SENDETERMIN Mi., 17.09.14 | 00:15 Uhr | Das Erste

Weltspiegel extra: Scheidung auf Schottisch

Großbritannien vor dem Referendum

Ein Junge hält eine Fahne für die schottische Unabhängigkeit.
Ein Junge hält eine Fahne für die schottische Unabhängigkeit. | Bild: dpa

Die Schotten haben die Wahl. Am 18. September stimmen sie über ihre Unabhängigkeit von Großbritannien ab. Ein "Yes" hätte dramatische Folgen. Es wäre das Ende der 300-jährigen Union mit England. Europas politische Landkarte müsste neu gezeichnet werden.

Das historische Referendum spaltet die Nation im Norden. Niemand wagt derzeit vorherzusagen, wie es ausgehen wird. Umfragen deuten auf ein knappes Ergebnis hin. Die ARD-Korrespondenten Annette Dittert und Frank Jahn treffen Verfechter und Gegner der Unabhängigkeit und hinterfragen, was es bedeuten würde, wenn das Vereinigte Königreich auseinanderbrechen sollte.

Firmen und Banken drohen mit Abwanderung

Die gut 4,5 Millionen Schotten sind stark genug für den Alleingang, meinen die Ja-Sager. Die vorhandene weitreichende Autonomie für Schottland reicht ihnen nicht. Sie möchten die Königin als Staatsoberhaupt und das Pfund als Währung behalten. Aber die Einnahmen durch das Nordsee-Öl, durch ihren weltberühmten Whisky und ihren Erfindergeist wollen sie nicht länger mit den Engländern teilen.

Schotten im typischen Kilt
Umfragen deuten auf einen knappen Ausgang des Referendums hin. | Bild: dpa

Das Nein-Lager dagegen warnt, Schottland isoliere sich ausgerechnet in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die kleine Nation wäre schwächer ohne Großbritannien. Tatsächlich drohen Firmen und Banken mit Abwanderung nach England. Die Regierung in London hat bereits angekündigt, den Schotten nach einer Unabhängigkeit die Währungsunion zu verweigern und spricht von Grenzposten und Passkontrollen für Pendler.

Präzedenzfall für die Katalanen

Das Referendum kommt zu einer Zeit, in der Europa noch längst nicht aus dem Gröbsten heraus ist, und der britische Premier laut darüber nachdenkt, aus der Europäischen Union auszutreten. Eine neue Staatsgrenze würde Europa verändern – weil Großbritannien weniger groß wäre, aber auch weil die EU über eine Aufnahme Schottlands entscheiden müsste. Ein Präzedenzfall etwa für abspaltungswillige Katalanen in Spanien – ein Wagnis nach Krisen mit kleinen Ländern wie Irland.

Der Streit um die Souveränität beweist: Die Schotten sind ein selbstbewusstes Volk. Doch klar ist auch: Ihr Stolz hat seinen Preis.

Ein Film von Annette Dittert und Frank Jahn

Stand: 15.07.2015 15:16 Uhr

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