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Nahost: Gaza – aktuelle Lage

PlayNahost: Vereinzelt dürfen Hilfskonvois in den Gazastreifen.
Nahost: Gaza – aktuelle Lage | Bild: AFP / Eyad BABA

Tel Aviv heute Mittag. Drei Wochen nach dem Massaker der radikal islamischen Hamas. Irgendwie geht das Leben hier weiter – und doch ist alles anders. Die Straßen leerer als sonst, Einkaufszentren, Cafés, Restaurants so gut wie gar nicht besucht. Und dann sind da überall die Plakate, Poster, LED-Leinwände. Mit Bildern der Entführten und mutmachenden Sätzen wie "gemeinsam sind wir stark" oder "Wir werden siegen". Seit Tag eins nach dem Hamas-Angriff sind sie hier – Familien, Angehörige und besorgte Israelis. Ihr Wunsch und ihre Forderung – bringt sie nach Hause: "Wir sind nicht auf Rache aus, wir wollen keine Rache, wir wollen kein Blutvergießen, wir wollen nur unsere Kinder, unsere Mütter und unsere Großeltern wiedersehen. Und das ist wichtiger als zu gewinnen. Wir haben bereits verloren, weil diese Menschen nicht zu Hause sind."

Katastrophale humanitäre Lage

Deir Al-Balah im Zentrum von Gaza heute Vormittag. Zerstörung nach einem Luftangriff der israelischen Armee. Nach Angaben des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums ist die Zahl der getöteten Palästinenser seit Beginn des Gaza-Kriegs auf mehr als 8.000 gestiegen. Die Verzweiflung der Einwohner Gazas – sie ist allgegenwärtig. In der dritten Woche der Bombardierungen fehlt es an allem. 

Gestern sind Tausende in Lagerhallen und Verteilzentren des Hilfswerks der Vereinten Nationen UNRWA eingebrochen. Sie nehmen alles mit – Mehl und lebensnotwendige Güter, die eigentlich dringend überall benötigt werden. "Wir brauchen frisches Wasser, wir brauchen Lebensmittel, wir hungern. Das ist ungerecht. Unsere Kinder können vor Hunger und Durst nicht schlafen. Wir müssen sie mit Wasser und Essen versorgen", sagt Gaza-Einwohner Samer al-Attar. Die Plünderungen: Für das Hilfswerk, ein besorgniserregendes Zeichen, dass die öffentliche Ordnung zusammenzubrechen beginnt. Rund zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht. Neben Essen sind medizinische Hilfslieferungen dringend notwendig. Die Lieferung des Roten Kreuzes nach Khan Younis nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Das Wichtigste sind Betäubungsmittel, Utensilien, um Knochenbrüche zu behandeln, Geräte für die Intensivstation – all das ist knapp und wird dringend benötigt", erklärt Dr. Nahed Abu Taemma, der Direktor des Nasser Krannkenhauses. 

Der Beschuss aus Gaza, auf Israel geht weiter, jeden Tag. Auch gestern Abend. Eine Kundgebung zur sofortigen Freilassung der Geiseln. Ein paar hundert sind gekommen dann: Raketenalarm. Das Raketenabwehrsystem Iron Dome zerstört die Geschosse. Unter den Anwesenden mischt sich in Trauer und Verzweiflung mittlerweile Wut: "Ich weiß nicht, ob er noch lebt. Ich weiß es nicht. Es muss etwas getan werden. Man muss uns helfen, diese Kinder zurückzuholen. Die Familien, die Alten, die Babies. Wir müssen – auch wenn ich nicht weiß wie." Achshav, Achshav, Jetzt Jetzt – ist ihre Forderung in Richtung Regierung, von der sie sich im Stich gelassen fühlen.

Autorin: Gabriele Dunkel / ARD Tel Aviv 

Stand: 29.10.2023 21:18 Uhr

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