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Peru: Gefährlicher Goldrausch

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Peru: Gefährlicher Goldrausch | Bild: NDR

Unterwegs auf dem Rio Madre de Dios: Die Menschen, denen wir begegnen, fischen nicht, dafür suchen sie nach einer anderen Beute – nach kleinsten Spuren von Gold. Dafür pumpen sie mit Maschinen vom Flussboden das Gestein nach oben. Das ist eigentlich seit fünf Jahren strengstens verboten, weil es die Natur schwer beschädigt. Das schert aber niemanden, sagt uns Victor. Gesetze werden missachtet, weil es hier nichts anderes gibt, um Geld zu verdienen.  

Hoffnung auf ein bisschen Goldstaub

Victor Begazo
Victor Begazo will künftig auch nach Gold suchen. | Bild: NDR

Victor Begazo kommt aus dieser Region und führt uns durch das Revier der Goldsucher. Er weiß, dass die Aussicht auf den großen Fund, viele Glücksritter anlockt. "Eigentlich bin ich ja Fischer, aber ich arbeite lieber als Tagelöhner, als Goldsucher", sagt ein Fischer. Diese Kleinschürfer werden selten reich, erzählt Victor. Doch die Hoffnung auf wenigstens ein bisschen Goldstaub, lässt die rund 30.000 "Mineros" in dieser Region unentwegt den Boden umgraben. 

 "Es gibt nichts anderes. Die Landwirtschaft lohnt hier nicht. Beim Schürfen aber stehen die Chancen nicht schlecht, bis zum Ende des Arbeitstages drei bis vier Gramm Gold zu finden. Das entspricht einem Wert von fast 150 Euro. Genug, um die Familien mit Essen zu versorgen", erzählt Victor. 

Aufschwung durch den Goldrausch

Puerto Maldonado
Puerto Maldonado ist Zentrum der Goldsucher. | Bild: NDR

Puerto Maldonado liegt in der Region Madre de Dios und ist Zentrum der Goldsucher. Die Stadt mitten im Dschungel, ist in den letzten Jahren auf 65.000 gewachsen.  Aufschwung durch den Goldrausch. 

Miguel Herrera ist Minenbesitzer. Ihm gehören 135 Hektar Land, und er plant gerade, wo seine Arbeiter als nächstes nach Gold suchen sollen. Miguel ist seit über 35 Jahren hier. Er hatte damals eine staatliche Genehmigung für den Goldabbau bekommen. "Früher verteilte der Staat noch Lizenzen an einige Mineros. Auch mit klaren Auflagen und Verbotszonen. Aber kontrolliert wurde nie. Jetzt hat sich das verändert. Die Regierung schickt immer wieder Polizei und Militär, die Anlagen zerstören und die Mineros vertreiben. Aber die kommen immer wieder zurück und machen einfach weiter", sagt Miguel.  

Miguel zeigt uns, wie Spezialeinheiten mehrfach Maschinen und Hütten von illegalen Goldsuchern zerstört haben. Ein Versuch des Staates, die massiven Umweltzerstörungen zu stoppen, verändert hat es nichts.  "Ich fühle mich diskriminiert, weil so legale und illegale Mineros in Madre de Dios auf ein Niveau gestellt werden", sagt Miguel. 

"Am Ende bleibt nicht viel übrig"

Er hat Geologie studiert und ist legaler Goldschürfer. Er will uns zeigen, dass legale Goldsucher, wie er selbst, schon Rücksicht auf die Natur nehmen, und die Zerstörung gar nicht so schlimm sei, wie alle immer behaupten. Er führt uns ein Stück hinein in den Dschungel, vorbei an Stellen, wo seine Leute früher alles nach Gold durchkämmt haben. "Schaut doch, wie die Pflanzen wieder wachsen. Obwohl man noch sehen kann, wie wir dieses Land vor Jahren bearbeitet haben. Überall hier haben wir Gold rausgeholt. Jetzt stehen wieder Bäume. Es ist nicht so, wie uns viele immer kritisieren, dass alles zur Wüste wird", sagt Miguel.

Miguel Herrera ist Minenbesitzer
Miguel Herrera ist Minenbesitzer. | Bild: NDR

Dass die Natur auch Miguels Eingriffe ganz unbeschadet übersteht, fällt uns schwer zu glauben.  "Diese Arbeit reicht gerade für den Lebensunterhalt. Wir können da nicht groß investieren, um mit großen, modernen Maschinen zu arbeiten. Der Gewinn vom Gold wird aufgeteilt. 25 Prozent für die Löhne der Arbeiter, dann müssen Lebensmittel gekauft werden, Maschinen, Ausrüstung. Am Ende bleibt nicht viel übrig.“ 

Wir verlassen Miguel, wollen die Stellen finden, wo sich die wachsende Zahl der illegalen Mineros abrackert.  Die schürfen oft auch in Nationalparks. Da, wo die Goldsuche strengstens verboten ist. Wir nehmen eine mühsame Fahrt durch den Dschungel auf uns – trotz Warnungen.  Journalisten sind hier nicht willkommen. Das Misstrauen ist groß.  Niemand soll wissen, wo wieder gerade ganze Waldteile abgeholzt und durchgraben, wo Böden und Gewässer verseucht werden. Vor allem auch mit Quecksilber, mit dem das Gold aus dem Gestein gelöst wird.  

Geißel des illegalen Goldabbaus wird Peru nicht los

Goldklimpen in der Hand eines Goldsuchers
Etwa 400 Gramm Gold verkauft ein Goldsucher im Jahr. | Bild: NDR

Verwüstete Landschaften. Der Regenwald ein Opfer des Goldrausches. Sprechen will hier keiner mit uns.  Da wo die Mineros sind, entstehen schnell provisorische Siedlungen. Es kommen junge Frauen, die sich gerne auch in Gold für ihre Dienste bezahlen lassen. 

Die Geißel des illegalen Goldabbaus wird Peru nicht los. Es wirkt so, als ob der Kampf dagegen weitestgehend aufgegeben wurde. Deswegen denken Politiker  darüber nach, ob es nicht besser sei, ganz offiziell, neue Lizenzen auszugeben, verbunden mit mehr Kontrollen. “Das Ministerium für Energie und Bergbau arbeitet gerade an so einer Gesetzesreform, die es erlaubt in dieser Region mehr Gold abzubauen. Das gesamte Wirtschaftsleben hier hängt nun mal davon ab", erklärt Heraclides del Castillo Valdivia, Gouverneur von Madre de Dios.  

Etwa 400 Gramm des Edelmetalls verkauft ein Goldsucher im Jahr durchschnittlich an die Zwischenhändler. Nicht genug um reich zu werden, aber definitiv mehr als Tagelöhner anderswo bekommen. Deswegen reißt der Zustrom an Glücksrittern auch nicht ab. Selbst Victor will in Zukunft auf Goldsuche gehen. Der Reiz ist einfach zu verlockend, das eigene Leben vergolden zu können: "Ich möchte auch versuchen, mit Gold mein Glück zu machen. Es lohnt nicht mehr als Reiseführer zu arbeiten, es kommen immer weniger Touristen. Damit kann ich nicht genug verdienen, aber die Goldpreise, die steigen.“ 

Schlechte Aussichten für den peruanischen Regenwald, auch wenn die Regierung beteuert, dass es künftig mehr Kontrollen geben soll. Aber die hatte dem Urwald ja auch früher nicht wirklich geholfen.

Autor: Michael Stocks, ARD Studio Südamerika

Stand: 18.05.2015 11:58 Uhr

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