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Iran: Corona-Krise verharmlost

PlayPressekonferenz mit dem stellvertretenden Gesundheitsminister Harirji
Iran: Corona-Krise verharmlost | Bild: SWR

Späte Reaktion auf das Corona-Virus

Dieses Video geht Mitte der Woche im Iran durch sämtliche soziale Medien: Eine Pressekonferenz zum Thema Corona. Links im Bild: der stellvertretende Gesundheitsminister Harirji – sichtlich angeschlagen wischt er sich immer wieder den Schweiß von der Stirn. Einen Tag später taucht von ihm dieses Video auf: "Ich möchte sie darüber informieren, dass ich mich mit dem Coronavirus infiziert habe. Ich hatte Fieber gestern und daraufhin wurde ich positiv getestet, nun habe ich mich selber isoliert."

Schild mit Hinweis zum Corona-Virus
Vermutlich schon über 200 Tote im Iran durch das Corona-Virus | Bild: SWR

Mindestens vier hochrangige Politiker sollen sich inzwischen angesteckt haben. Die Zahl der Todesopfer liegt offiziell bei über 50. Eine Zahl, die nicht nur Recherchen der BBC in Frage stellen: in Berufung auf Krankenhauskreise ist die Rede von mindestens 210 Toten. Viele Iraner sagen, die politische Führung verharmlose den Virus und habe viel zu spät reagiert. "Sie müssten besonders betroffene Gebiete ganz abriegeln – ich glaube, es bleibt uns nichts anderes übrig als uns selbst zu helfen." Die iranische Regierung um Präsident Rohani beschuldigte tatsächlich zunächst das Ausland einer Verschwörung: Die Feinde würden Panik vor Corona schüren, so Rohani, um das Land zum Erliegen zu bringen. 

Gesundheitssystem und Wirtschaft im Griff des Virus

Mittlerweile wurden Schulen und Universitäten bis auf weiteres geschlossen. Die Angst in der Bevölkerung ist auch deswegen groß, weil das Gesundheitssystems miserabel ist: Im Zuge der US-Sanktionen kommen zahlreiche Medikamente gar nicht mehr ins Land, staatliche Krankenhäuser sind völlig überlastet. Selbst in Apotheken sind Masken und Desinfektionsmittel ausverkauft. Die Panik vor dem Virus hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Händler an Verkaufsstand
Den Händlern fehlen die Kunden  | Bild: SWR

Die liegt im Iran bereits am Boden – nun haben Händler wie hier im Teheraner Bazar fast gar keine Kunden mehr. "Unser Geschäft ist ruiniert. Die Leute kaufen nicht einmal mehr Lebensmittel aus Angst sich anzustecken – wir hatten früher viele Kunden, jetzt verkaufen wir so gut wie nichts mehr." Die WHO versucht derweil ein Krisen-Team ins Land zu schicken – bislang erfolglos, denn alle Airlines haben ihre Flüge in den Iran eingestellt. Derzeit ist die Islamische Republik auf sich allein gestellt. 

Autorin: Katharina Willinger, ARD-Studio Teheran

Stand: 02.03.2020 11:49 Uhr

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