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Schweden: Schulbeginn ohne Einschränkungen

PlayErwachsene und Kinder in einem Schulhof
Schweden: Schulbeginn ohne Einschränkungen | Bild: BR / Christian Stichler, ARD Stockholm

Stockholm morgens um Acht: Eltern fahren zur Arbeit, Kinder gehen wieder zur Schule. Der Alltag ist zurück. Adrian kommt aus der Tür. Und das sei gut so, sagt der 12-jährige Adrian. Für ihn ist es der erste Schultag nach den langen Sommerferien.

Die Björngardschule im Stockholmer Stadtteil Södermalm war auch das ganze Frühjahr über offen – trotz Corona. An diesem Tag wird der Beginn des neuen Schuljahres gefeiert. Jetzt gilt wieder: Hände desinfizieren, Handy abgeben. Ganz normaler Unterricht im Klassenraum – ohne Mundschutz. Die offenen Schulen gelten als großer Erfolg des schwedischen Sonderweges in der Corona-Krise.

Offene Schulen

Mikael Kalmenstam ist der Rektor der Schule Er selbst musste im Frühjahr fünf Wochen lang mit einer Covid-19-Erkrankung zuhause bleiben. So hart hat es nur ihn an seiner Schule getroffen. Trotzdem zieht er eine positive Corona-Bilanz: "Die Fehlzeiten bei Kindern und Lehrern waren insgesamt sehr viel niedriger als in früheren Jahren. Aber natürlich gab es auch bei uns unruhige Eltern, die ihre Kinder lieber zuhause lassen wollten. Daran mussten wir als Schule arbeiten. Aber am Ende des Schuljahres waren alle Kinder zurück im Unterricht."

Von den offenen Schulen haben vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien profitiert. Ein Argument, das auch Anders Tegnell, Schwedens Staatsepidemiologe, immer wieder anführt. Die hohe Zahl von Todesfällen habe mit falscher Hygiene in der Altenpflege zu tun. Die offenen Schulen seien nicht schuld daran.

Göteborg an der schwedischen Westküste. Wie im ganzen Land kehren nun auch hier die Schüler an die Gymnasien zurück. Das ganze Frühjahr über wurden die Klassen 10 bis 12 digital unterrichtet. Man hat versucht, den Stundenplan einfach beizubehalten. So wie Matilda saßen die Schüler zuhause am Rechner und nicht in der Schule. Das habe gut geklappt, findet die 16-Jährige. Trotzdem sei sie froh, wieder hier zu sein.

Entzerrung der Schule

Normalerweise wird in der Aula der ganze Jahrgang begrüßt. Heute sind es nur zwei Klassen. Die Schule hat sich etwas einfallen lassen, damit nicht alle Schüler gleichzeitig in der mit Bus oder Bahn zum Unterricht kommen müssen.

Dass jetzt wieder alle Schulen offen sind, finden hier alle gut. Aber Kevin und Mohamed sind etwas unsicher, wie lange das so bleiben wird.

Über die offenen Schulen wird auch in Schweden viel diskutiert. Cecilia Naucler ist Professorin für Immunologie am Karolinska-Institut in Stockholm. Zusammen mit 25 weiteren Wissenschaftlern hat sie vor ein paar Tagen einen Artikel veröffentlicht. Die Schulöffnungen sehen sie kritisch – zumindest unter diesen Umständen: "Ich will, dass man zumindest das Tragen einer Maske empfiehlt, so wie in anderen Ländern auch. Im öffentlichen Leben, in Bussen und Bahnen, wenn man keinen Abstand halten kann. Um sich selbst und seine Mitmenschen zu schützen, auch in der Schule, bis wir sehen, wie es geht. Das ist ja nichts, was wir über Jahre machen müssen."

Mit ihrem Sonderweg haben die Schweden zumindest eines geschafft. Sie bieten der Welt einen anderen Blick auf den Umgang mit der Corona-Pandemie.

Autor: Christian Stichler, ARD Stockholm

Stand: 23.08.2020 23:55 Uhr

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