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Indonesien: Festivals auf zwei Rädern im Vespa-Land

PlayEin begeisterter Vespa-Fan in Indonesien
Indonesien: Festivals auf zwei Rädern im Vespa-Land (XL Version) | Bild: picture alliance / NurPhoto

85 Prozent aller 265 Millionen Indonesier haben einen Motorroller. Sie sind im Land allgegenwärtig, verstopfen jede Stadt und Indonesische Kreativität, verschraubt mit jeder Menge Altmetall. Ja, man braucht schon ein wenig Fantasie, um hier das Modell Vespa überhaupt noch zu erkennen, denn in Indonesien zelebrieren sie – sagen wir – eine extreme Liebe zum italienischen Kult-Roller.

Simin und seine Freunde sind auf dem Weg zum Vespa-Treffen in Kediri auf Jawa. Der 29-Jährige ist hauptberuflich ein Lebenskünstler oder besser gesagt: Überlebenskünstler. Außenstehende mögen sein Modell für einen fahrenden Müllhaufen halten. Für Simin ist sein abgefahrenes Gefährt Ausdruck von Persönlichkeit und Freiheit: "Ich bin erst so eine klassische Vespa gefahren. Die hat einen starken Motor, aber das war mir dann zu langweilig. Ich wollte es etwas ausgefallener und so ist das hier entstanden."

Indonesische Vespa-Kreativität

Zugegeben: Die Konstruktion ist noch recht wackelig, aber Indonesier haben das Improvisieren schließlich im Blut. Ein bisschen Flicken hier, ein paar Schweißnähte da, läuft. Der Motor ist ein Original aus einer uralten Vespa, aber hier entspricht ohnehin rein gar nichts der Straßenverkehrsordnung.

Hier erinnert wenigstens noch die kurvige weiß-blaue Front an eine Vespa. Ein Jahr hat Kowok an seinem Gestell geschraubt. Jetzt ist er von der Insel Bali angereist. Drei Wochen hat die Fahrt mit vielen Stopps gedauert und einmal dachte der 20-Jährige schon, dass die Fahr ein jähes Ende hat: "Wir sind in einer Gruppe mit drei Vespas gefahren. Meine Freunde durften weiter, aber die Polizei hat mich herausgefischt. Die haben sich mein Modell erst lange angeschaut und dann haben sie mir gesagt, dass ich 50 Liegestütze machen soll wegen Gefährdung des Straßenverkehrs. Dann durfte ich weiterfahren."

Ein paar Kilometer weiter bringt Anisa ein Modell aus den 60er-Jahren auf Hochglanz. Die 22-Jährige hat einen Online-Handel für Vespa-Ersatzteile und verbringt jede freie Minute in der Werkstatt ihres Schwagers. Die ganze Familie hat dieselbe Leidenschaft.
Über mehrere Jahrzehnte wurden die Vespas sogar mal in Indonesien produziert, als einem der ersten Länder außerhalb Europas.

Der Motorroller – das Allzweckverkehrsmittel

Motorroller sind in Indonesien oft Familienkutschen, Viehtransporter und Möbellaster in Einem. 85 Prozent aller Haushalte besitzen mindestens einen. Seit immerhin zehn Jahren gibt es eine Helmpflicht und die hat sich inzwischen zumindest teilweise durchgesetzt.

 Original-Vespas sind für viele Indonesier viel zu teuer. Aber so behelfen sich die Fans eben mit radikal viel Fantasie und allem, was der Schrottplatz so hergibt. Gerade sind Vespas im Army-Look übrigens schwer im Kommen.

Eine Vespa ist hier nichts für gemütliche Sonntagsfahrer: Indonesier bringen sie an ihre Grenzen. Hier braust Anisa aus der Vespa-Werkstatt übers Feld. Sie macht im Rennen der Roller-Ladies den zweiten Platz.

Autorin: Sandra Ratzow, ARD Singapur

Stand: 06.08.2019 12:18 Uhr

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