, künftig mehr Soldaten in Natuna zu stationieren. Ein neuer Hafen soll gebaut werden und ein Flugplatz für Kampfjets. Als neueste Idee hat Susi Pudjiastuti ins Spiel gebracht, einen Flugzeugträger anzuschaffen. "Das heißt hier vielleicht Südchinesisches Meer, aber das ist deshalb noch lange nicht China. Natuna ist doch so weit weg von denen. Die Gewässer gehören natürlich zu uns", sagt Said Lukman, früherer Hafenmeister auf Natuna.

Auf dem Gelände eines ehemaligen Schrebergartens soll ein neues Gefängnis für illegale Fischer entstehen. Hunderte sind in Indonesien schon in Haft. Ministerin Susi Pudjiastuti gibt sich kompromislos: "Was in unseren Gewässern schwimmt ist unser. Und wer sich das holt, der betreibt illegales Fischen. Dessen Schiffe werden wir versenken."

Wie das zu verstehen ist, lassen wir uns auf Pulau Tiga zeigen, in einer abgelegenen Bucht. Hier liegen 30 Boote an der Kette, dieses Mal aus Vietnam. Auch sie sind allesamt beschlagnahmt. "Wir betrachten diese Boote als Beweis für illegales Fischen. Wir werden sie bald versenken. Wir schneiden ein Loch in den Bug. Dann strömt das Wasser langsam ein und die Schiffe sinken zu Boden", sagt ein Sprecher der Fischereibehörde.

Indonesien braucht gute Beziehungen zu China

Beschlagnahmte Boote
Beschlagnahmte Boote werden versenkt. | Bild: NDR

Auch chinesische Boote werden versenkt. Ein Signal an China, es nicht zu übertreiben – mit dem Fischen in fremden Gewässern. Dabei hat niemand in Indonesien Interesse an einer Eskalation im Südchinesischen Meer. Als wichtigster Handelspartner und Kreditgeber ist China viel zu bedeutend. Weiter drangsalieren lassen will sich Indonesien nicht. Zugleich braucht das Land aber gute Beziehungen zu China. Ein Spiel, das Indonesien kaum gewinnen kann.

Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio

Stand: 12.07.2019 23:18 Uhr

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