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Mexiko: Coca Cola – die tödliche Sucht

PlayEin Mann sitzt sehr entspannt in einem Stuhl umgeben von Softdrinks.
Mexiko: Coca Cola – die tödliche Sucht | Bild: Marie-Kristin Boese / BR

Ein Ständchen zum Gedenken an ihren Freund, der – viel zu jung – an Diabetes verstorben ist. Die Mariachi spielen ständig auf Beerdigungen von Zuckerkranken.
Diabetes – zweithäufigste Todesursache in Chiapas, bekannt für sanfte Hügel, beschauliche Dörfer, indigene Kultur und Territorium von Coca-Cola. Nicht alle haben Strom, das Leitungswasser ist oft ungenießbar. Cola aber gibt es an jeder Ecke. Zwei Liter Softdrinks pro Kopf trinken sie täglich hier: weltweit Rekord. Die Zahl der Diabetes-Toten hat sich von 2011 auf 2021 verdoppelt.

Durch aggressive Werbung habe die Brause selbst Maya-Zeremonien gekapert. Schamanin Pascuala Diaz sagt, sie stimme die Heiligen freundlich. Auch ihre Patientin leidet an Diabetes. Das Ei soll die Seele von negativer Energie reinigen. Viele Heiler ersetzten Alkohol durch Softdrinks, weil die als geringeres Übel erschienen. Die Gebete der Ahnen mixen sich nun mit Cola-Präsenz. Pascuala sagt: Zucker sei an der Diabetes ihrer Patientin nicht schuld.

Cola contra Wasser

Tatsächlich ist Junk-Food überall greifbar – verdrängt die Ernährung aus Mais, Bohnen und Chili. Und dann gibt es noch das Wasserproblem: Mehr als ein Million Liter täglich darf Coca-Cola in Chiapas zapfen, mit Erlaubnis vom Staat. Ein Softdrink sei oft leichter zu haben als sauberes Wasser aus dem Hahn.
Der Konzern widerspricht: man nehme niemandem etwas weg, spendiere dagegen Wassertanks – und Sammelbehälter - und reduziere Zucker in vielen Produkten.
Darauf will man sich im Nachbarstaat Oaxaca lieber nicht verlassen. Erzieherin Diana Lopez hat Softdrinks den Kampf angesagt. Jedes dritte Kind sei zu dick. Also zählen sie die Zuckerlöffel in einem Glas Brause. Die Kinder lernen, wie Softdrinks den Körper schädigen können.

Zurück nach Chiapas, wo sich Ärzte der Diabetes-Welle entgegenstellen. Aufklären, Zucker messen, denn viele wissen nichts von ihrer Erkrankung. Eine Mammut-Aufgabe.
Schamanin Pascuala Diaz beendet nun die spirituelle Reinigung - mit einem Softdrink. Keine Cola, betont sie, zu viel Zucker könne ja schaden. Zuckrig schmeckt die Ananas-Limo allerdings auch. Der Weg zurück zu gesunder Ernährung ist noch weit und gegen Gewohnheiten zu kämpfen, dabei das Schwierigste.

Autorin: Marie-Kristin Boese, ARD Mexiko-Stadt

Stand: 29.01.2023 23:16 Uhr

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