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China: Corona – Chaos oder totale Kontrolle?

PlayChina: Coronavirus – Protest gegen das Krisenmanagement der Staatsführung

Ein Vorort von Peking – heute Morgen – Xiao Lan und seine Kollegen bei der Arbeit. Sie führen einen Krieg, sagen sie. Einen Krieg gegen das Virus. Deshalb hüllen sie alles in dieser Wohnanlage in ein Chlor-Gemisch. Diese Frontlinie soll halten.

Volkskrieg gegen den Virus

Wuhan: Angst vor dem Coronavirus – ohne Mundschutz geht keiner mehr vor die Türe
Wuhan: Angst vor dem Coronavirus – ohne Mundschutz geht keiner mehr vor die Türe

"Ich bin sehr stolz und mir macht es große Freude einen kleinen Beitrag für mein Vaterland zu leisten. Ich hoffe die Epidemie endet schnell und wir haben wieder Frieden in der Welt. Haltet durch! Haltet durch China und Wuhan", so Xiao Lan, freiwilliger Helfer 'Blue Sky Rescue'. Zwei Wochen müssen sie nach ihrer Sprüh-Aktion in Quarantäne, entfernt von der Familie und den Kindern. Jeder in China müsse Opfer bringen – so heißt es von ganz oben. Nach langer Fernseh-Abstinenz stellt sich Anfang der Woche Staats- und Parteiführer Xi Jinping als Krisenmanager vor die Kameras.

Xi Jinping: "Das ganze Land kann diesen Verteidigungs-Krieg führen. Es ist ein Volkskrieg und wir führen ihn mit Zuversicht. Wir werden diesen Kampf gewinnen!"

Virusbekämpfung heißt in China Quarantäne

Doch ein Großteil des Landes ist in Angst-Starre. Flughäfen und Bahnhöfe leer. In den sozialen Netzwerken: massenhaft Bilder verhüllter Menschen. Immer noch sind über 100 Millionen Menschen nicht aus ihrem Neujahrsurlaub zurückgekehrt. Für Xi Jinping ist es wohl die schwerste Krise seiner Amtszeit und ein Dilemma. Virusbekämpfung heißt in China Quarantäne. Der Staats- und Parteichef sorgt sich um die Wirtschaft.

"Bleiben Sie zuversichtlich", mahnt er öffentlich. Doch viele sind das nicht mehr. Der Tod des Arztes Li Wenliang hat die Stimmung im Land verändert. Bereits im Dezember hatte er vor dem neuen Virus gewarnt, aber wurde von der Polizei mundtot gemacht. Vor fünf Tagen starb er an der neuen Krankheit, an der er sich infiziert hatte. 'Wir wollen Redefreiheit!' fordern seither Internetnutzer in China massenhaft. Im Netz kursiert zudem eine Petition, um das zu erreichen. 665 Anwälte und Professoren in China haben bereits unterschrieben. 

China hat den Krieg erklärt – gegen das Virus

China: Coronavirus – Protest gegen das Krisenmanagement der Staatsführung
China: Coronavirus – Protest gegen das Krisenmanagement der Staatsführung

Wu Qiang wurde vor fünf Jahren von der Eliteuniversität Qinghua offenbar wegen seines Freigeistes entlassen. Auch er hat die Petition unterschrieben. "Ich habe so eine Situation in den letzten 20 Jahren nicht erlebt. So viele einfache, gewöhnliche Leute zweifeln am System", erzählt Wu Qiang. Tamara Anthony, Korrespondentin ARD-Peking: "Steht die schweigende Mehrheit denn hinter Xi Jinping?" Wu Qiang: "Ich denke nicht. Alles hat sich geändert seit einem Monat."

Umfragen gibt es in China nicht. Aber die angespannte Stimmung ist ein Indikator. Zensur im Netz, Kontrollen auf der Strasse. China hat den Krieg erklärt – gegen das Virus. Alle müssen mitmachen – dafür sorgt jetzt der Staat.

Autorin: Tamara Anthony/ARD Studio Peking

Stand: 17.02.2020 11:21 Uhr

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