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USA: Ein Leben ohne Müll

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USA: Ein Leben ohne Müll | Bild: BR

Das sind stinknormale, Müllberge, Müllhügel, Mülllandschaften in New York. Man spricht immer von "Wegwerfgesellschaft" und genau so sieht das dann aus. Auch bei Ashley? Ein kleines Experiment. Wir begleiten die 26-jährige Studentin ab dem Frühstück einen Tag lang, und wollen sehen: Wie wachsen diese Müllberge. Ashley hat nicht viel Zeit: Haferbrei aus der Tüte. Die Studentin mag Jogurt, frisches Obst, natürlich alles verpackt. Und dann sammelt sie den Müll in einer Tüte – für uns.

Ashley
Ashley | Bild: Bild: BR

Und jetzt möchten wir Ihnen Lauren Singer vorstellen. Sie sorgt in New York nämlich für Schlagzeilen, denn sie behauptet, sie verursache fast keinen Müll, der nicht recycled werden kann, seit zwei Jahren. Viele New Yorker fragen sich: Wie soll das gehen? Die Zahnpasta hat sie selber gemixt. Ihre Zahnbürste ist kompostierbar. Lauren passt irgendwie so gar nicht in unser deutsches Klischee vom "Ökofreak".

Lauren:

»Das ist ein weitverbreitetes Missverständnis, dass du so ein bestimmter Typ sein musst, um umweltbewusst zu leben. Aber das stimmt einfach nicht.«

Wirkt so, als wäre das für Lauren kein unangenehmer Verzicht, sondern ein schicker Lifestyle. Sie benutzt keine Kaffeekapseln, keine Milch aus Plastiktüten.

"Ich war gegen die Öl- und Gasindustrie, dabei habe ich eines ihrer Hauptprodukte benutzt: Plastik. Und da habe ich verstanden: Ich muss etwas verändern. Aber das bedeutet eben: Nicht weniger Plastik. Ich musste lernen, Plastikprodukte ganz zu vermeiden", sagt Lauren.

Lauren Singer
Lauren Singer | Bild: Bild: BR

In New York ein seltener Anblick: Nur Einmachgläser, keine bunten Verpackungen. Zum Putzen holt sie ein weißes Pulver hervor. Da sind wir auch irritiert. "Hier der Fleck geht schwer weg. Ich tu was drauf", sagt Lauren."Was ist das?", fragen wir. Lauren: "Das ist nur Natron zum Backen. Und ein nasser Lappen. Die Leute sagen: 'Das ist doch total ekelig.' Aber, Überraschung: Genau so hat deine Oma geputzt. Das ist eben auch so ein Missverständnis, was propagiert wird. Stimmt alles nicht."

Ashley dagegen putzt amerikanisch: Sie wischt mit Küchenpapier statt mit Putzlappen. Das wirft sie dann natürlich weg. Alles mit einem chemischen Putzmittel. Würde sie auch Backpulver benutzen?

Ashley:

»Wäre natürlich toll. Wäre auch besser für die Umwelt. Aber so ist es einfacher mit den Fertigprodukten. Ich weiß auch nicht, ob es genauso sauber wäre.«

Sie muss zur Uni und es läuft sich irgendwie besser, mit so einem hübschen Coffee To Go. Nur am Rande: In New York gibt es allein 800 Coffee-Shops, die nur Kaffee für unterwegs verkaufen. Ein Riesengeschäft und irre viel Müll, wieder was für die Tüte.

Lauren genießt auch gerne, aber eben nicht im Vorbeilaufen "Kann ich diesen Grünkohlsalat haben? Und würde es Ihnen was ausmachen, die Serviette wieder zu verwenden?" Die Kellnerin nimmt sie höflich mit. Das weitere Schicksal dieser Serviette bleibt ungeklärt. Lauren achtet darauf, dass das Essen aus der Region kommt und es kein Plastikgeschirr gibt.

Lauren im Supermarkt
Lauren im Supermarkt | Bild: Bild: BR

Zurück zum Experiment: Wie Sie sehen, sehen Sie wieder Verpackung. Ashley holt sich einen Salat – zum Mitnehmen. Macht halb New York so, to go eben. Und to go macht Müll. Lauren ist unterwegs zum Supermarkt. Mindestens 40 Minuten dauert das, ist sie unterwegs, von Brooklyn nach Manhattan. In diesem Supermarkt ist fast die Hälfte des Sortiments unverpackt. Das ist viel. Ist nicht ganz günstig, also kauft Lauren nichts Überflüssiges.

Bitte genau hinschauen: In einem Land, wo fast alles fast verpackt wird, jeder einzelne Apfel, sind lose Nudeln eine kleine Kulturrevolution. Ganz zu schweigen von Laurens Beutel, in die sie sie packt. "Vielleicht denken die Leute, ich bin etwas komisch. Was ich mache, ist ja auch komisch. Wenn ich um etwas bitte, dann bin ich besonders freundlich: 'Klingt seltsam, aber könnten Sie das in dieses Glas füllen?'", sagt Lauren.

Ashley mit ihrem Tagesmüll
Ashley mit ihrem Tagesmüll | Bild: Bild: BR

Uns fällt auf, dass Lauren Spaß an ihrem Lebensstil hat. Sie macht das so leicht, vergnügt. Und in der Stadt, wo ein neuer Trend nach dem anderen produziert wird, ist sie damit ganz weit vorne. Was macht Ashleys Müllbeutel? Der Tag ist vorbei, Experiment beendet. "Ich kann gar nicht glauben, dass ich das hier alles produziert habe. Wo soll das enden, wenn man das auf New York hochrechnet. Das ist verrückt", sagt Ashley.

Lauren hat auch gesammelt. Sie zeigt uns ihre Bilanz: "Das ist mein ganzer Müll der letzten beiden Jahre." Im Vergleich zu den New Yorker Mülllandschaften ist das schlicht nichts.

Autorinnen: Isabel Schayani und Julia von Cube, ARD-New York

Stand: 14.04.2015 17:55 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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