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Griechenland: Die Verlierer der Krise

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Die Verlierer der Krise | Bild: ARD
Alexandra Spilioti
Alexandra Spilioti | Bild: Bild: BR

Die Gemeinde Sankt Euthimius unterstützt die Randgruppen von Keratsini, doch dazu zählen Alexandra und inzwischen über 200 weitere Familien eigentlich nicht: Die 39-Jährige sucht Kleidung für sich und ihren Mann; der verlor zu Beginn der Krise seinen Job als Arbeiter. Am meisten sorgt sich Alexandra um ihr herzkrankes Kind.

Alexandra Spilioti:

»Ich muss optimistisch bleiben - das bin ich meinem Kind schuldig. Aber es ist sehr schwer. 2000 Euro zusätzliches Honorar bar auf die Hand hat ein Arzt für eine der Herzoperationen verlangt. Was machst du dann?«

Alexandra Spilioti
Alexandra Spilioti | Bild: Bild: BR

Alexandra selbst war Sekretärin. Nach über drei Jahren Überlebenskampf in der Krise kam der Nervenzusammenbruch. So verlor auch sie ihre Stelle.

Gemeinde Sankt Euthimius
Gemeinde Sankt Euthimius | Bild: Bild: BR

Einen Sozialstaat, der hilft, den gibt es hier nicht. Not wird in Griechenland eher schamvoll versteckt - und auch Alexandra möchte uns ihr ärmliches Zuhause nicht zeigen.

Nahe der Kirche besuchen wir die Grundschule. Die gesunde Entwicklung der Kinder und Jugend trotz der Krise müssten Grundlage eines jeden Rettungsplans für Griechenland sein. Doch das Gegenteil ist den Lehrern hier aufgefallen.

Die Lehrer Olga Daraki und Stelios Fokianos
Die Lehrer Olga Daraki und Stelios Fokianos | Bild: Bild: BR

Bei unserem Besuch schildern sie ihre Eindrücke: Kinder, die immer schmaler wurden, oft unkonzentriert und auch aggressiv.

Stelios Fokianos, Lehrer:

»Vor fünf Jahren begann hier die Krise. Es gab immer mehr Kinder, deren Eltern ihre Arbeit verloren hatten. Kinder wurden schwermütig, depressiv. Manche kamen ohne ein einziges Brot zur Schule. Wir mussten uns darum kümmern.«

Der Bürgermeister unterstützt die private Initiative der Lehrer und Eltern für die Kinder. Der Staat hilft nicht. Also bleibt es bei Selbsthilfe und viel Mut, nach vorne zu denken.

Das hier ist selbstgemachte Seife – Stelios und seine Kollegen werden sie verkaufen – vom Erlös kann man Fleisch für die Familien der Kinder kaufen.

Olga Daraki, Lehrerin:

»Wir können die Angst der Familien förmlich spüren, meint Olga. Wir möchten nicht, dass sie auf der Straße enden und im Müll suchen müssen. Wir alle haben doch auch zusammen gelacht und gefeiert. Europa aber hat uns vergessen.«

Und wenn man den Kindern die Chance auf Bildung und Gesundheit nimmt, dann trifft die Krise schon die nächste Generation.

Autor: Bernd Niebrügge

Stand: 30.01.2015 23:26 Uhr

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