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Der Staat, die Steuern und die Unternehmer

Der Staat, die Steuern und die Unternehmer | Bild: ARD

Nur langfristige Planung und kluge Investitionen ermöglichen das Überleben in der Krise, davon ist der 52-jährige Firmenchef Konstantinos Sarantopoulos überzeugt. Ein echter Mittelständler, der in Zürich Chemie- und Bioingenieur lernte, und dann den Famlienbetrieb übernommen hat.

Konstantinos zeigt uns einen Betrieb, der stetig wächst. 2011, inmitten der Krise, invstierte er 7 Millionen Euro in die Modernieiserung des Unternehmens. 3,5 Millionen EU-FörderGelder waren genehmigt, aber der griechisches Staat hat das Geld bis heute nicht an ihm ausgezahlt.

Mit einem Bankkredit musste das Unternehmen den vom Staat verursachten finanziellen Engpass überbrücken. Die über 100 Beschäftigten und Außenmitarbeiter wurden ohne Lohnkürzungen gehalten.

Doch kämpft das Unternehmen mit einem weiteren Problem: Die immer höhere und stetig wechselnde Besteuerung macht Kalkulationen und Investitionen zum Glücksspiel.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung treffen wir einen, der den Ärger des Mühlenbesitzers nur allzugut versteht: Charis Theoharis - er war bis Mitte letzten Jahres der oberste Kontrolleur der griechischen Steuereinnahmen. Ein Hoffnungsträger auch der internationalen Geldgeber - er sollte für ein effizientes Steuersystem sorgen. Vielleicht war er zu erfolgreich, denn als er die reichen Oligarchen verfolgen wollte, warf er überraschend das Handtuch. Er kapitulierte vor dem Widerstand der Regierung und Vetternwirtschaft.

Charis Theoharis:

»Die Vetternwirtschaft exitiert. Ich habe sie bekämpft, als ich noch meinen Posten hatte. Wir haben so viel wie möglich zu verhindern versucht, aber sie ist immer noch Bestandteil der griechischen Gesellschaft. Und politisch betrachtet ist die Vetternwirtschaft das größte Übel, das bekämpft werden muss.«

Auf Druck der Troika hatte das griechische Parlament noch im Juli 2013 eine radikale Steuerreform beschlossen, getreu dem internationalen Rettungspplan.

Darufhin meldete die Troika in ihren Berichten zufrieden ein observed - das heißt: erledigt.

Recherchen des Weltspiegel aber belegen, dass das griechische Parlament diese Steuerreform sofort wieder unterlief. Noch vor den Wahlen verabschiedete es über 30 zusätzliche Steuergesetze. Ausnahmeregelungen und Vergünstigungen für verschiedenste Gesellschaftsgruppen .

Die Folge: Steuerchaos und sinkende Steuereinnahmen statt Reform.

Wir treffen einen der bekanntesten Steuerexperten des Landes, Panagiotis Karkatsoulis. Auch er hat sich aus der Regierungarbeit zurückgezogen, wo er die verschiedenen Reformen mitkoordinierte. Das Scheitern der Steuereform stehe exemplarisch für das Scheitern eines Großteils des internationalen Rettungsplans, glaubt er. Reformen erwiesen sich sehr oft als wirkungslos.

Panagiotis Karkatsoulis:

»Bei der Arbeitsmarktreform, der Reform der öffentlichen Verwaltung oder auch der Steuerreform - da waren wir von Anfang an der Überzeugung, dass es es nicht funktionieren kann, denn ganz offensichtlich waren sie schlecht gemacht, nicht miteinander koordiniert, am Ende auch noch schlecht umgesetzt.«

Wir kehren zurück zur Mühle am Hafen von Piräus, haben uns mit Mitarbeitern verabredet. Was denken sie als ehrliche Steuerzahler. Ist nach fünf Jahren Reformen alles besser und gerechter?

Christos:

»Wenn der Grieche merkt, dass er für seine Steuern vom Staat nichts zurückbekommt, also im Gesundheits- oder Bildungsberiech beispielsweise, dann glaubt er, sein Geld in ein Fass ohne Boden zu werfen. Und wenn die Steuern dann nur für die Schuldentilgung des Staates verwendet werden, dann wird man noch wütender und zahlt am Ende gar keine Steurrn mehr.«

Der griechisches Steuerzahler mißtraut also trotz der Steuerreform seinem Staat und lebt mit der Erkenntnis: der Ehrliche ist am Ende der Dumme

Autor: Bernd Niebrügge

Stand: 30.01.2015 23:24 Uhr

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