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Philippinen – Leben mit der Dauerüberschwemmung

Es war einmal ein ganz normales Viertel: Artex im Stadtteil Panghulo, die Ecke der philippinischen Stadt Malabon, die am tiefsten liegt, direkt an der Manila Bay gelegen, zwischen zwei Flüssen. Heute ist das acht Hektar große Gebiet überflutet.  | Bild: Das Erste

Es war einmal ein ganz normales Viertel: Artex im Stadtteil Panghulo, die Ecke der philippinischen Stadt Malabon, die am tiefsten liegt, direkt an der Manila Bay gelegen, zwischen zwei Flüssen. Heute ist das acht Hektar große Gebiet überflutet.

Artex ist eine Wohnsiedlung für Arbeiter einer Textilfabrik, die hier aber schon 1989 die Tore geschlossen hat. Das Gebiet wurde auch früher schon regelmäßig nach heftigen Regenfällen überflutet. Aber irgendwann kamen die Pumpen nicht mehr nach.

Seit 2004 steht das ganze Viertel permanent unter Wasser. Im Hintergrund sieht man einen angrenzenden höher liegenden Stadtteil. Die Fassaden schön verputzt. Viele haben Artex seit der Überflutung verlassen, aber noch leben 150 Familien hier.

Fast jede Familie hat ein Boot. Anders können die Menschen ihre Häuser nicht mehr verlassen, zur Arbeit oder zur Schule gehen. Das Wasser steht immer um die eineinhalb Meter hoch. In der Regenzeit können es sogar drei Meter werden.

Die Menschen, die in Artex geblieben sind, haben sich mit dem Wasser arrangiert. Sie sind meist sehr arm und sagen sich: Besser hier eine Wohnung haben als obdachlos sein.

Belen Balisi lebt mit ihrer Familie in einem der überfluteten Häuser. Das Wohnzimmer haben sie einen Stock höher verlegt. Unten steht jetzt das Wasser. Es ist eng, aber sie haben ein Dach über dem Kopf.

Das ARD-Team um Korrespondent Uwe Schwering war überrascht, mit welcher Ruhe und Gelassenheit die philippinischen Familien die schwierigen Lebensumstände meistern.

Das große Problem in Artex ist die Wasserversorgung, obwohl das Gebiet nicht gerade unter Wassermangel leidet. Jeder Liter muss mit Kanistern in die Wohnungen gebracht werden, natürlich per Boot. Es gibt nur eine Wasserstelle. Knapp vier Liter kosten umgerechnet etwa 50 Cent.

Von klein auf lernen die Kinder das Paddeln. Es gibt nun einmal keine andere Möglichkeit mehr, sich von Haus zu Haus zu bewegen, seit 2004 das Wasser nicht mehr ablief.

Die Menschen in Artex sagen, "wir sind trotzdem glücklich". Und: "Fällt mal ein Kind ins Wasser, und die Geschwister sind nicht da, dann rettet es der Nachbar." Gottvertrauen und Pragmatismus pur.

Auch wenn sich nicht alle ein richtiges Boot leisten können, sie wollen trotzdem bleiben. Ihre größte Sorge ist, dass der neue Investor des Gebiets kommt, sie, die Armen, vertreibt und sie ihre Heimat verlieren.