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Großbritannien: Auf die Plätze, fertig, los?

Olympia in den Startlöchern

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Großbritannien: Auf die Plätze, fertig, los? - Olympia in den Startlöchern | Bild: NDR
ARD-Korrespondent
ARD-Korrespondent Frank Jahn berichtet von den Olympischen Spielen in London (Foto: ARD)

Angeblich fliegt James Bond hier mit dem Hubschrauber durch die Tower Bridge. Seine Mission: 007 eröffnet Olympia im Auftrag Ihrer Majestät, der Königin. So lautet das spannende Gerücht über die Show zum Start der Spiele. Noch aber ist es nur ein Gerücht. "Im Stadion werden 80.000 Menschen die Eröffnungszeremonie verfolgen. Was genau die Show beinhaltet, wird besser gehütet als ein Staatsgeheimnis. Hoffentlich lohnt es sich für die Besucher, denn die Eintrittskarten kosten bis zu 2.500 Euro."

Beim Begrüßungsprogramm liefert London keine perfekte Vorstellung ab. Die Passkontrolle am Flughafen hat für kommende Woche Streiks angekündigt. Etliche Athleten haben bereits einen Hindernislauf durch London absolviert. Olympia-Kanutin Jasmin Schornberg mit der Nummer 40 freut sich über eine Sportanlage nach Maß. Doch bei der Anreise hatte der Londoner Busfahrer keinen Plan: "Vom Flughafen zum Olympischen Dorf gab es ein paar Probleme, weil unser Busfahrer nicht wusste, wo es lang geht. Da haben wir dann länger gebraucht. Ich glaube, knapp vier Stunden."

Die halbe Zeit wäre normal. Der Sport verlangt der Kanutin ein Rekordtempo ab. Die Stadt stellt die Geduld der Athleten auf die Probe. Alle anderen kommen auch nicht besser weg. Londons U-Bahn ist die älteste der Welt. Die bequemste ist sie nicht. Unter der Erde wird es öfter mal richtig eng: "U-Bahn-Fahren könnte auch eine olympische Disziplin sein. Es hilft, wenn man gelenkig ist, sich durchboxen kann und gern ins Schwitzen kommt."

Im Sommer werden hier zuweilen über 40 Grad gemessen. Schon im Alltag herrscht Gedränge. Für Olympia sollen neun Millionen Besucher die Bahnen und Busse nutzen. Den Massenansturm will die Kommandozentrale der Londoner Verkehrsbetriebe in geordnete Bahnen lenken.

Die Spiele sind eine besondere Herausforderung, gesteht Transport-Direktor Graham Jones ein. Sie haben Tausende Überwachungskameras und steuern 2.500 Ampeln auf den Straßen. Nun müssen sie von Regelbetrieb auf Olympia-Takt umschalten: "Wir haben viele sehr erfahrene Leute hier, die den Verkehr in London rund um die Uhr leiten. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir den Verkehr managen, mit dem uns die Spiele konfrontieren."

Die offiziellen Busse und PKW haben eine eigene Spur. Wenn ihr Fahrer den Weg kennt, können die Olympia-Gäste schnell durch London kommen. Alle anderen müssen mit Stau rechnen. Aber es gibt auch Alternativen zu Straße und U-Bahn. Mit dem Schnellboot kann man wie James Bond über die Themse jagen - in gut 20 Minuten vom Zentrum zum Olympia-Gelände: "Das Speed Boat ist bestimmt die schnellste Art, bei Olympia durch London zu kommen. Aber bei 160 Euro pro Person verliert man auch sein Geld in Rekordtempo."

Es gibt echte Hingucker fürs Geld. Bei einigen traut man allerdings seinen Augen nicht. Es könnte eine Filmkulisse für James Bond sein. Doch das Kriegsschiff dort ist eine echte Kampfansage. "Die 'HMS Ocean' ist das größte Kriegsschiff der Marine. Es ist ein markantes Symbol für die Sicherheitsoperation zu Olympia, die die größte ist, die das Land seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat."

London war schon Ziel von Terroranschlägen. Das soll sich nicht wiederholen, findet General Nick Parker, Kommandeur Olympia: "Wir müssen die größte Gefahr im Blick haben und sicherstellen, dass wir darauf vorbereitet sind. Wir müssen handlungsfähig sein, auch wenn es im Moment nicht nach einem Ernstfall aussieht."

Das Militär übernimmt die Lufthoheit über Olympia. Anschläge mit entführten Flugzeugen sollen verhindert werden. Deshalb stellen sie Raketenwerfer auf Wohnhäuser. Die Leute darunter fühlen sich nicht sicherer - im Gegenteil. Jakril Hoque kämpft gegen die Geschütze auf dem Dach. Eine Klage vor Gericht haben die Anwohner verloren. Ihre Angst vor den Raketen auf dem Turm nicht: "Sollte jemals der Fall eintreten, Gott behüte, dass die Raketen losgehen, kann der Schaden für die Anwohner katastrophal sein. Was nach oben geht, muss auch wieder herunter kommen. Wir haben Angst, es regnet Trümmer und Munition auf unsere Häuser."

Die britische Hauptstadt wird zur Hochsicherheitszone für den Hochleistungssport. Zum Schutz der Spiele wurden 17.000 Soldaten hierher kommandiert, mehr als geplant, weil eine private Sicherheitsfirma nicht genug Personal hatte. Jeder der hier rein will, wird kontrolliert. Es ist ein bisschen wie ein Besuch im Gefängnis.

Die Offiziellen vergleichen das Olympische Dorf aber lieber mit der Ferienanlage Club Med, berichtet ARD Korrespondent Frank Jahn: "Hier wohnen die Athleten. Hier ist das Bett. Nicht gerade lang genug für Basketballer. Ich bin so fast zwei Meter. Mal sehen, ob es passt. Naja, meine Füße hängen drüber. Alles hat etwas Jugendherbergsstandard. Wie ich sehe, gibt es eine Schublade, die man abschließen kann. Da kann man seine Goldmedaille verstecken."

Auch Jasmin Schornberg hofft natürlich auf eine Medaille. Von der Debatte um Security und Transport lässt sich die Kanutin nicht ablenken. London ist für die 26-Jährige aus Lippstadt die Olympia-Taufe. Hier zählt der Sport: "Ich möchte einfach am Ende mit mir zufrieden sein. Ich möchte meine beste Leistung abrufen. Schön wäre es, wenn ich es ins Finale schaffe. Wenn es gut läuft am Ende, kann man vielleicht auch weiter vorne landen."

Hoffentlich kommen die Zuschauer pünktlich auf die Tribüne im befürchteten Verkehrschaos. Zur Not kann man aber auch alles im Internet verfolgen. In der Tube gibt es jetzt Empfang. Ein Trost, wenn es nicht vorangeht. Die Eröffnungsshow mit der Queen muss also keiner verpassen. James Bond schon gar nicht. Aber der nimmt ja sicher nicht die Bahn.

Autor: Frank Jahn, ARD-Studio London

Stand: 22.04.2014 14:56 Uhr

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