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Chabarowsk/Russland: Proteste gegen Putins langen Arm

PlayDemonstranten in Chabarowsk
Chabarowsk/Russland: Proteste gegen Putins langen Arm | Bild: BR / Demian von Osten / ARD Moskau

Der Amur - ein stolzer Strom im ressourcenreichen Fernen Osten Russlands. An diesem Strand hat bis vor kurzem Wladimir Prochorenko sein Schlauchboot zu Wasser gelassen, seine Netze ausgepackt und ist Fischen gegangen. Doch die Regeln der staatlichen Fischereibehörde werden immer strenger.

Die Fischbestände – ein Riesen-Streitthema: Wladimir Prochorenkos Netz liegt unbenutzt zu Hause. Er ist überzeugt: Firmen mit guten Kontakten, meist mit Sitz in Moskau, erlaube man den Fischfang - und örtlichen Hobbyfischern wie ihm werde er verboten.

Unzufriedenheit mit Moskau

Auch Sergej Suslikow hat einen Hals auf Moskauer Behörden. Der Mitte 40-Jährige gehört einer regionalen Minderheit an, die von Fischfang und Jagd lebt. Um Fischfangquoten gibt es seit einiger Zeit immer Ärger.

Sergej Suslikow setzt sich auch für den Schutz des Waldes ein. Auch da habe die Zentralregierung in Moskau das Sagen. Doch es ist so viel Korruption im Spiel, dass mehr Holz gefällt wird als erlaubt – zum Nachteil der Region. Ex-Gouverneur Furgal nahm sich des Problems an.

Der zupackende Gouverneur Furgal, selbst aus der Region, war Moskau jedoch wohl ein Dorn im Auge. Anfang Juli nahmen ihn Geheimdienst-Kräfte fest wegen angeblicher Mordaufträge vor 15 Jahren. Jetzt sitzt er in Moskau in Haft.

Demonstrationen für Furgal

"Freiheit für Furgal" fordert auch Sergej Suslikow auf täglichen Demos seit mehr als zwei Wochen. Er hält die Vorwürfe für vorgeschoben.

An Samstagen kommen deutlich über zehntausend Menschen. Viele fordern, dass Furgal der Prozess in Chabarowsk gemacht wird. Moskau misstraut man hier: "Putin, tritt zurück!" rufen sie. Er habe den Menschen ihren Gouverneur weggenommen.

Ein Übergangsgouverneur, der sich in seinem Büro da oben vor den Demonstranten versteckt, das ärgert viele noch mehr.

Die örtliche Polizei hält sich auffallend zurück - sie greift in die eigentlich verbotenen Demonstrationen nicht ein.

Am Amur weiß im Moment keiner, wie es weitergeht. 6000 Kilometer Luftlinie sind es von hier nach Moskau. Immer stärker ärgert die Menschen hier, wenn Politiker in der Hauptstadt über ihre Köpfe hinweg Entscheidungen treffen.

Autor: Demian von Osten, ARD Moskau

Stand: 26.07.2020 20:41 Uhr

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