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Frankreich: Zweites Leben für E-Auto-Batterien

PlayMitarbeiter des start-ups "Betteries"
Frankreich: Zweites Leben für E-Auto-Batterien | Bild: SWR

Das ist die andere Seite des E-Auto-Booms. Die Batterien von Millionen von Autos der ersten Generation müssen auf den Schrott. Sondermüll, wenn da nicht die gute Idee eines Start-Up-Unternehmens gewesen wäre: Second Life heißt die Idee. Für ein ganzes Auto taugen die Altbatterien nicht mehr, dafür sind sie zu schwach. Aber kleinere Gefährte können nach der Aufarbeitung damit angetrieben werden, zum Beispiel Tuk-Tuks, die Motorrikschas. Aber auch Ausflugsboote auf der Seine. Lautlos und umweltfreundlich, weil die alten E-Auto-Batterien sie antreiben.

Wohin mit den alten Batterien?

Frankreich hat‘s vorgemacht: Die ersten E-Autos sind hier serienmäßig an den Start gegangen. In der Millionen-Metropole Paris gehören sie zum Straßenbild, genau wie die Stromtanksäulen. Doch die E-Autos sind nicht per se umweltfreundlich. Sie haben ein Problem: Ihre Batterien. Rund drei Millionen E-Autos wurden bislang allein in Europa verkauft. Die ersten Batterien sind jetzt langsam am Ende. Eigentlich Müll. Ein wachsender Berg Umweltmüll. Was tun? Die Antwort kommt aus Berlin: Vom Start-up "betteries". Das Team um Rainer Hönig hat die Lösung: Second life: Zweites Leben für ausgediente Autobatterien. "So kommen die bei uns an, haben dann noch 70% ihrer ursprünglichen Speicherfähigkeit, wir zerlegen die in Module, bauen die um und machen daraus dann was Neues…"

Autorikscha (Tuk Tuk) mit überarbeiteter Autobatterie
Saubere Energie für das Tuk Tuk  | Bild: SWR

Die alte Batterie raus aus dem Auto – sie hat noch immer 70% Kapazität. Sie wird zerlegt und neu zusammengesetzt. Das Ergebnis: "betterpacks": Kompakte 35 Kilo Stromspeicher, ein Multitalent: Energielieferant und umweltschonend: "So geht das raus", erklärt Rainer Hönig. "Und damit haben wir ein mobiles Energieversorgungssystem. Warum machen wir das? Wir wollen ja helfen, CO2-Emissionen zu vermeiden. Hier haben wir saubere Energie." Bis 2050 soll laut Pariser Klimaschutzabkommen der CO2-Ausstoß runter auf null. Die "betterpacks" können dabei helfen: Sie sind eine saubere Alternative in der Stromerzeugung und in Fahrzeugen – weltweit. Also: Rein damit ins tuck-tuck. So funktioniert‘s:  "betterpacks", zweites Leben für ehemalige Autobatterien. Praktisch in Afrika und Asien. Saubere Mobilität für alle Lebenslagen. Früher war Hönig Manager bei Rolls-Royce. Heute treibt ihn grüne Technik um. Doch dafür braucht er Partner. Industrielle Partner.

Ausflug auf der Seine mit Recycling-Batterien

Also zurück nach Frankreich. Hier, bei Paris, soll die Idee aus Berlin im großen Stil umgesetzt werden: Die erste Fabrik für Automobil-Recycling entsteht. "Second life", zweites Leben für Batterien. Da wollen die Franzosen Pioniere sein, mit Kooperationen und start-ups, wie "betteries". "Wir wollen aus unserem Standort etwas Zukunftsweisendes machen", sagt Jean-Philippe Hermine, Direktor Umwelttechnik bei Renault. "Weil wir davon überzeugt sind, dass das auch ökonomisch sinnvoll ist: Das ist richtungsweisend im Automobilsektor, denn man begegnet damit den Anforderungen der Gesellschaft und der Kunden nach Klima- und umweltgerechten Lösungen." Beispiel gefällig? Vier Container. Voll mit E-Auto-Batterien. Ein Blick ins Innere: 54 E-Autobatterien in 6 Kolonnen. Ein Minikraftwerk, angeschlossen ans öffentliche Stromnetz.  Als Puffer. Denn: Bei Strom-Schwankungen gleichen die ausgedienten Auto-Batterien aus. Die vier Container können so 8.800 Haushalte eine Stunde lang mit Strom versorgen.

"betterpack": überarbeitete Autobatterie
Die "betterpacks"sind vielseitig verwendbar  | Bild: SWR

Paris. Seineufer. Zweites Leben für Autobatterien auch im Hafen: Didier Spade ist Schiffseigentümer. Und setzt ebenfalls auf die neue Technik: "Das ist die Zukunft für alles, was mit Transport zu tun hat, und das gilt natürlich auch für Boote. Zumal insbesondere die ja wegen Umweltverschmutzung in der Kritik sind." Spade will alle seine Schiffe umrüsten mit second-life-Batterien: Bei den kleinen Booten funktioniert das schon – für zwei Spritztouren am Tag reicht es locker. Und bis zum Olympiajahr 2024 soll fast die ganze Flotte elektrisch fahren. Mit Autobatterien im zweiten Leben.

Autorin: Sabine Rau, ARD-Studio Paris

Stand: 11.04.2021 21:02 Uhr

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